Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
konkreten Beweis fand. Und um ihrer aller willen hoffte sie zutiefst, daß es der Fall sein würde. Und zwar bald.

    Am Abend ging Rafe in den Salon des Étrangers - in Paris das, was einem Gentlemans Club am nächsten kam. Es war ein Treffpunkt für chronische Spieler, und viele der reichsten und einflußreichsten Männer in Paris waren regelmäßige Gäste. Rafe war schon ein paarmal in der Hoffnung dort gewesen, etwas Nützliches zu hören, doch obwohl er bisher keinen Erfolg gehabt hatte, war es besser, als nichts zu tun.
    Er stand in der Tür zum Spielraum und suchte in der Menge nach bekannten Gesichtern. Der Salon war größer und weit großartiger als der des bescheidenen Café Mazarin, aber die Anzeichen der Spielleidenschaft waren die gleichen.
    Der Besitzer, der Marquis de Livry, trat zu ihm. Der Marquis besaß eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit dem Prinzregenten, was sich sowohl auf den Leibesumfang als auch auf das vornehme Verhalten bezog. »Wie schön, Sie hier zu sehen, Euer Hoheit. Was würde heute abend Ihr Gefallen finden?«
    »Ich warte ab, welcher Tisch mich ruft«, antwortete Rafe.
    Der Marquis nickte. Er war an Spieler gewöhnt, die nach magischen Zeichen suchten, die ihnen Glück versprachen. Livry wünschte ihm noch viel Vergnügen und begab sich dann zu einer Gruppe Österreicher, um sie zu begrüßen.
    Rafe nahm ein Glas exzellenten Burgunder von einem Lakaien entgegen und schlenderte durch die Menge. Es kam ihm schon fast unvermeidlich vor, als er Robert Anderson am Faro-Tisch entdeckte. Der Blondschopf hatte wirklich ein Talent, an unerwarteten Orten aufzutauchen.
    Es war höchst wahrscheinlich, daß auch Anderson in die diffuse Schattenwelt der Informationsbeschaffung verwik-kelt war.
    Aber wenn dem so war, für wen arbeitete er? Die logi-sche Antwort war, daß er die Ohren für die britische Delegation offenhielt, aber Rafe hatte dennoch Zweifel.
    Durch eine korinthische Säule halb verdeckt, nippte er an seinem Weinglas und beobachtete den jüngeren Mann.
    Wieder spürte er, daß er den Mann von irgendwoher kannte, aber er konnte es einfach nicht präzisieren.
    Seine Versuche, sich zu erinnern, wurden durch eine jo-viale Stimme unterbrochen, »’n Abend, Candover. Fein, Sie wieder zu sehen.«
    Rafe wandte sich ohne Enthusiasmus um und begrüßte Oliver Northwood. Es überraschte ihn, seinen alten Bekannten hier zu finden, denn die Spiele im Salon des Étrangers hatte schon Männer mit größerem Vermögen als dem Northwoods vernichtet.
    Während die Männer müßig plauderten, beobachtete Rafe, wie Anderson gerade die Hälfte des Vermögens vor ihm quer über den Tisch schob, und Rafe mußte zugeben, daß der Mann in der Niederlage genauso unerschütterlich war wie im Sieg. Er wirkte so blond und engelhaft wie ein Chorknabe. War es das, was Maggie an ihm mochte? Das hübsche Gesicht? Oder glaubte sie, sie sei in ihn verliebt?
    Was zur Hölle hatte dieser Kerl, was er, Rafe, nicht hatte?
    Rafe war schockiert über seine aufwallende Eifersucht.
    Er hatte bisher solche Gefühle nicht gekannt, und er mochte sie auch überhaupt nicht. Er gab sich Mühe, diese primitive Regung zu unterdrücken, und sagte sich, daß Anderson nur ein Mann in Maggies Leben war. Es hatte keinen Sinn, eifersüchtig zu sein, nur weil Anderson zufällig der einzige von Maggies Liebhabern war, den er kannte.
    Diese Überlegung war am allerwenigsten dazu geeig-net, ihn zu beruhigen.
    Vielleicht war es günstiger, einfach mehr über seinen Nebenbuhler zu erfahren. Rafe wandte sich an Northwood.
    »Ihr Kollege Anderson erinnert mich an jemanden, aber ich weiß nicht, an wen. Wissen Sie etwas über sein Vorleben?«
    »Der hat keins.« Northwood kippte seinen Wein hinunter. »Der Kerl tauchte im Juli in Paris auf, und Castlereagh stellte ihn ein. Muß wohl Empfehlungsschreiben gehabt haben, hab’ aber keine Ahnung, von wem. Ist angeblich mit keinem Anderson, den ich kenne, verwandt.« Er winkte einem Lakaien und tauschte das leere Glas gegen ein volles aus. »Is’ ziemlich oft hier.«
    »Tatsächlich? Dann müssen die Andersons, welche auch immer das sind, recht gut betucht sein.«
    Northwood runzelte die Stirn und wirkte wie ein Mensch, der zu einem Entschluß gekommen ist. »Vielleicht sollte ich das ja nicht sagen, Candover, aber es gibt etwas hübsch Seltsames an diesem Anderson. Kommt aus dem Nichts, mischt sich immer in Dinge ein, die ihn nichts angehen, und verschwindet dann wie’n Straßenkater. Und

Weitere Kostenlose Bücher