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Wie du Ihr

Wie du Ihr

Titel: Wie du Ihr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Beckett
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sagen. Sie wusste sofort Bescheid.
    »Vielleicht ist er nur auf der Toilette«, flüsterte sie. Kein »Na und?« oder »Und wennschon«.
    »Warum ist er überhaupt wach? Mit fünfzehn Milligramm müsste er die ganze Nacht durchschlafen.«
    »Man kann nicht immer genau sagen -«
    »Das weiß ich selbst.«
    Sie gingen leise zum Schwesternzimmer zurück und ihr Flüstern wurde unverständlich. Ich hatte immer noch den verzweifelten Tonfall in der Stimme des Arztes im Ohr, der mir sagte, dass er vor Schwester Margaret nichts zu verbergen hatte. Ihre knappen Antworten flogen wie Warnpfeile durch die Luft. Ich stand wie gelähmt da und fragte mich, wie viel sie herausbekommen und dem Arzt erzählt hatte. Wenn er weiß, dass ich keine Medikamente mehr nehme, dann schlägt er bestimmt bald zu. Er muss einen Plan haben.
    Ich hörte Schritte in Richtung Toilette. Es klang aber nur wie ein Paar Füße. Der andere hielt vermutlich Wache. Ich zählte bis zwanzig und hoffte, dass das zweite Paar ebenfalls weggehen würde. Nichts. Ich ging auf alle viere und wagte einen kurzen Blick nach draußen. Der Arzt stand mit dem Rücken zu mir und wartete auf Margarets Rückkehr. Er stand etwa fünf Meter von mir entfernt. Auf der Hut. Kein guter Zeitpunkt für einen Angriff.
    Ich stand langsam auf und überlegte, wie groß die Chance war, unbemerkt in mein Bett zu gelangen. Die Tür lag fast gegenüber. Nur vier oder fünf Schritte von mir weg. Ich musste es versuchen.
    Ich stellte mich auf ein Bein, dann auf das andere. Dabei drehte ich den freien Knöchel jeweils in der Luft, um sicher zu sein, dass er locker war und nicht verräterisch knackte. Ich lief los. Hastige Schritte auf Zehenspitzen. Ich hatte nicht die Nerven, langsam zu gehen. Wenn er sich umgedreht hätte, wäre ich einfach weitergelaufen, den Flur entlang in die andere Richtung. Weg von der Station. Weg von allem.
    Er drehte sich nicht um. Ich schaffte es unbemerkt bis zu meinem Bett. Die Angst hatte meinen Körper voller Adrenalin gepumpt und ich dachte immer noch fieberhaft über einen Ausweg nach. Nach einer Chance, die Oberhand zu behalten. Schließlich legte ich mich auf den nackten Fußboden auf der anderen Seite des Betts, wo er vorher vielleicht nicht nachgesehen hatte. Ich schloss die Augen und wartete.
    Zehn Minuten später kamen sie wieder und flüsterten immer noch hektisch miteinander.
    »Sehen Sie! Ich hab's doch gesagt. Er ist weg!«
    »Warten Sie mal.« Margarets Schritte kamen näher. »Da ist er doch. Der dumme Kerl hat sich auf den Boden gelegt.«
    Langes Schweigen. Der Arzt betrachtete mich misstrauisch und versuchte, sich einen Reim darauf zu machen.
    »Hat er das schon mal gemacht?«
    »Keine Ahnung.«
    »Dann legen Sie ihn wieder ins Bett.« Immer noch wütend. Immer noch unsicher.
    Margaret rüttelte mich an der Schulter und ich tat so, als wäre ich benommen und verwirrt. Der Arzt war schon gegangen. Margaret sah wortlos zu, wie ich wieder in mein Bett kletterte.
    Und jetzt schreibe ich all das so hastig auf, dass ich meine eigene Schrift kaum entziffern kann. Denn sicher ist nur eins: Mir bleibt nicht mehr viel Zeit.

14
    Wir hörten, wie sie überall nach uns suchten. Sie hatten uns aus den Augen verloren und stapften planlos durchs Gebüsch. Aber das machte meine Angst nicht kleiner. Wir kauerten hinter dem Baumstamm und gaben keinen Mucks von uns. Ich hörte, wie sich die Männer auf dem Weg über uns trafen. Sie stritten über irgendetwas. Die Stimme, die ich wiedererkannte, wurde lauter als die anderen. Dann hörten wir, wie sie zur Hütte zurückgingen.
    »Mensch, Marko. Was ist denn eigentlich los?«, fragte Jonathan. Seine Stimme verriet mir, dass er nicht im Geringsten ahnte, was geschehen war. Er erwartete eine Geschichte mit einem Punkt am Ende, an die wir uns später erinnern und über die wir lachen konnten. Nicht das, was ich ihm erzählen musste. Dass es erst der Anfang war und wir mittendrin. Ich wollte nicht sprechen. Ich wollte überall sein, nur nicht hier. Ich wollte, dass sie es wussten, ohne dass ich es ihnen sagen musste.
    »Komm schon, Marko. Du machst uns Angst«, sagte Rebecca.
    »Es ist wegen Ms Jenkins, stimmt's?«, vermutete Lisa.
    Ich nickte und versuchte, im Geiste die richtigen Worte zu finden. Aber es gab sowieso keine richtigen Worte. Alle Worte darüber konnten nur falsch sein.
    »Ich hab sie gesehen. Sie ... sie haben sie umgebracht. Sie ist tot. Ms Jenkins ist...«
    Mehr brachte ich nicht heraus. Die Worte

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