Wie Du Mir
zwanzig Minuten lang genossen, sich an ihrem Enthusiasmus für das Thema Verlobung und an ihrer Energie erfreut, unter einem Vorwand ihren Lieblingsring herausgefunden und ihn gekauft. Sie war so jung gewesen und unverbraucht, so begeisterungsfähig, so … anders.
Noch am selben Tag hatte er Jenny angerufen und sie auf einen Drink eingeladen. Zu seiner Überraschung hatte sie zugesagt, obwohl er die Kälte des Misstrauens in ihrer Stimme gehört hatte, als er sich am Telefon zu erkennen gegeben hatte. Ein halbes Jahr später hatte er ihr den Verlobungsring geschenkt, mit drei Diamanten, die für die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft standen, und sie war ihm um den Hals gefallen, wie es ihre Art war – ohne Wenn und Aber.
Will hatte Sarah seinen Sündenfall noch am selben Tag gestanden, exklusive des Teils mit dem Verlobungsring. Sie hatte es ruhig hingenommen, so wie sie alles immer ruhig hingenommen hatte. Dann war sie nach vier gemeinsamen Jahren aus seinem Leben verschwunden, hatte das Feld geräumt für die alles vereinnahmende Jenny und ihr Prinzip der verbrannten Erde.
Sie war das Gegenmodell zu Will. Spontan. Impulsgesteuert bis zuletzt. So spektakulär, wie sie in Wills Leben getreten war, hatte er sie auch wieder verloren. Ein über die Maßen schrecklicher Ausgleich für das, was er Sarah angetan hatte. Und trotzdem schien er nichts daraus gelernt zu haben. Hätte er sich sonst so benommen wie letzte Woche? Was hatte er dieser Kate nicht an den Kopf geworfen, ihre Tragödie angesichts seiner eigenen mit einem Schulterzucken abgetan. Er musste sie anrufen und sich bei ihr entschuldigen. Wenn nicht heute, dann zumindest bald. Denn vielleicht hatte sie sogar ein wenig recht gehabt, damals. Vielleicht hatte er sich zu sehr gehen lassen. Vielleicht musste er ein neues Kapitel aufschlagen, nicht ständig den Nachmittag beim Juwelier beschwören oder den Abend des 6. März, sondern die Vergangenheit einäschern und begraben, es wenigstens versuchen. Vielleicht.
Die perfekte Frau
„Mein lieber Mann, das wird schwierig.“ Seán verschränkte kopfschüttelnd die Arme vor der Brust. „Du siehst aus wie Aidan mit ’nem rasierten Flokati auf der Brust. Wie soll ich ’n da ’n ordentliches Outfit für dich finden?“
Dally betrachtete sein Spiegelbild im Schlafzimmerschrank. Gut, sein Schlüsselbein und die Rippen traten deutlicher hervor. Aber wie ein 15-Jähriger? Seán provozierte ihn bloß.
„Probier mal das.“ Wie ein Torero seinen Umhang schüttelte Seán ein dunkelrotes Seidenhemd vor Dallys Nase. Mit vergleichbarem Effekt.
„Sag mal spinnst du? Willste, dass ich wie ’ne Schwuchtel dort antanze?“
„Schnauze, das Zeug ist top, Mann. Hab ’n halbes Vermögen dafür bezahlt.“
„Selbst schuld!“
„Na gut“, Seán schleuderte das verschmähte Hemd auf das unordentlich gemachte Bett, „dann tauchste eben in deinem Fleecepullover dort auf und machst dich zum Idioten.“
Seán selbst war noch in seinem Anzug, in dem er vor einer Stunde ins Haus zurückgekehrt war, die Krawatte wie eine Schlange um den Hals. Dally hatte ihn an den Küchentisch gelehnt und mit klopfendem Herzen erwartet, doch Seán hatte ihn nach einer flüchtigen Umarmung bloß gemustert und konstatiert, dass er sich in dem Zeug nicht bei Colm blicken lassen konnte, und Entwicklungshilfe angeboten.
Seitdem hatte sich ihre Kommunikation auf Plattitüden wie das Wetter und den Fortschritt von Dallys Arbeiten am Haus beschränkt. Keine Erklärung, warum er Dally die vergangenen Tage über aus dem Weg gegangen war. Nicht, dass Dally eine gebraucht hätte. Seáns unruhiger Blick, der nie länger als den Bruchteil einer Sekunde an ihm hängen blieb, und das krampfhafte Festhalten am Kurs durch seichte Konversationsgewässer sprachen für sich. Aidan hatte recht gehabt. Seán hatte sich entschlossen, sein Wissen zu ignorieren, nach außen hin dort weiterzumachen, wo sie am Abend vor seiner Verhaftung aufgehört hatten. Diese Strategie ließ sich offensichtlich besser in Dallys Abwesenheit durchführen.
„Nimm lieber das, steht dir wahrscheinlich besser“, meinte Seán jetzt versöhnlicher und streckte ihm ein Hemd mit großzügigem, violett-gelbem Paisleymuster entgegen. Dally biss sich auf die Zunge und nahm es entgegen. Wenigstens keine rote Seide. Während er es zuknöpfte, stupste Seán ihn mit einem weiteren Kleiderhaken an der Schulter.
„Was, das auch noch – zu den Jeans?“
„Jaja, ’n Jackett
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