Wie ein Blütenblatt im Sturm
vorgeschlagen, die für ihn in Rußland regiert haben. Entweder der Duc de Richelieu oder der Comte de Varenne. Louis war mit Richelieu einverstanden«, gab der Außenminister zurück. »Die allgemeine Meinung im Diplomatischen Corps lautet, daß er sich höchstens ein paar Wochen hält.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher, Euer Lordschaft«, sagte Maggie. »Ich habe den Mann kennengelernt, und ich denke, er hat ein paar Überraschungen zu bieten.«
Castlereagh betrachtete sie mit pfiffiger Miene; er schien auf solche Informationen gewartet zu haben. »Wie schätzen Sie Richelieu ein?«
»Absolute Integrität, wenn nötig fähig, Härte zu zeigen«, antwortete sie ohne zu zögern. »Er wird ein starker Vertreter Frankreichs sein, aber ich denke, Sie würden gut mit ihm auskommen.«
Castlereagh nickte langsam. »Das bestätigt meine eigene Einschätzung. Die Verhandlungen gehen voran, und die Monarchen werden wahrscheinlich innerhalb der nächsten zwei Wochen nach Hause zurückkehren.« Er warf seiner Frau einen ermutigenden Blick zu. »Es gibt noch eine Menge Einzelheiten, die in den nächsten Monaten ausge-gearbeitet werden müssen, aber ich glaube, das Schlimmste ist vorbei.«
»Ich hoffe, daß Sie recht haben«, sagte Rafe, »aber wir befürchten, daß eben diese nächsten zwei Wochen sehr gefährlich für Sie persönlich werden, Lord Castlereagh.«
Er gab eine zusammenfassende Beschreibung der Gerüch-te, die er und Maggie zusammengetragen hatten.
Der Außenminister nahm die bedrohlichen Nachrichten ruhig auf. »Lord Strathmore hat mich bereits davon informiert. Ich sehe ein, daß eine Gefahr besteht, aber ich werde nicht zum ersten Mal bedroht - und wahrscheinlich auch nicht zum letzten Mal.«
Maggie rang im Geist verzweifelt die Hände. Stoizismus war ja gut und schön, aber ein bißchen Furcht konnte manchmal recht nützlich sein. Sie warf ihrer Gastgeberin einen Blick zu und entdeckte, daß Lady Castlereaghs Gesicht angespannt war und ihre Finger sich um den Silber-löffel krampften. Während ihr Mann sich heldenhaft gab, starb Emily beinahe vor Angst um ihn. Dennoch war sie schon zu lange die Frau eines Politikers, um es sich vor anderen anmerken zu lassen.
Sie setzten die Unterhaltung fort, bis die Uhr zwei schlug. Lord Castlereagh stand auf. »Ich muß jetzt gehen.
Ich treffe mich mit dem Franzosen und dem Zar in den Tuilerien. Vermutlich wird es recht lebhaft.«
Er und Rafe sprachen über die Heilige Allianz, die auf Anregung des Zaren geschlossen worden war, während sie auf die Ställe zugingen, wo die Kutsche des Dukes wartete. Lady Castlereagh begleitete ihre Gäste ebenfalls, und Maggie ließ sich ein wenig zurückfallen, um mit ihr ein persönliches Wort auszutauschen. »Es besteht eine gewisse Gefahr, Emily, aber ich bin sicher, er wird sie unbescha-det überstehen.«
»Ich kann nur beten, daß mein Mann dieselbe magische Fähigkeit hat, den Kugeln auszuweichen, wie Wellington«, antwortete Emily in dem schwachen Versuch, Humor zu zeigen. »Wir haben darüber gesprochen, Wachen an allen Türen der Botschaft zu postieren. Jetzt werde ich darauf bestehen.« Sie sah ihrem gutaussehenden Mann hinterher. »Ich bin froh, wenn dies alles hier vorbei ist und wir wieder nach London fahren können. Manchmal wünschte ich, daß Robert mit einer Schafzucht in Irland zufrieden gewesen wäre. Es wäre meinen Nerven besser bekommen.«
»Zweifellos«, gab Maggie zu, »aber er wäre nicht der Mann, der er ist, wenn er es getan hätte.«
»Stimmt. Ich werde mich demnächst daran erinnern.«
Mit sichtbarer Mühe setzte Lady Castlereagh die Miene der gelassenen Gastgeberin auf. »Es war so schön, Sie und Candover bei uns gehabt zu haben, Lady Janos. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.« Dann kehrte sie in die Botschaft zurück.
In einigem Abstand ging Maggie über den Hof, der sich zwischen der Botschaft und den Ställen befand, hinter den Männern her. Candovers Kutsche wartete bereits, zusammen mit einem unruhigen Braunen, der für Castlereagh herangebracht worden war.
Maggie runzelte die Stirn, als ihr Instinkt sie vor irgend etwas warnte. Sie blickte über den Hof und zurück auf die Fenster der Botschaft, sah aber nichts Verdächtiges.
Ihr Blick kehrte zum Stallhof zurück, wo Castlereaghs Pferd tänzelte und unwillig und mit rollenden Augen den Kopf hin und her warf. Das Tier war zu wild für die Stadt, und Maggie wunderte sich, warum der Stallbursche es nicht im Griff hatte.
Rafe und
Weitere Kostenlose Bücher