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Wie du befiehlst

Wie du befiehlst

Titel: Wie du befiehlst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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tatsächlich war. Er konnte nicht länger das schwer greifbare Phantom sein, als das er sich augenscheinlich fühlte.
    Sie setzte sich ans Fenster und schaltete den PC ein. Ein relativ veraltetes Modell, wenn man bedachte, dass in der Villa sonst alles auf dem neuesten Stand der Technik war.
    Melissa schlug ein Bein über das andere, während sie wartete, dass der Rechner hochfuhr. Dabei spürte sie noch immer ein Prickeln in ihrer Mitte, dort, wo die Noppen des Dildos sie gereizt hatten. Himmel, sie war ja schon wieder geil. Ausgerechnet jetzt.
    Melissa seufzte. Die Insel hatte sie verändert. Die meiste Zeit über genoss sie ihr neues Ich, aber manchmal machte es ihr auch ein wenig Angst. Sie war ungezügelt, ohne jede Hemmung, ohne Scham.
    Zögerlich tippte sie den Namen Espen Hannigan in die Suchmaschinenmaske ein. Zieh das jetzt durch, ermahnte sie sich, doch sie fühlte sich vor allem wie eine Schnüfflerin. Espen wollte offensichtlich nicht, dass sie mehr über ihn wusste. Schließlich hätte er es ihr sonst von ganz allein erzählt.
    Aber hier ging es um weit mehr. Melissa hatte ihr Herz verloren. Ja, das stand nun fest. Immer wenn sie an ihn dachte, schlug es viel zu schnell. Und im Grunde dachte sie ohne Unterbrechung an ihn. Sie betätigte die Entertaste und bekam überraschend viele Suchergebnisse angezeigt. Besonders häufig stand sein Name in Verbindung mit der Firma »Love Toys«.
    Â»Nie gehört«, murmelte sie und klickte gleich die erste Seite an, die ihr vorgeschlagen wurde. Es handelte sich um die Firmenpräsenz. Bunte Farben schrillten ihr entgegen. Dazu eine ohrenbetäubende Musik, die sie aufzucken ließ, weil sie schmerzhaft in ihren Ohren dröhnte. Rasch regelte sie die Lautstärke herunter.
    Eine halbnackte Frau mit einem Dildo in der Hand, wie Melissa ihn gerade zwischen ihren Beinen gespürt hatte, lächelte dem Betrachter entgegen. »Für mehr Spaß im Bett«, hieß es in einer Sprechblase über ihrem Kopf.
    Â»Ein Sexshop?« Sie klickte sich durch die Seiten. Nein, das war kein Shop. Nicht nur. Es war in erster Linie die Seite eines Herstellers für Liebesspielzeuge. Aber was hatte Espen damit zu tun?
    Ihr kam eine Ahnung. Sie klickte auf den Kontakt-Button, und die Mitarbeiter der Firma wurden ihr aufgelistet. Ohne Fotos. Aber mit vollem Namen und Mailadressen. Ganz oben, unter dem Begriff » Geschäftsleitung « , stand der Name Espen Hannigan.
    Mein Gott. Melissa lachte leise. Das war also das Geheimnis, das unbedingt gehütet werden sollte? Hatte er sich tatsächlich deswegen geniert? Sie schmunzelte. Mit Liebesspielzeugen konnte man also Millionen verdienen. Wer hätte das gedacht. »Love Toys«-Produkte, so wurde sie auf der Seite belehrt, seien Verkaufsschlager auf der ganzen Welt. Na ja, es gab sicherlich überall liebeshungrige und experimentierfreudige Menschen. Da konnte natürlich schon ein Sümmchen zusammenkommen.
    Melissa war jedenfalls froh, endlich zu wissen, was er beruflich machte. Sie hatte schon befürchtet, es sei etwas Ille­gales. Doch dies war in der Tat eine Überraschung, aber gar keine unangenehme. Sie presste die Beine leicht zusammen, denn das Prickeln hatte sich nur noch mehr verstärkt. Ihre Hand war schon auf dem Weg zu ihrer Scham, aber dann fiel ihr ein, dass sie ja eigentlich Nachforschungen hatte anstellen wollen.
    Sie klickte die Seite weg und durchsuchte die Linkliste, die ihr angezeigt wurde, nach weiteren Informationen. Und das waren einige. Melissa musste sich durch mehrere Webseiten klicken, ehe sie von belanglosem Klatsch auf etwas wirklich Interessantes stieß.
    Ein alter Artikel aus den Neunzigern: »Sexeskapaden: ­Millionär verstößt Sohn. New York. Vorstandsmitglied des milliardenschweren Bruda-Konzerns Steven Hannigan (52) verstößt Sohn wegen anhaltender Sexeskapaden. Espen Hannigan (19) erstattet Anzeige gegen seinen Vater wegen Körperverletzung.«
    Melissa konnte es nicht fassen. Sie musste diesen Zeilen mehrmals lesen, ehe sie sie begriff. Espens Vater war offenbar auf ihn losgegangen, weil sein Sohn durch negative Schlag­zeilen aufgefallen war. Sie klickte weiter, fand Berichte inklusive Fotos, die den jungen Espen mit verschiedenen Frauen, manchmal sogar mit mehreren gleichzeitig zeigten. Ein Hal­lodri, wie er im Buche stand. Die Presse hatte sich das Maul über Steven Hannigan zerrissen, und

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