Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
bedeutet, daß wir zu einer angenehmen Zeit zu Lady Castlereaghs Salon kommen.«
    Er hätte am liebsten über die absurde Art, in der sie beide ihren Ausbruch der Leidenschaft ignorierten, laut gelacht. »Was denn - kein jungfräuliches Gejammer?«
    »Das wäre zutiefst unangebracht, da ich keine Jungfrau mehr bin«, antwortete sie scharf. Sie atmete ein paarmal tief ein, bevor sie fortfuhr. »Ich habe gehört, daß der Comte de Varenne oft zu Lady Castlereaghs Abenden erscheint. Obwohl es nicht wahrscheinlich ist, daß ein Ultraroyalist zu den Ränkeschmieden gehört, möchte ich ihn dennoch treffen.« Nach einem Augenblick setzte sie hinzu:
    »Ich wurde gewarnt, er sei ein höchst gefährlicher Mann.«
    »Ich behalte das im Hinterkopf. Meinst du, er wird mich zum Duell herausfordern?«
    »Nein, ich halte ihn eher für den Typ, der anderen ein Messer in den Rücken jagt.«
    »Hört sich ja entzückend an. Erinnere mich daran, mit dem Rücken an der Wand zu bleiben, wenn wir auf ihn treffen.« Das Unbehagen, das Rafe eben noch über seine verlorene Beherrschung empfunden hatte, schwand. Inzwischen war er recht zufrieden mit dem Fortschritt, den er bei Maggie gemacht hatte. Sie näherte sich immer mehr der Kapitulation; er zweifelte nicht daran, daß sie ihn sehr bald nicht mehr zurückweisen würde. Und bald danach würde er alles tun, damit sie ihre anderen Liebhaber loswurde.
    Gut gelaunt streckte er seine langen Beine aus, soweit es bei dem wenigen Platz möglich war. »Dann los. Ich hoffe, daß Lady Castlereagh ein gutes Essen vorbereitet hat.
    Nichts stimuliert den Appetit so wie eine kleine Prügelei.«

    Kapitel 8
    ÄHREND DIE KUTSCHE den Boulevard entlang zur W britischen Botschaft rumpelte, waren Maggies Hän-de so fest ineinander verschränkt, daß die Finger in den Handschuhen weiß sein mußten. Hatte ihre Stimme ihre drohende Panik bei dem Tumult im Theater verraten?
    Die Episode hatte ihren übelsten Alptraum in jeder Einzelheit zurückgebracht, und sie war vor Angst so gelähmt gewesen, daß sie sich kaum bewegen konnte, als Rafe sie aus dem Theater gezerrt hatte. Wahrscheinlich hatte nur eine geringe echte Gefahr bestanden - sie trug aus Gewohnheit für alle Fälle sowohl ein weißes als auch ein violettes Taschentuch in ihrem Täschchen - , aber Panik war immun gegen die Vernunft.
    Wenn sie allein gewesen wäre, hätte sie im Theater aus-geharrt, statt ihrer Angst nachzugeben, aber es war erleichternd gewesen, mit Rafe zu verschwinden. In der Mehrheit der Fälle hätte Maggie sich mit Zähnen und Klauen gegen einen Mann gewehrt, der ihr etwas antun wollte, doch nicht an diesem Abend, nicht im Angesicht des Wahnsinns, der losgelassenen Brutalität.
    Es war unglaublich tröstend gewesen, seinen starken Arm um sich zu spüren und ein reines Vergnügen, zuzusehen, wie er die zwei Schurken so geschickt ausgeschaltet hatte. Das schien zu seiner Alltagsroutine zu gehören. Er hatte nicht einmal ein Fältchen im Anzug und schenkte dem Aufruhr nicht mehr Beachtung als einem Eselskar-ren, der ihm die Straße versperrte.
    Sie konnte seine Unerschütterlichkeit nur bewundern.
    Meistens war sie ihm in dieser Hinsicht ebenbürtig, der Mob hatte jedoch die entsetzlichen Ereignisse wieder her-aufbeschworen, die ihren Vater und Willis getötet und ihr Leben unwiederbringlich verändert hatten.
    Sie versuchte, nicht an ihre leidenschaftliche Umarmung zu denken, obwohl ihr ganzer Körper in frustrierter Lust pulsierte. Die Anziehungskraft, die Rafe immer schon auf sie ausgeübt hatte, war in ihrem Bedürfnis, durch Nähe und Lust die Angst zu vergessen, förmlich explodiert. Auch wenn er heftig auf sie reagiert hatte: Sein Blick, als sie sich voneinander losgemacht hatten, war der eines Fremden gewesen. Lieber Gott, was mußte er von ihr denken?!
    Der Gedanke zauberte ein trauriges Lächeln auf ihre Lippen. Seine Meinung von ihr war bereits so gering, daß es vermutlich keinen Unterschied mehr machte, ob sie sich wie ein Flittchen benahm. Es war gut, daß sie sich in einer engen Kutsche befanden, ansonsten hätte es weiß Gott wo enden können.
    In einer Katastrophe, da hätte es geendet!
    Als sie die britische Botschaft in der Rue du Faubourg-St.-Honoré erreichten, hatten ihre Hände fast zu zittern aufgehört. Rafe half ihr aus der Kutsche, und sie sagte lä-
    chelnd und mit dem reizendsten ungarischen Akzent: »La-dy Castlereaghs Abende sind berühmt. Man kann so gut wie jeden dort treffen.«
    Lady Castlereagh

Weitere Kostenlose Bücher