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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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empfand.
    Aber es war keine Liebe. Die kurze Zeit, in der sie sich geliebt hatten, war so tot wie die Blumen, die damals im Frühling vor so langer Zeit geblüht hatten. Es war nichts als Pech, daß diese Gefühle in ihr niemals ganz abgestor-ben waren.
    Die Zukunft dehnte sich furchtbar leer vor ihr aus. Vielleicht sollte sie Robin bitten, sie zu heiraten; obwohl sie ihn mit zwanzig nicht wirklich gewollt hatte, konnte ihr der Gedanke nun vielleicht anziehender erscheinen. Sie wußte, er würde sie aus demselben Gefühl der Verantwortung heraus zur Frau nehmen, das damals sein Beweggrund gewesen war.
    Doch schon, als der Gedanke Maggie durch den Kopf ging, wußte sie, daß sie ihn nicht darum bitten konnte. Robin verdiente eine Frau, die ihn von ganzem Herzen liebte.
    Nach allem, was er für sie getan hatte, konnte sie ihm die Chance für diese Art von Glück nicht nehmen.
    Mit einem Schluchzen drehte sie sich auf den Bauch und vergrub ihr Gesicht in den Kissen. In Zukunft würde sie sich nicht mehr zugestehen, über die Ungerechtigkeit des Schicksals zu weinen. Sie hatte damals gelernt, ohne Rafe Whitbourne zu leben, und sie konnte es immer noch.
    Aber in dieser Stunde wollte sie die Tränen ungehemmt strömen lassen. Sie hatte sich das Recht auf ein wenig Selbstmitleid verdient.

    Kapitel 26
    ÉLÈNE SOREL SASS in ihrem Wohnzimmer, nippte H am Kaffee und sah ihre Post durch. Goldene Strahlen der Frühherbstsonne tauchten das Zimmer in weiches Licht, und das Drama des vergangenen Tages schien ihr kaum noch realer als ein Fiebertraum. Roussaye und von Fehrenbach hatten Varennes Armee ohne große Schwierigkeiten zersprengt. Der Besitz, der das Zentrum eines neuen Imperiums hätte sein können, war nun bis auf ein paar preußische Soldaten, die Wache hielten, verlassen. Die Gefahr für den Frieden war ge-bannt, und sie hatte ihren Teil dazu beigetragen.
    Sie versicherte sich einmal mehr, daß ihre deprimier-te Stimmung nur die natürliche Folge der gewaltigen Anspannung war, die dieses aufregende Unternehmen mit sich gebracht hatte. Sie mußte nun über ihre Zukunft nachdenken. In ein paar Wochen sollte Paris wieder sicher genug sein, daß sie ihre Töchter zurückholen konnte, und der Gedanke heiterte sie ein wenig auf. Dennoch starrte Hélène weiterhin in den Kaffeesatz in ihrer Tasse und fragte sich, warum sich kein Glücksgefühl ein-stellte.
    Dann trat ein Dienstmädchen ein und meldete einen Besucher. Ein preußischer Herr, sehr groß.

    Nach einem hektischen Moment, in dem sie sich um den Zustand ihrer Frisur sorgte und verfluchte, daß sie nur ihr zweitbestes Kleid trug, fuhr sich Hélène mit der Zunge über die trockenen Lippen und sagte dem Mädchen, sie solle den Gast hereinführen. Der Oberst hatte sie gestern nach Hause gebracht und sich mit einer respektvollen Verbeugung verabschiedet, hatte jedoch nichts von einem weiteren Besuch gesagt. Wahrscheinlich war er nur gekommen, um sie zu fragen, ob sie irgendwelche Blessuren durch ihren wilden Ritt erlitten hatte.
    Karl von Fehrenbach sah sehr groß und sehr gut aus, sein helles Haar leuchtete im Licht des späten Morgens. Er wirkte zudem ausgesprochen ernst, als er sich über Hélènes dargebotene Hand beugte.
    Nach einem Moment unbehaglichen Schweigens ergriff der Oberst das Wort. »Ich habe über das nachgedacht, was Sie mir bei Ihrem Besuch neulich gesagt haben.«
    Hélènes Puls beschleunigte sich. »Ja?«
    Seine hellblauen Augen umwölkten sich bei seinem Versuch, seine Emotionen auszudrücken. »Sie sagten, daß jemand damit anfangen muß, den Haß zu stoppen.
    Sie wollten, daß ich Sie ansehe, ohne daran zu denken, daß Sie Französin sind und ich Preuße bin.«
    Hélène sagte nichts, sondern wartete schweigend und sah ihn mit einem ermutigenden Blick voller Wär-me an.
    Nach einer langen Pause fuhr der Oberst mit einigen Schwierigkeiten fort. »Ich habe versucht, mir alle Ge-fühle zu versagen, aber es war vergeblich. Der Schmerz war immer noch da. Aber wenn ein Herz wehtun kann, dann ist es sicher auch zu glücklicheren Gefühlen fä-
    hig.«

    Seine Stimme hatte einen fragenden Unterton, und Hélène sagte weich: »Gefühle wie Liebe?«
    »Ja.« Sein ernster Blick begegnete ihrem. »Wenn Sie gewillt sind, mir meine bisherige Kälte zu vergeben, dann … dann können wir es vielleicht probieren.«
    Hélène schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Das würde mir ausgesprochen gut gefallen.«
    Die Spannung wich aus seiner Miene, und plötzlich

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