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Wie du Ihr

Wie du Ihr

Titel: Wie du Ihr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Beckett
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und die Stille wurde durch das Knistern des Funkgeräts unterbrochen.
    »Hier spricht JG67.« Ms Jenkins saß am Tisch und sprach mit ruhiger Stimme in das Funkgerät. Sie war viel härter im Nehmen, als ich gedacht hatte. »Hier spricht JG67. Können Sie mich hören? Over.«
    Wir scharten uns um sie und warteten auf die knisternde Antwort. Nichts. Sie versuchte es wieder und wieder. Dreißig Minuten lang immer dieselbe Nachricht. Als wäre sie ganz sicher, dass beim nächsten Mal jemand antwortete. Doch es antwortete keiner.
    Dann krochen wir in unsere Betten. Alle fünf dicht nebeneinander in der unteren Etage. Sobald ich die Augen schloss, füllte sich mein Kopf mit Bewegung. Als ich eindöste, fühlte ich mich wieder wie ein Baby, das langsam in den Schlaf schaukelte.

11
    21. April
    Ich habe mir ein Ziel gesetzt. Noch drei Tage. Dann ist der Arzt tot. Wenn ich zu lange warte, entdeckt man mich bestimmt. Es hört sich so einfach an, wenn ich es aufschreibe. Dann ist der Arzt tot. An einem Ort wie diesem muss es zig Möglichkeiten geben, jemanden umzubringen, und ich hatte mehr als genug Zeit, um mir Gedanken zu machen. Doch je länger ich darüber nachdenke, desto schwieriger kommt es mir vor. Das kommt bestimmt von der Angst.
    Wenn gar nichts anderes geht, greife ich ihn einfach direkt an. Aber nur wenn mir wirklich nichts anderes übrig bleibt. Im Fernsehzimmer gibt es einen Stuhl, bei dem man die Beine abschrauben kann. Das Stuhlbein liegt gut in der Hand und hat genau das richtige Gewicht, um es als Waffe zu benutzen. Ich muss mich nur von hinten anschleichen und dann so lange auf ihn einschlagen, bis sein Kopf kein Kopf mehr ist. Ich wäre dazu imstande. Und dann könnte ich sogar auf geistige Unzurechnungsfähigkeit plädieren – die passende Diagnose dazu hat der Arzt ja schon gestellt. Natürlich hätte das seinen Preis. Möglicherweise müsste ich den Rest meines Lebens an einem Ort wie diesem verbringen. Aber ich könnte wieder sprechen und Besucher empfangen. Es wäre es wert. Das größte Problem ist das Risiko, dass ihm jemand zu Hilfe kommen und meinen Plan vermasseln könnte, ehe ich ihn zu Ende gebracht habe. Oder das Risiko, dass ich nicht stark genug wäre. Das könnte ich nicht ertragen. Ich würde es nicht ertragen, noch einmal zu versagen.
    Ich habe auch schon überlegt, ob ich ihn vergiften soll. Ich habe sämtliche Pillen gesammelt, die eigentlich für mich bestimmt waren, und sie hier in diesem Raum versteckt. Dummerweise weiß ich nicht, was es für Medikamente sind und wie sie genau wirken. Außerdem habe ich keine Ahnung, wie ich sie ihm unauffällig verabreichen soll. Es ist ja nicht gerade so, dass wir zusammen zu Abend essen. Und vor allem wäre ich dann bei seinem Todeskampf nicht dabei. Das will ich nicht. Ich will dabei sein. Ich will es sehen. Ich will es miterleben.
    Die Psychiatrie befindet sich im dritten Stock und die Fenster gehen auf einen asphaltierten Hof hinaus. Ich stelle mir immer wieder vor, wie er durch die Luft fällt und verzweifelt um Hilfe ruft, während sein Leben im Zeitraffer an ihm vorbeizieht und keiner außer mir zusieht. Leider sind sie hier nicht so dumm, dass sich die Fenster einfach so öffnen ließen. Wenn dem so wäre, würden hier bestimmt mehrere Leute am Fenster vorbeifliegen. Wenn es nur eine Möglichkeit gäbe, ihn auf einen der Balkone zu locken. Ich habe mir überlegt, dass ich ihn auf einer seiner Runden ansprechen könnte. Ich könnte ihm zeigen, dass ich sprechen kann, und ihn unter einem Vorwand nach draußen locken. Oder ich stürze mich einfach auf ihn und werfe ihn durch ein Glasfenster. Es gibt auch eine Feuerleiter, aber ich weiß nicht, wie ich ihn dorthin bringen soll. Vielleicht wenn ich einen Feueralarm auslösen würde. Die Idee ist noch nicht ganz ausgereift.
    Ich stelle mir einfach nur immerzu vor, wie der Arzt in die Tiefe stürzt.
    Ich könnte auch jemand anders dazu bringen, die Aufgabe für mich zu erledigen. Bestimmt gibt es hier Leute, die nur einen kleinen Anstoß bräuchten, um noch mehr durchzudrehen. Man könnte einen Tumult verursachen, mit ihm mittendrin. Es wäre toll zu sehen, wie er von einem Haufen Verrückter verprügelt wird. Trotzdem ist es zu unsicher. Zu unberechenbar. Manchmal wünschte ich, er wäre eine Katze. Dann hätte er sieben Leben und könnte sieben Mal sterben. Und ich könnte mir sieben verschiedene Tode für ihn ausdenken und mit ansehen.
    Aber das sind alles nur Träume. In Wirklichkeit sitze

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