Wie ein Blütenblatt im Sturm
unter seinen Rock gleiten und begann, seinen Rücken zu kneten, tief bohrten sich ihre Nägel in seine Muskeln.
Dumpf war ihm bewußt, daß die Begegnung mit der Gefahr etwas in ihr entfesselt hatte, etwas Finsteres und Ursprüngliches, das auch ihn heftig erregte. Sie sanken in die weichen Samtpolster der Bank. Ihr exotischer Duft be-täubte ihn, und er vergrub sein Gesicht in der warmen Kurve an ihrem Hals, küßte ihren jagenden Puls. Das Ge-räusch ihres heftigen, keuchenden Atems erfüllte die Kutsche.
Er wußte noch sehr gut, wie empfindlich Maggies Ohren waren, und so zog er mit den Lippen eine Spur ihren Hals hinauf, bis er mit den Zähnen an ihrem Ohrläppchen knabbern konnte. Sie keuchte auf und versteifte sich, während ihr Kopf zurückfiel und die Knie sich ein Stück öffneten, so daß er sein Bein dazwischenschieben konnte. Sie drängten sich aneinander, da ihre Körper fast unbewußt eine Nähe suchten, die in der engen Kutsche praktisch un-möglich war.
Wieder trafen sich ihre Lippen, und ihr hitziger Atem vermischte sich. Ihre weichen, vollen Brüste preßten sich an ihn, seine beiden Hände zogen die Konturen ihrer Figur nach, um auf ihren runden Hüften liegenzubleiben.
Die Kutsche krachte in ein Schlagloch, und Rafe wäre fast zu Boden geschleudert worden. Als er sich wieder aufsetzte, stemmte er für zusätzlichen Halt einen Fuß an die gegenüberliegende Bank. Maggie paßt sich seiner veränderten Position an.
Ihre Schenkel waren fest und wohlgeformt, und als er seine Hand abwärts gleiten ließ, entdeckte er, daß ihr Rock sich über das Knie hinaufgeschoben hatte. Er hörte das Rascheln von Seide, als seine Finger über ihre be-strumpfte Wade strichen. Wenn er vernünftig gewesen wäre, hätte er sich etwas zurückgenommen, aber Vernunft war nicht mehr möglich. Seine Hand wanderte liebkosend aufwärts, glitt über den Rand ihres Strumpfbandes und spürte die nackte, warme Haut ihres inneren Oberschen-kels.
Sie sog scharf den Atem ein, dann zog sie den Kopf von seinem fort. »Genug!«
Rafe blickte in ihre Augen und hielt in der Bewegung inne. Er konnte in ihrem Gesicht zwar immer noch Begierde lesen, die Wildheit war jedoch daraus verschwunden.
Mit ihm war Ähnliches geschehen. Obwohl die Leidenschaft noch glühend durch seine Adern strömte, war der Wahnsinn erloschen. Er war zutiefst erschüttert, als er erkannte, wie gründlich er seine Selbstbeherrschung verloren hatte.
Instinktiv zog er sich zurück. Sein Körper schmerzte förmlich, sehnte sich danach, zu vollenden, was sie begonnen hatten, aber er machte keinen Versuch, sie zum Fort-fahren zu bewegen. Sehr behutsam rückte er von ihr ab und setzte sich auf die gegenüberliegende Bank. Seine Muskeln bebten in unterdrückter Anspannung.
Maggie setzte sich aufrecht hin und zog ihren Rock über ihre nackten Knie. »Was sollte denn das werden?«
Ihre unsichere Stimmlage strafte die Banalität ihrer Worte Lügen.
»Eine Begegnung mit der Gefahr provoziert oft das leidenschaftliche Bedürfnis, das Leben zu feiern«, bemerkte Rafe und versuchte, dabei einen gelösten, desinteressier-ten Ton zu finden, als wären sie nicht gerade noch kurz davor gewesen, sich gegenseitig die Kleider vom Leib zu rei-
ßen. Er war froh, daß die Dunkelheit in der Kutsche seine peinlich deutliche Erektion verbarg.
»Die Gefahr war nicht so groß.« Zufrieden mit dem ge-ordneten Rock, begann sie nun, ihre Frisur zu richten.
»Solche Szenen sind schließlich nichts Ungewöhnliches.
Die Royalisten versuchen nun, da sie die Oberhand haben, das restliche Frankreich einzuschüchtern. Man nennt es den Weißen Terror. Wenn wir in der Loge geblieben und weiße Taschentücher geschwenkt hätten, dann wäre uns nichts passiert.«
»Ich bewundere deine Courage, aber in einem Aufruhr ist niemand sicher«, erwiderte er trocken. Das entsetzliche Bild von Maggie, die niedergerissen wurde, schoß ihm erneut durch den Kopf, und er schauderte zusammen.
Wenn sie allein gewesen wäre, hätte ein weißes Taschentuch eine schlechte Verteidigung gegen Männer wie die auf der Treppe geboten. »Da du mehr Mut als Vernunft zu besitzen scheinst, fühle ich mich dafür verantwortlich, für deine Unversehrtheit zu sorgen. Zumindest, bis wir unseren Mörder gefunden haben.«
Sie zog eine Haarnadel heraus und befestigte ihre gelö-
sten Locken. »Schade, daß wir das Ende des Stückes verpaßt haben. Zum Glück habe ich Tartuffe schon gesehen, und unsere frühe Abfahrt
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