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Wie du Ihr

Wie du Ihr

Titel: Wie du Ihr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Beckett
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die Exkursion bereits vorüber. Wir hatten versagt, auch wenn es eigentlich nicht unsere Schuld war. So sah ich das.
    Rebecca stapfte mit finsterer Miene zu ihrem Bett und kam mit Karte und Kompass zurück. Sie warf beides vor uns auf den Tisch und trat wieder auf die andere Seite neben Ms Jenkins.
    »Wenn man die Karte aufklappt, kann man übrigens mehr erkennen«, erklärte sie schnippisch.
    »Also gut.« Ms Jenkins versuchte, unsere Aufmerksamkeit wieder auf die wichtigen Dinge zu lenken. Ich fragte mich, wie sie es schaffte, uns nicht anzuschreien oder zu ohrfeigen. »Wir gehen hier entlang zurück, vorbei an Hell's Gate. Ich schätze, dass es hier und hier und vielleicht auch hier am schlimmsten mit den Erdrutschen aussieht. Das bedeutet große Umwege. Einfach darüberzuklettern wäre zu gefährlich. Das heißt, wir werden uns häufig durchs Gebüsch kämpfen müssen. Wenn wir es bis hierher geschafft haben, gehen wir entweder den Bull Mound runter oder den Kamm des Mount Marchant entlang. Vor Ort sehen wir hoffentlich, was die klüger ist. Ihr müsst unbedingt versuchen, eure Ausrüstung so wasserdicht wie möglich zu machen. Ich habe noch ein paar Reservehüllen dabei, falls noch jemand welche braucht. Ich habe keine Ahnung, wie schwer der Abstieg werden wird. Aber wir sollten damit rechnen, dass wir mindestens eine Nacht im Freien verbringen müssen. Noch Fragen?«
    »Tun wir es einfach.«
    »Gut. Aber zuerst möchte ich noch von euch wissen, wie es euch nach alldem geht. Ganz ehrlich. Rebecca?«
    »Mir geht's gut.«
    »Immer noch sauer auf die anderen?«
    »Ein bisschen.«
    »Vergiss es einfach.« Ich sah, wie Rebecca etwas auf den Lippen lag, sie dann aber lächelte.
    »Gut. Was ist mit dir, Jonathan?«
    »Ich freu mich drauf.«
    »Im Ernst.«
    »Ich bin in Ordnung«, erklärte er achselzuckend.
    »Lisa?«
    »Ich bin ein bisschen müde. Und ich habe Angst.«
    »Wovor?«
    »Dass ich nicht mithalten kann.«
    »Okay. Du gehst in der Mitte. Na gut, dann kann's jetzt losgehen.«
    »Ähm, Ms Jenkins?« Es war Lisa, der es auffiel.
    »Ja?«
    »Sie haben Marko gar nicht gefragt.«
    Ms Jenkins versuchte, ein überraschtes Gesicht zu machen. Trotzdem wusste ich genau, was los war. Sie hatte meinen Namen vergessen. Lisas Name war ihr eingefallen, aber meiner nicht. Ich war dunkelrot vor Verlegenheit und stinksauer. Mir war nicht klar gewesen, wie unscheinbar ich war.
    »Also, Marko«, sagte Ms Jenkins und versuchte, sich den Namen einzuprägen. »Wie geht es dir?«
    »Ich will einfach nur los«, sagte ich beleidigt und sie fragte nicht weiter.
    »Kann ich verstehen. Bevor wir aufbrechen, laufe ich noch schnell zum Weg runter und schau nach, ob man dort überhaupt durchkommt. Ich bin gleich wieder da. Vielleicht macht ihr solange noch die Spüle sauber? Könnte nicht schaden. Und denkt daran, dass ihr ein paar Tage lang nicht in die Nähe eines Klos kommen werdet. Also, bis gleich.«
    Sie stellte ihren Rucksack neben der Tür ab. Dann war sie weg. Wir warteten und sahen zu, wie Rebecca das Spülbecken mit einem ekligen alten Schwamm sauber machte. Schließlich schlug Jonathan vor, dass wir uns die Wartezeit mit Kartenspielen vertreiben sollten. Aber Rebecca meinte, das würde sich nicht lohnen. So saßen wir schweigend da und warteten. Lisa sah immer wieder auf die Uhr und Jonathan sagte mehrmals: »Seht ihr, wir hätten doch Karten spielen können.«
    Ich hab mir keine großen Gedanken gemacht. Ich machte mir keine Sorgen. Ms Jenkins konnte sehr gut auf sich aufpassen. Wenn es länger dauerte, gab es bestimmt einen guten Grund dafür. Die Minuten verstrichen.
    »Sie ist jetzt eine Dreiviertelstunde weg«, sagte Lisa schließlich. »Das ist zu lang.«
    »Wir können eh nichts machen«, sagte Jonathan. »Sie wird bestimmt bald aufkreuzen.«
    »Aber vielleicht sollten wir nachsehen, wo sie so lange bleibt.«
    »Dann geh doch.«
    »Ich meinte nicht mich.«
    »Es wäre sowieso das Dümmste, was wir tun könnten«, sagte Rebecca. »Man soll eine Gruppe nie auseinanderreißen, wenn es nicht unbedingt sein muss.«
    Irgendwie hat mich das getroffen. Wie sie mit uns redete. Als wäre sie was Besseres. Als wären wir kleine Kinder. Ich hatte es satt. Genau so, wie ich es satthatte, unsichtbar zu sein. Also stand ich auf, ehe ich überhaupt darüber nachdenken konnte.
    »Ich werde trotzdem mal nachsehen, wo sie bleibt«, erklärte ich. »Bin gleich wieder da.« Ich war draußen, ehe irgendjemand etwas sagen konnte. Ich glaube,

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