Wie Du Mir
„Nicht mal dir, Columbo, wie so manches gebrochene Frauenherz aus Belfast bezeugen kann.“
„Das war unter der Gürtellinie, Hackney.“
Hughs schelmisches Lächeln verbreiterte sich.
„Die schrägste Lovestory von Belfast. Damals wusstest du, was ein Risiko wert ist. Nach all dem Mist, der passiert ist, haste deine Ambitionen verloren. Versteh ich, aber zumindest meine solltest du akzeptieren.“ Er ließ seinen Teebeutel auf Wills Tablett plumpsen und blies sich auf die Fingerspitzen. „Aber keine Sorge“, noch einmal zuckte er die Achseln, als spiele es keine Rolle, „entweder es läuft nach Wunsch, und Hanlon erledigt ihn gemeinsam mit sich selbst, oder wir erwischen Ferguson eben bei einer seiner nächsten Operationen. Polieren wir ihm meinetwegen dann die Fresse. Ich wette, da melden sich ’n paar Leute freiwillig, wenn sie hören, wer er ist. Der Kollege hier zum Beispiel …“, Hugh lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor dem Bauch und bleckte die Zähne über Wills Schulter hinweg. „Na, Detective, wie geht’s denn so?“
Will folgte seinem Blick und stieß mit der Nase fast an das Tablett von Detective Quinn, der sich neben ihrem Tisch aufgepflanzt hatte.
„Jaja, man kämpft sich so durch“, murmelte der und setzte sich ungefragt neben ihn, schob sein Tablett zurecht.
Umständlich hantierte seine linke Hand mit der Gabel. Sie klemmte zwischen Daumen und Zeigefinger, die Zacken in die falsche Richtung weisend. Ein Kranz von ausgefransten, verblassten Narben umrahmte darunter den Daumenballen. Ganz so, als hätte sich kein Mensch, sondern ein wildes Tier darin verbissen.
Ihr Gespräch während des Mittagessens begleitete Will bis in den Abend. Er saß auf der Couch, tauchte seine Kekse in den Tee und beobachtete, wie Faye ihre neue Fellmaus durch den Raum ohrfeigte.
Früher war er so sehr von seiner moralischen Unfehlbarkeit überzeugt gewesen, hatte sich erhaben gefühlt über Hughs Freude an der Jagd nach Terroristen und Röcken. Doch zu mehr als ein paar Ja, aber s gegen Hughs ‚sauberen‘ Plan hatte sein Gewissen heute nicht gereicht. Und mit seinem Hinweis auf die schrägste Lovestory von Belfast hatte Hugh ebenfalls recht. Dass Will für Jenny sowohl Verstand als auch Anstand über Bord geworfen hatte, war kaum übertrieben.
Sarah war ein klassischer Fall von „angewöhnter Liebe“ gewesen. Es gab nichts, was gegen sie gesprochen hätte, und sie war wie Will schon „ein wenig über das heiratsfähige Alter hinaus“, wie sie beide immer gelacht hatten. Sarah hatte gut und gerne gekocht, eine kleine Kindertagesstätte betrieben, die ihren Bedarf an Nachwuchs deckte, und sich nicht über Wills Arbeitszeiten beschwert. Jeder wusste genauso wie sie selbst, dass eine Verlobung der logische nächste Schritt war. Der Ring sollte diese Tatsache illustrieren. Will hatte Heiraten bis dahin als Respektsbekundung vor einer Frau verstanden, mit der man viel Zeit verbrachte. Am 10. April 1985 hatte er in der Stadt einen Verlobungsring besorgen und ihn Sarah am nächsten Abend präsentieren wollen.
Er wusste noch genau, dass es eine kleine Weile gedauert hatte, bis jemand aus dem Hinterzimmer in den leeren Verkaufsraum getreten war, um ihm zu helfen. Als hätte sich das Schicksal eine Atempause gegönnt, bevor es Wills Leben entgleisen ließ.
Jenny hatte ihre blonden Strähnen in eine Hochsteckfrisur modelliert. Ihre Rüschenbluse und die Schulterpolster ihres schwarzen Blazers konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie die Figur eines Mädchens hatte. Ihr Lächeln dagegen sprach von Erfahrung, die sie ihrem Aussehen zufolge gar nicht haben durfte. Nie in seinem Leben hatte sich Will bis dahin wie ein Teenager gefühlt, immer aus sicherer Distanz seine Empfindungen kontrolliert. Dann plötzlich dieser Hurricane, der über seine geordnete Gefühlswelt hinwegzog, im unpassendsten Moment der Weltgeschichte.
Trotzdem. Er war wegen eines Verlobungsrings gekommen, er würde mit einem Verlobungsring gehen.
Jenny hatte über seine offensichtliche Aufregung gelacht und ihm versichert, sie werde mit ihm gemeinsam das beste Stück für die Beneidenswerte finden. Das hatte alle seine Zweifel beiseite gefegt. Sie war die Frau, der er diesen Ring schenken wollte. Jedes Schmunzeln, die Art, wie ihre Finger das Amulett an ihrer Kette streichelten, das in der sanften Mulde ihres Halses lag, während sie auf Wills Kommentar zu einem vorgelegten Modell wartete.
Er hatte ihre Beratung
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