Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
Vom Netzwerk:
Schlimmeres passiert.
    Gerade eben bog Colms BMW in den Vorgarten ein, neben Dallys altersschwachem Volvo-Kombi. Dally wandte sich von dem beschämenden Anblick ab und rückte seine Leiter ein Stück weiter weg vom Fenster.
    Eine Autotür fiel zu, dann eine zweite, dann hörte man eine Frau sprechen. Wie eine Frau, die mit einem lackaffigen Typen wie Colm unterwegs war, wohl aussah? Er beugte sich vor, um sie unten zu beobachten, berührte mit der Nase beinahe die Fensterscheibe, doch da waren sie schon im Haus verschwunden. Sekunden später schwärmte Colm im Erdgeschoss in den buntesten Farben von den Qualitäten des Hauses und seiner vorteilhaften Lage.
    Die Frau hatte einen Akzent wie aus dem Fernsehen und unterbrach ihn mit kurzen, nüchternen Fragen zu Konstruktion und Geschichte des Hauses, die Colm umso ausschweifender beantwortete. Pumps-Absätze knallten durch die kahlen Räume wie Schüsse.
    Eine Amerikanerin. Dally drehte das auf dem Fenstersims vor sich hin dudelnde Radio leiser, um das Gespräch der beiden besser mitverfolgen zu können. Als er sich umdrehte, standen sie schon im Eingang: Colm O’Riordan in einem zweireihigen Anzug mit goldenen Knöpfen, mit einer Hornbrille, die Dally noch nie an ihm gesehen hatte, und daneben diese perfekte Frau mit Zähnen, so gleichmäßig wie eine Perlenkette. Sie strahlte Dally an, als wäre sie allein seinetwegen gekommen, in ihrem faltenfreien lindgrünen Kostüm, ein Meer von dunkelroten Haaren, jedes davon exakt an dem Platz, der ihm von seiner Trägerin zugedacht worden war. Seine verfleckte Arbeitshose fiel ihm plötzlich wieder ein und sein zwei Tage altes T-Shirt – und auch sein echtes Leben, das in Belfast. Jeden Moment würde sie sein wahres Gesicht erkennen.
    Stattdessen wellte und formte sich ihr Mund zu Worten.
    „Und das ist der Mann hinter dem Wunder, ja?“
    Alles schien in Ordnung zu sein, sie lächelte noch immer.
    „Unser Künstler, genau.“ Colm O’Riordans Grinsen war breit wie ein Bananenboot im Eissalon. Dally musste grinsen.
    „Ich streich hier ’n paar Wände, mehr nicht.“
    Die perfekte Frau machte einen Schritt nach vorne und streckte Dally die Hand entgegen, die – was sonst – frisch manikürt aussah. Unter ihrem Kostüm trug sie ein hautfarbenes Top, das erst auf den zweiten Blick korrekt verhüllte, was Dally zu erkennen glaubte.
    „Sandra Baldauf, das ist Danny –“
    „Dally.“
    „– Danny, der bis nächsten Freitag hier für Tapetenwechsel sorgt. Ein Ass in der Innenausstattung, sag ich dir.“
    Dally winkte ab und lachte halbherzig. Colms Ton missfiel ihm.
    Wie verschwitzt sich seine Handinnenflächen außerdem plötzlich anfühlten. Nie im Leben konnte er sich damit der perfekten Sandra Baldauf nähern.
    „Tut mir leid, ich bin grad voller Farbe“, sagte er und streckte ihr stattdessen sein Handgelenk entgegen. Ihr Lächeln veränderte sich. Dally konnte nicht festhalten, wie, aber es veränderte sich. Ihre Finger schlangen sich um sein Handgelenk, schüttelten es. Warm, stark und ein wenig feucht.
    „Schön, Sie kennenzulernen.“
    „Ja, sehr schön.“
    Ihre undefinierbar gefärbten Augen hielten Dallys Blick fest. In seinen Wangen prickelte es. In seiner Hose auch. Unternahm er jetzt nichts, wurde es peinlich. Zum Glück wanderte ihr Blick weiter.
    „Sie sind also Seáns Bruder?“
    „Genau.“ Dally hatte das Gefühl, gerade äußerst beschränkt zu grinsen. Aber mit welchen intelligenten Gedanken sollte er sein Hirn füllen, wenn er im Moment nichts anderes wollte als Sandra noch einmal anzufassen?
    „Der Junge hat was drauf“, sprang Colm ein, und Dally fragte sich, wen er eigentlich meinte.
    Sandra nickte zustimmend.
    „Sie werden aus diesem Haus etwas Besonderes machen, Dally.“ Ihr Lächeln veränderte sich wieder zurück in seine unverbindliche Form. „Sehen wir uns denn auch Samstagabend? Ich wusste gar nicht, dass es noch einen anderen Ferguson gibt, es wäre doch schön, wenn beide da wären.“
    Colm O’Riordans Grinsen verschmälerte sich um keinen Millimeter.
    „Aber natürlich! Ich wollte dich gerade dazu einladen. Hat Seánie dir was davon erzählt?“
    „Nein“, antwortete Dally wahrheitsgemäß.
    „Oh“, tat Colm erstaunt, „vielleicht hat er es vergessen.“
    „Sieht so aus.“
    „Also, morgen gebe ich eine kleine Party für ein paar Freunde und Geschäftspartner. Seán und du seid natürlich herzlich eingeladen.“
    Colms Worte klangen wie eine gedruckte

Weitere Kostenlose Bücher