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Wie du Ihr

Wie du Ihr

Titel: Wie du Ihr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Beckett
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ich hier allein in diesem kleinen Raum. Heute kommt er mir noch kühler vor als sonst. Mir ist außen und innen kalt. Die Kälte von innen kommt von dem Wissen, dass nicht nur ich Pläne habe, sondern er bestimmt auch. Vielleicht denkt er gerade jetzt, wo ich hier sitze und schreibe, darüber nach. Nur noch drei Tage und es gibt noch so viel zu tun. Wenn er das nächste Mal auf die Station kommt, werde ich ihm heimlich folgen. Ich brauche mehr Informationen.
    Und nun muss ich Worte für etwas finden, was ich nicht länger hinausschieben kann. Für das, was all das hier erklärt. Auch wenn es mir unendlich schwerfällt, es aufzuschreiben.

12
    Am nächsten Morgen wachte ich benommen auf. Ich erkannte die einzelnen Teile meiner Welt, konnte sie aber nicht zu einem Bild zusammensetzen. Es war, als hätte ein Sturm die Puzzleteile durcheinandergewirbelt. Dieselbe Hütte, dieselben Schlafsäcke, dieselben Gesichter. Doch drum herum eine Welt, die kopfstand. Und dazu noch die Bilder der vergangenen Nacht in meinem Kopf. Ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte.
    Zuerst konzentrierte ich mich auf simple Tätigkeiten, in der Hoffnung, dass dann wieder alles in Ordnung käme. Das taten wir alle. Rebecca setzte Wasser auf, Ms Jenkins widmete sich erneut dem Funkgerät, Lisa focht ihren allmorgendlichen Kampf mit der Ausrüstung und fluchte über einen einzelnen Strumpf und eine verschollene Zahnbürste. Jonathan lehnte sich zurück und beobachtete alles mit dem üblichen Grinsen, auch wenn es nicht mehr so selbstsicher wirkte. Und ich öffnete mein Päckchen mit Erdnüssen, das ich für Notfälle aufbewahrt hatte. Ich ging davon aus, dass dies als Notfall galt. Keiner von uns sagte viel.
    Ms Jenkins forderte uns auf, uns an den Tisch zu setzen und unser Müsli zu essen. Während wir langsam kauten, versuchte sie, uns die Lage zu erklären. Ihre Rolle war unmissverständlich.
    Sie trug jetzt die Verantwortung und würde uns in Sicherheit bringen. Die Regeln hatten sich geändert.
    »Also gut. Zu heute. Ich bin noch vor Sonnenaufgang zum Gipfel hochgegangen. Es brennt immer noch nirgends Licht. Als es hell wurde, habe ich gesehen, dass der Schaden hier oben auch ziemlich schlimm ist. Rundherum gibt es mehrere Erdrutsche und so, wie es aussieht, hat sich weiter unten eine riesige Spalte geöffnet. An der Stelle, wo wir gestern Abend saßen, ist ein kompletter Felsvorsprung weggebrochen.«
    »Mann, haben wir Glück gehabt!«, sagte Rebecca.
    »Später hat es sich zugezogen, deshalb konnte ich nicht mehr so viel erkennen. Jedenfalls schien es so, als wäre auf dem Mount Marchant auch eine Gerölllawine niedergegangen. Ich bin zwar keine Expertin, aber ich nehme an, dass die Erdrutsche auch in den Tälern Schaden angerichtet haben. Es kann sein, dass sich dort der Fluss staut. Was noch? Ich bekomme immer noch keinen Funkkontakt, was mir sehr sonderbar vorkommt. Das heißt, wir haben keinen Wetterbericht. Unter diesen Voraussetzungen wäre es verrückt, die Gipfel zu überqueren, vor allem bei der schlechten Sicht. Bleiben also nur zwei Möglichkeiten.«
    Sie hielt inne und sah uns eindringlich an, als wollte sie sichergehen, dass wir verstanden.
    »Ich will die Sache nicht schlimmer machen, als sie ist. Rebecca hat recht. Wir hatten ein Riesenglück und hier oben sind wir im Moment sicher. Aber ich möchte, dass ihr eins begreift: Die Lage ist wirklich ernst und wir müssen sehr, sehr vorsichtig sein. Das ist euch doch klar, oder?«
    Wir nickten. Sie würde vorsichtig sein. Und wir würden tun, was sie sagte. Es war nicht allzu schwierig.
    »Gut. Wo war ich?«
    »Zwei Möglichkeiten.« Wir anderen saßen immer noch auf unseren Plätzen, doch Rebecca hatte ihr Müsli bereits aufgegessen, sich neben Ms Jenkins gestellt und sich wortlos zu ihrer Assistentin ernannt.
    »Genau. Also, wir können noch eine Nacht oder sogar zwei hierbleiben und warten, bis sich die Lage da unten wieder etwas normalisiert hat. Irgendwann werden wir wieder Funkkontakt haben, da bin ich mir ganz sicher. Dann können wir ihnen mitteilen, dass uns nichts passiert ist, und den Rat der Bergwacht befolgen. Die andere Möglichkeit wäre, sehr, sehr vorsichtig wieder von hier runterzugehen, und zwar auf dem Weg, den wir gekommen sind. Wahrscheinlich werden wir nur sehr langsam vorankommen, je nachdem, wie es mit den Geröllfeldern aussieht. Schätzungsweise drei Tage. Keine Ahnung.«
    »Dann lieber weg von hier«, sagte Jonathan.
    »Und warum?«, fragte

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