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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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bereits von anderen Gelegenheiten her kannte. Sie schob ihren Arm fest unter Rafes Ellbogen und zog ihn entschlossen auf ihr Ziel zu, während sie gurrte: »Fürst Orkov! Wie schön, Sie wiederzusehen. Das letzte Mal, als wir uns trafen, war es bei Ba-ronesse Krudener, nicht wahr?«
    Fürst Orkovs Augen erhellten sich in unkompliziertem männlichen Vergnügen. »Es ist schon viel zu lange her, Gräfin«, sagte er, als er sich über ihre ausgestreckte Hand beugte.
    Man stellte einander vor, doch Maggies strahlendes Lä-
    cheln gefror, als ihr Blick den des Comte de Varenne traf.
    Die meisten Männer starrten sie mit deutlicher Begierde an, was manchmal ärgerlich, oft aber auch angenehm war.
    Varennes Blick statt dessen war reines Eis, der kalte, lei-denschaftslose Blick eines Käufers, der eine mögliche Er-werbung abschätzt.
    Einen Augenblick verlor sie den Boden unter den Fü-
    ßen. Sie konnte mit jeder Form der Leidenschaft umgehen, ob es sich um Liebe, Haß oder Wut handelte, aber der Comte wirkte wie ein Mann, der mit solchen menschlichen Schwächen nichts zu tun hatte.
    Da sie nicht wußte, wie sie eine Unterhaltung beginnen sollte, stürzte sie sich mit einem Lächeln ins kalte Wasser.
    »Ich habe von Ihnen gehört, Monsieur le Comte. Es muß Ihnen ein großes Vergnügen sein, nach so vielen Jahren Exil endlich wieder in Ihrem Vaterland zu sein.«
    Er wartete einen Augenblick und starrte sie mit seinen schwarzen Augen an, bevor er beinahe flüsternd antwortete. »Befriedigung eher. Vergnügen ist ein zu starkes Wort.«
    Sie nickte mitfühlend. »Frankreich muß Ihnen auf traurige Art und Weise verändert vorkommen. Aber nun haben Sie und Ihre royalistischen Gefährten doch die Möglichkeit, wieder aufzubauen, was vernichtet wurde.«
    Sein Mund verzog sich. »Darin werden wir niemals ganz erfolgreich sein. Zuviel hat sich in den letzten sechsund-zwanzig Jahren geändert. Der fehlgeleitete Idealismus der Radikalen hat Frankreich ruiniert. Neureiche Bürger geben vor, Aristokraten zu sein, der echte Adel ist dezimiert oder verarmt. Selbst der König ist nur noch ein Abglanz seine würdevollen Vorfahren. Wer kann Louis den achtzehnten betrachten und in ihm den Sonnenkönig sehen?«
    Seine sanfte Stimme klang eigentümlicherweise her-risch, und Maggie fragte sich, ob sie sich den drohenden Unterton nur einbildete. »Für einen Mann der führenden Partei machen Sie einen pessimistischen Eindruck. Halten Sie die Lage wirklich für so desolat?«
    »Schwierig, Gräfin, nicht desolat. Wir haben eine lange Zeit gewartet, um unser Vaterland zurückzufordern. Nun werden wir es nicht wieder verlieren.« Sein Blick glitt kühl über ihre Gestalt. »Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen. Ich werde woanders erwartet.« Mit einem höfli-chen Nicken zu den anderen ließ er die Gruppe stehen.

    Rafe und Fürst Orkov hatten über Pferde gesprochen, ein Thema von universellem und endlosem Interesse für die männliche Hälfte der Menschheit. Als sie sich den beiden wieder zuwandte, sagte Rafe: »Der Fürst hat uns zu einem Ball in zwei Tagen eingeladen. Können wir annehmen?«
    In der Annahme, daß genügend interessante Leute auf der Gästeliste stehen würden, antwortete Maggie herzlich: »Mit Vergnügen, Euer Hoheit. Ihre Bälle sind legendär.«
    Der Fürst nahm ihre Hand und streichelte sie in einer Art und Weise, die Maggie warnte, sich nicht allein von ihm erwischen zu lassen. »Ihre Gegenwart wird dem Glanz zugute kommen, Gräfin.«
    Mit einigen Schwierigkeiten entzog Maggie ihm ihre Hand, und sie und Rafe verabschiedeten sich. Sie plauderten mit einigen anderen Gästen, so daß ihr besonderes Interesse an Varenne nicht auffiel, doch nach einer weiteren halben Stunde waren sie bereits wieder auf dem Weg zum Boulevard des Capucines.
    Sobald sie allein waren, stellte Rafe die unvermeidliche Frage. »Wie lautet dein Urteil über den Comte?«
    »Ich bin heilfroh, daß die Auswahl der möglichen Opfer ihn als unseren Verschwörer ausschließt, denn er scheint mir genauso gefährlich, wie sein Ruf es besagt.« Sie muß-
    te ein Schaudern unterdrücken, als sie an seine schwarzen Augen dachte. »Wer wird denn zu Orkovs Ball kommen?«
    »General Roussaye, unser Verdächtiger aus der Bona-partistenecke.« Er lächelte träge. »Zieh dieses grüne Kleid an, es sei denn, es ruiniert deinen Ruf, wenn du es so bald schon wieder trägst.«
    »Ich denke, mein öffentliches Ansehen kann es aushal-ten«, antwortete sie. »Ich bin doch

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