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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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Erlebnisse ließen ihn deutlich älter als auf dem Papier aussehen. Mit gesenktem Kopf hörte er einer Blondine im Trenchcoat zu. Beide hatten die verkniffenen Gesichter von Menschen, die um jeden Preis Haltung bewahren wollten. Dieser Blick im Niemandsland zwischen starr und gehetzt – Will kannte ihn noch von den wenigen Fotos, die ihn vor Jennys Einäscherung zeigten.
    Das nächste Foto hatte seiner Vorstellung von Ferguson weit besser entsprochen. Darauf starrte er Brian Hanlon, der neben ihm herging, mit unverhohlener Abneigung an. Abneigung war nicht mal das richtige Wort. Eher, als würde jeden Augenblick etwas Ungeheuerliches seine äußere Hülle durchbrechen. Das war der Gesichtsausdruck eines Mörders, den Will auf dem Foto zuvor vergeblich gesucht hatte. Hanlon hingegen wirkte völlig entspannt, als erzähle er von der Gartenarbeit, laut Akte sein Steckenpferd.
    Das irritierende Quietschen von Hughs Stiefeln erinnerte ihn daran, dass er noch nicht geantwortet hatte.
    „Schon ’n komisches Gefühl, Ferguson so zu sehen. Ich kann’s kaum glauben, dass wir in so kurzer Zeit so viel rausholen konnten.“
    Hughs Lachen hatte etwas Zurechtweisendes.
    „Weil ich schon ewig dran arbeite, mein Lieber. Lange hat sich nichts getan, aber mit Callahan sind wir auf ’n Wespennest gestoßen. Wir sind auf dem richtigen Weg, sag ich dir.“
    Wills Golf stand am Ende der Ventry Street, schräg unter einer Straßenlampe. Er bückte sich und warf einen Blick unter seinen Golf. Alles wirkte normal. Keine Drähte, keine verdächtigen Ausbuchtungen. Er sah Hughs Stiefel auf der Beifahrerseite. Noch in der Hocke, umkreiste er die Fahrerseite. Nichts.
    „Warum ist Ferguson nicht auf der Liste für heute Abend?“
    „Ist er doch.“ Die Stiefel begannen auf und ab zu wippen. „Indirekt zumindest.“
    In Wills Wange erwachte die altbekannte Glut wieder aus ihrem Schlaf. Trotzdem wartete er mit seiner Reaktion, bis sie im Wagen saßen.
    „Halt mich hier nicht zum Narren, ja? Ich bin keines deiner kleinen Greenhorns. Wir haben Ferguson schwarz auf weiß, zusammen mit Hanlon. Wir wissen, was er getan hat, wo er wohnt. Also warum ist er nicht auf der Liste?“
    Will hatte es noch nie nötig gehabt, seine Stimme zu erheben. Lärm war ihm ein Gräuel, egal woher er kam.
    „Sieh mal“, hob Hugh beschwichtigend die Hände, „das ist nicht so einfach. Mit Hanlon zu reden ist kein Grund für ’ne Verhaftung, und an den Unruhen war er nicht beteiligt. Wir haben nicht mehr als die Fälle, in die Callahan verwickelt war, und die Information, dass die beiden meistens zusammengearbeitet haben. Ohne Geständnis kommen wir damit keinen Zoll weit.“
    Will fokussierte auf die von einem Kondenswasser-Schleier beschlagene Windschutzscheibe.
    „Hätten wir noch die Möglichkeiten von früher, würden wir ihn schon zum Reden bringen, aber so …“, Hugh machte einen bedauernden Schmatzlaut.
    „Wird er ’ne Woche lang nicht mal mit der Wimper zucken und dann über alle Berge sein, zumindest für ’ne längere Zeit.“
    Hughs Logik war nichts entgegenzusetzen. Kein Geständnis, keine Zeugen – keine Verurteilung.
    „Alles, was wir derzeit machen können, ist Daten zu sammeln über ihn und den Rest der Einheit, und zuzuschlagen, wenn wir die Gelegenheit haben.“
    „Du klingst wie ’n Politiker.“
    „Weil es derzeit keine andere Möglichkeit gibt.“ Der typisch defensive Tonfall von Hugh, wenn er sich ertappt fühlte. „In unserem Spiel gewinnt der Geduldigere. Solange Ferguson keinen Fehler begeht, der den Fall eindeutig macht, können wir nichts machen, das weißt du genau. Außerdem“, er hob seinen Zeigefinger in Wills Richtung, „hat Ferguson offiziell keine Priorität. Im großen Bild ist der nur ’ne Randfigur, an die wir keine Zeit verschwenden. Für Freeman zählen nur Hanlon und Doherty. Und Agent Paul.“
    Will sah wieder nach vorne auf die Windschutzscheibe. Inzwischen war sie auch innen angelaufen. Jenny hatte sie immer als Staffelei für ihre Fingermalereien benutzt. Blumen, Blitze, grinsende Gesichter.
    Er startete den Motor und bog hinaus auf die Victoria Street. Je näher sie dem Universitätsviertel kamen, desto bunter wurden die Lichter.
    „Weißt du, was ich bei der Sache nicht verstehe?“
    „Was, Columbo?“ Hugh sah aus dem Fenster und zupfte sich am Schnurrbart.
    „Wenn Callahan ’ne Priorität war, warum ist Ferguson dann keine?“
    Hugh unterbrach seine Säuberungsarbeiten nur einen

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