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Wie du Ihr

Wie du Ihr

Titel: Wie du Ihr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Beckett
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Rebecca.
    »Weil wir kein Essen haben. Wenn wir hierbleiben, verhungere ich.«
    »Wir haben noch jede Menge Proviant.«
    »Aber nicht so viel.«
    »Wir haben doch die Notfallrationen dabei. Wir werden schon nicht verhungern.«
    »Am besten überprüfen wir das sofort«, sagte Ms Jenkins. »Das ist ein wichtiger Punkt. Jeder holt seinen Proviant und legt ihn auf den Tisch. Und zwar alles, auch die heimlichen Vorräte.«
    Ich wusste genau, was als Nächstes geschehen würde. Der Haufen auf dem Tisch war nicht besonders groß. Wir hatten eine Tafel Schokolade, mehrere Beutel Reis, mein halbes Päckchen Erdnüsse, eine Möhre, eine kleine Salami und eine Tüte zerdrückter Brötchen. Ms Jenkins legte noch Käse, Kekse und eine große Packung Müsliriegel dazu. Trotzdem sah es immer noch so aus, als stünde die Entscheidung längst fest.
    »Aber das kann nicht sein!« Lisa starrte ungläubig auf den Tisch. »Wir hatten viel mehr. Was ist denn mit dem Brot und den Nudeln?«
    »Das haben die Ratten angefressen«, erinnerte sie Jonathan.
    »Aber nicht die Nudeln.«
    »Stimmt. Wo sind sie?«, fragte Rebecca.
    Jonathan und ich wechselten einen Blick und wir dachten beide darüber nach zu lügen.
    »Wir, ähm, haben sie gegessen«, gestand ich. »Als wir in Riversdale übernachtet haben. Nachdem die Pizzas verbrannt waren, hatten wir einen Riesenhunger und -«
    »Was heißt hier wir?«, fragte Rebecca scharf. »Das waren fünf Pakete!«
    »Ich und Jonathan und noch ein paar Typen, die Karten gespielt haben.«
    »Wir konnten doch nicht ahnen, was passieren würde«, versuchte sich Jonathan zu rechtfertigen. Vergeblich. Damals schien es nicht wichtig zu sein, aber es war eine schwache Entschuldigung und das wussten wir. Rebecca starrte uns zornig an und wir schwiegen verlegen. Ich hoffte, Ms Jenkins käme uns zu Hilfe. Tat sie aber nicht.
    »Vielleicht reicht es ja trotzdem«, meinte Lisa leise. Sie sah Ms Jenkins an. »Was glauben Sie? Was sollen wir jetzt tun?«
    »Das müsst ihr entscheiden.«
    »Nein«, widersprach Lisa. »Sie entscheiden. Es ist zu wichtig. Wir machen nur wieder alles falsch.«
    »Sagen wir so«, sagte Ms Jenkins. »Ich glaube, beide Möglichkeiten sind nicht verkehrt, solange wir uns einig sind und uns entsprechend verhalten. Normalerweise wäre ich dafür hierzubleiben. Aber wir wissen nicht, wie schlimm die Dinge unten in der Stadt wirklich stehen. Wer weiß, wie lange es dauert, bis Hilfe kommt. Egal, wofür wir uns entscheiden, wichtig ist, dass wir uns auf eine Möglichkeit einigen. Deshalb möchte ich von jedem wissen, was er denkt.«
    Wir bemühten uns, es ihr zu sagen. Einer nach dem anderen mit nervöser Stimme. Hierzubleiben schien das Vernünftigere zu sein. Bestimmt würden sie das auch in einem Ratgeber über Sicherheit in den Bergen empfehlen. Dagegen sprach die Tatsache, dass wir alle so schnell wie möglich nach Hause wollten. Die Vorstellung, hier oben auszuharren und zuzusehen, wie die Vorräte schwanden, während wir uns schreckliche Sorgen um unsere Familien und Freunde machten, war unerträglich. Wir stimmten mit drei gegen eine Stimme dafür, nicht zu bleiben. Ich war die Gegenstimme. Eigentlich wollte ich gar nicht hierbleiben. Ich wollte nur demonstrieren, dass ich verantwortungsvoll sein konnte, nachdem ich das mit den Nudeln vermasselt hatte.
    »Na gut. Dann gehen wir also«, sagte Ms Jenkins.
    »Sind Sie sicher, dass es die richtige Entscheidung ist?«, fragte Lisa.
    »In diesem Fall ja. So, und jetzt holt bitte eure Karten und Kompasse. Wir müssen uns überlegen, welche möglichen Routen es von hier aus gibt.«
    »Und was ist, wenn wir keine Karten und Kompasse haben?«, fragte Jonathan. Ich starrte auf den Boden. Lisa auch. In einer der Mittagspausen hätten wir uns die Sachen besorgen sollen. Aber es war so angenehm warm in der Sonne gewesen. Noch etwas, was uns damals nicht wichtig erschienen war.
    »Verdammt noch mal!«, entfuhr es Rebecca. »Erst fresst ihr unseren Proviant auf und dann habt ihr weder Karte noch Kompass dabei. Habt ihr wenigstens Regenjacken?« Ich dachte schuldbewusst an meine halbwegs wasserdichte Jacke, die ich mir in letzter Minute ausgeborgt hatte.
    »Reg dich nicht auf, Rebecca«, sagte Ms Jenkins.
    »Doch, ich rege mich auf. Die sind alle so was von unfähig!«
    »Und du bist ja so perfekt«, entgegnete Lisa. Jonathan grinste. Mir war es egal, was sie dachten. Ich war müde. Alles war schiefgegangen. Ich wollte nur noch nach Hause. In meinem Kopf war

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