Wie ein Blütenblatt im Sturm
beitrug.
Obwohl sie seinen guten Absichten ihre Mission betreffend voll vertraute, war dies das einzige Vertrauen, das sie in ihn hatte. Als Spion war er ein unerprobter Amateur. Als Mensch kam er ihr wie eine nicht festge-zurrte Kanone auf einem Schiffsdeck vor: unkontrollier-bar, gefährlich. Maggie konnte bis zur Perfektion vorgeben, verliebt zu sein, ohne sich zu verbrennen, aber sie wußte, wie gefährlich dieses Spiel war. Für sie war das Fehlen tiefen Gefühls etwas, das sie bei dieser Charade überspielen mußte; Rafe Whitbourne hatte es längst verinnerlicht.
Als Inge verkündete, daß der Duke angekommen war, setzte Maggie eine freundliche Miene auf und ging hinunter. Rafes bewundernde Miene bei ihrem Anblick lenkte sie schnell von ihren Sorgen ab.
»Du siehst wundervoll aus. Es ist lieb, daß du das Kleid angezogen hast. Es paßt wunderbar.«
»Paßt wunderbar wozu?«
Er streckte ihr eine samtbezogene Schachtel entgegen. »Dazu.«
Maggie öffnete das Kästchen. Beim Anblick der strahlenden Schönheit des Smaragd-Halsbandes und der Ohrringe sog sie scharf die Luft ein. Zarte Goldfassungen wanden sich um makellose Steine und schufen Schmuck-stücke, die nach Licht und Luft aussahen und gleichzeitig unverkennbar teuer und edel waren. »Um Himmels willen, Rafe, wofür sind die?«
»Für dich natürlich.«
»Das kann ich unmöglich annehmen. Die Leute würden ja glauben …«
»Daß du meine Geliebte bist? Genau darum geht es, meine Liebe.«
Seine Stimme klang samtig und liebkosend, und einen gefährlichen Augenblick überlegte sie, wie es wohl wäre, diese Affäre nicht nur zu spielen, sondern auszuleben.
Doch dann verhärtete sich ihre Miene.
Auch wenn Rafe der attraktivste Mann war, den sie je kennengelernt hatte, sollte sie verflucht sein, wenn sie sich von diesem unzuverlässigen Edelmann erobern ließ, egal wie sehr sie es beide genießen würden. Eroberung blieb Eroberung, und sie würde niemals Trophäe für irgendeinen Mann sein.
Sie klappte das Kästchen zu und reichte es ihm zurück.
»Edelsteine, die einer Königin würdig wären, sind für unsere Charade nicht nötig, mein Lieber.«
Unerschüttert erwiderte Rafe: »Aber doch. Die halbe Londoner Gesellschaft ist mittlerweile in Paris, und meine Angewohnheiten sind nicht gerade ein Geheimnis. Ich ha-be meinen Freundinnen immer schon ein paar hübsche Klunker geschenkt. Die Leute würden es merkwürdig finden, wenn ich es bei dir nicht tun würde.«
»Klunker!« sagte sie, nach Luft schnappend. »Du könntest damit eine halbe Grafschaft kaufen!«
»Du übertreibst, meine Liebe. Höchstens ein Viertel, und es müßte eine sehr kleine sein.«
Seinem Lächeln konnte Maggie nicht widerstehen. »Al-so gut, wenn du darauf bestehst, dann nehme ich es als Leihgabe, bis unser Spielchen beendet ist. Dann kannst du es für deine nächste, echte Geliebte wegpacken.«
Rafe nahm ihr das Kästchen ab und führte sie zu einem Spiegel, der zwischen zwei Fenstern hing. Hinter ihr stehend, löste er geschickt ihr schlichtes Jadehalsband.
»Aber Smaragde eignen sich nicht für jede Frau. Sie stehen am besten einer, deren Augen grün werden, wenn sie die Steine trägt.« Er nahm das Collier aus dem Kästchen. »Ich kann mir niemanden vorstellen, zu dem dieser Schmuck besser paßt als zu dir.«
Rafe legte ihr das Collier um den Hals. Ihr Ballkleid war tief ausgeschnitten, und sie fühlte sich plötzlich nackt, als seine warmen Finger und die kühlen Steine über ihre Haut strichen. Wieder brodelte das Verlangen in ihr auf. Als sie achtzehn gewesen war, hatte sie sich ausgerechnet mit diesem Mann den Geheimnissen der Sexua-lität genähert, und die Zeit hatte ihre Sehnsucht nach ihm nur verstärkt.
Ihre Blicke trafen sich im Spiegel. Seine Hand blieb auf der weichen Haut ihrer Schulter liegen, und als er sprach, war kein Hauch Spott oder Belustigung in seiner Stimme.
»Margot, warum können wir nicht all diese Komplika-tionen aus unserer Vergangenheit vergessen und einfach wir selbst sein? Du bist die unwiderstehlichste Frau, die ich je kennengelernt habe. Dir so nah zu sein, ohne daß ich dich anrühren darf, ist ein recht sicheres Mittel, mich in den Wahnsinn zu treiben.« Er begann, zart ihren Nacken zu massieren. »Ich will dich, und ich glaube, du willst mich auch. Warum können wir nicht wirklich ein Liebespaar werden?«
Nun war er nicht mehr der zynische, glatte Duke, der ihre Nerven strapazierte, sondern nur noch der offene, junge Mann, in
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