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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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jedoch nichts im Vergleich zu Margots Miene war, die ihrem Partner einen ungläubigen Blick zuwarf.
    Nun wandte Wellington sich an sie. »Und Sie sind doch sicher Gräfin Janos.«
    Margot lächelte. »So bin ich genannt worden.«
    Wellington verbeugte sich und sagte dann: »Lord Strathmore hatte recht.«

    »Womit, Euer Hoheit?«
    »Er sagte, Sie wären die schönste Spionin in Europa«, erwiderte der Duke mit einem Zwinkern in seinen hellblauen Augen.
    Und Margot Ashton, im Angesicht von Tod und Verderben unerschrocken, stieg zarte Röte in die Wangen.
    Wellingtons Tonfall wurde wieder ernst. »Man kann Ih-re Tat nicht hoch genug einschätzen. Neben Castlereagh, Richelieu und mir waren alle Außenminister der Alliierten oben. Dazu«, seine Stimme wurde leiser, »König Louis und sein Bruder, der Comte d’Artois.«
    Sie stöhnten entsetzt auf. Wenn die Explosion den Kö-
    nig, seinen Erben und die wichtigsten Minister getötet hätte, dann wäre Frankreich wirklich in ein Chaos ge-stürzt worden. Varenne hätte durchaus in einem Kampf als Sieger hervorgehen können, in dem ganz Europa der Verlierer gewesen wäre.
    »Niemand von den Herren ahnt auch nur, daß irgend etwas nicht stimmte«, fuhr Wellington fort. »Und vielleicht ist es auch besser so. Wir möchten doch nicht, daß sich jemand in der britischen Botschaft nicht sicher fühlt, nicht wahr?«
    »Wir haben mit einigen Soldaten und Mitgliedern der Botschaft gesprochen, als wir hereinkamen«, sagte Rafe.
    »Ich werde selbst mit ihnen reden«, antwortete Wellington. »Sie werden schon begreifen, wie wichtig es ist, ihre Zunge im Zaum zu halten.«
    Rafe hatte daran keine Zweifel.
    Wellington musterte die drei aufmerksam. »Castlereagh wird sie sprechen wollen, aber morgen ist früh genug. Ruhen Sie sich aus - Sie alle sehen reichlich mitgenommen aus.«
    Er wollte schon gehen, als ihm ein Gedanke in den Sinn kam. »Ich muß zurück zur Konferenz, aber da wäre noch etwas. Der Außenminister war besorgt, daß einer seiner Leute, Oliver Northwood, in diese Sache verwickelt gewesen sein könnte. Stimmt das?«
    Rafe zögerte und warf seinen Freunden einen Blick zu.
    Robins Gesicht war nichtssagend, während Margots rauchige Augen versuchten, ihm etwas zu übermitteln. Also wählte er seine Worte mit Bedacht. »Northwood hatte offenbar irgendeinen Verdacht und kam heraus nach Chanteuil, um dem nachzugehen. Seine Einmischung zum rechten Zeitpunkt hat sehr dazu beigetragen, das Komplott zu vereiteln, und er war es, der Varenne, dem Drahtzieher der Verschwörung, den Garaus gemacht hat.
    Unglücklicherweise starb Northwood an den Verletzungen, die Varenne ihm zuvor beigebracht hatte.«
    Wellingtons scharfe Augen studierten sein Gesicht.
    »So war die Geschichte?«
    »So war sie«, bestätigte Rafe mit fester Stimme.
    Wellington nickte, dann ging er.
    »Etwas auszuruhen, ist der beste Vorschlag, den man mir in letzter Zeit gemacht hat«, sagte Robin müde. »Einen Monat lang schlafen wäre ein netter Anfang.«
    »Du, lieber Freund, wirst nicht in das kleine dumpfe Loch zurückkehren, das du dein Zuhause nennst«, sagte Margot entschlossen. »Du kommst mit zu mir, wo du um-sorgt und bedient wirst.«
    Robin grinste sie schief an. »Ich beuge mich deinem starken Willen.«
    In einem plötzlichen, glühenden Schmerz spürte Rafe, wie das starke Band, das sie drei verbunden hatte, mür-be wurde und dann zerfiel. Einmal mehr war er der Au-
    ßenstehende.
    Mit undefinierbarer Miene fragte Margot, ob auch Rafe mitkommen wollte, doch er lehnte ab. Er mußte, wie er sagte, eine Nachricht nach Chanteuil schicken, einen Bericht an Lucien schreiben und tausend andere Dinge erledigen.
    Wie er sich selbst versprochen hatte, sagte er weder ein einziges Wort, noch machte er eine Geste, die darauf hinweisen könnte, daß er, Rafe, und Margot nicht nur auf freundschaftlicher Basis miteinander umgegangen waren.
    Er hatte ihr Leben schon einmal zerstört; er würde es kein zweites Mal tun.
    Margot blickte ihn noch einmal mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen an, den er nicht deuten konnte.
    Nun, Bedauern oder Schmerz konnte es ja ganz sicher nicht sein. Dann drehte sie sich um und ging davon.
    Ihnen hinterherzusehen, wie sie Arm in Arm davongin-gen, war das Härteste, was Rafe je erlebt hatte.

    Rafe wurde eine Kutsche der Botschaft zur Verfügung gestellt, mit der er ins Hotel de la Paix zurückkehrte. Während sie durch die Straßen rumpelte, empfand Rafe eine merkwürdige Art von

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