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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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schon kurz nach ihrem Einzug mit ihr angefreundet und ihr abends regelmäßig Fleisch- oder Wurstreste vor die Tür gestellt.
    Will hatte sich nie um die nichtsnutzige Fellkugel gekümmert und eine Zeit lang nach Jennys Tod versucht, sie wie viele andere Erinnerungen zu verscheuchen. Schlussendlich hatte Will kapituliert und Faye in sein Leben mit aufgenommen.
    „Na, du Miststück?“ Er tätschelte ihren massiven rotpelzigen Kopf, den sie schnurrend an seinen Unterschenkeln rieb.
    Faye interessierte sich nicht für Wills Lebensumstände, nur für ihre abendliche Extraration. Das tröstete ihn irgendwie. Als sie ihm ins Haus und über die Treppen nach oben bis ins Schlafzimmer folgte und zielsicher das Fußende seines Bettes ansteuerte, versperrte er ihr diesmal nicht den Weg. Er brauchte heute Abend Gesellschaft, die Wärme eines Lebewesens, und wenn es die der Nachbarskatze war, dann sollte ihm das auch recht sein.

Familientreffen
     
    Ma schien immer erst dann glücklich zu sein, wenn das Haus voller Leute war. Deshalb hatte sie nach mehreren Runden im Pub darauf bestanden, die ganze Familie nach Hause einzuladen, um Lucky noch einmal vereint die Ehre zu erweisen.
    Dally konnte nicht viel Einigkeit erkennen. Im Augenblick lagen sich Kierans zwei Ältesten über den neuen Gameboy in den Haaren, untermalt von Kierans Tieftöner-Stimme, der ihnen alle möglichen Folgen ihres Verhaltens androhte.
    Dally hatte sich in die Küche geflüchtet und bereitete sorgfältiger als notwendig den Kakao zu, den Ben bestellt hatte. Wenn er sich etwas zurücklehnte, konnte er seinen Sohn neben Marie sitzen sehen, wie er heimlich die Gewürzgurkenscheiben aus seinem Sandwich fischte.
    „Marie sagt, er spricht schon eine Menge Gälisch.“ Ohne aufzusehen, schichtete Ma ihre Sandwiches zu Türmen. „Du hattest auch immer so viel Talent für Sprachen.“
    „Das war Seán.“
    „Ach so“, sagte sie unbekümmert; und nach einer Pause: „Ich finde, Marie erzieht ihn ganz fantastisch.“
    Das musste ja kommen. Mindestens eine Bemerkung über Maries Unfehlbarkeit gehörte zu jedem Treffen mit Ma. Sie war es auch gewesen, die Marie geradezu erpresst hatte, hierherzukommen.
    „Wart’s ab. Ich hab auch keinen Ärger gemacht, bis ich zehn war.“
    Sie gab einen gedehnten Seufzer von sich, betrachtete zuerst ihren geometrisch exakten Sandwichturm, dann ihren Zweitgeborenen.
    „Du hattest nie böse Absichten. Das ist es, was für mich zählt.“
    Ihre Stimme war so bestimmt, so frei von jedem Zweifel. Dally konnte ihrem Blick nicht standhalten.
    „Bring du den Kakao und die Sandwiches rein, ich bring was rauf zu Aidan“, widmete sie sich dem nächsten Thema.
    Ach ja, Aidan. Seit ihrer Ankunft verschanzte er sich in seinem Zimmer im ersten Stock und wartete darauf, dass Gregs heiliger Zorn über ihn hereinbrach.
    „Ich mach das schon, Ma. Wenn du nicht auftauchst, stellt Dad bloß Fragen.“
    Sie lächelte Dally an, zufrieden, dass die Front gegen den gemeinsamen Widersacher noch geschlossen war, und schlängelte sich an ihm vorbei.
    Dally goss ein Glas Milch ein, entfernte ein paar Ziegel aus dem Sandwichturm, schlichtete sie auf einen Teller, nahm sie mit auf seinen Weg in den ersten Stock.
    Gurken, Eiermayonnaise, Brunnenkresse. Wie verdammt englisch.
    Auf halbem Weg ins Zimmer stieß die Tür auf Aidan, der am Boden saß.
    „Kannste nicht anklopfen?“, knurrte er, machte aber Platz.
    Dieses Zimmer war überfüllt gewesen, seit Dally denken konnte. Schon die beiden Stockbetten füllten es zur Hälfte. Alles, was im Schrank keinen Platz hatte, verteilte sich auf drei Regalreihen, die Greg irgendwann als Notlösung angebracht und nie wie versprochen durch bessere ersetzt hatte.
    „Was willste? Vertrittste jetzt schon Dad?“ Aidans dunkle Augen spießten Dally geradezu auf.
    Anstatt einer Antwort stellte er seine Friedensgaben auf den Minischreibtisch unter dem Fenster, an dem er selbst seine akademische Karriere begraben hatte.
    „Willste mir ’ne Moralpredigt halten? Dann vergiss es.“ Aidans nackte Arme waren zwangsjackenartig ineinander verschränkt. „Du bist der Letzte, der mir irgendwas vorhalten darf.“
    Ganz ruhig. Geduld ist eine Tugend.
    Er setzte sich gegenüber von Aidan auf das untere der Stockbetten. Es roch unverwechselbar nach Seán, wenn er sein Parfum mal ausnahmsweise vergaß – eine Mischung aus Curry und Wollpullover. Er massierte mit dem linken Daumen seine rechte Handinnenfläche. Half beim

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