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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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als seinem Gehalt zuzuschreiben wäre.«
    »Glauben Sie, er ist bestechlich?«
    »Er hat keinen großen Einfluß«, erwiderte Cynthia zweifelnd.
    »Vielleicht tut er so, als hätte er mehr«, schlug Maggie vor. Bestechung war nicht ungewöhnlich, und manche Leute ließen es zu, ohne jemals die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, das Vaterland zu verraten. Vielleicht ge-hörte Northwood zu dieser Kategorie. Dennoch war diese Sache es wert, sie näher zu untersuchen.
    Zögernd sagte Cynthia nun: »Vor ein paar Wochen, als ich Briefe schrieb, ging mir das Papier aus. Ich sah in Olivers Schreibtisch nach. In diesem Moment kam er zufällig herein und geriet richtig in Rage, als er sah, was ich tat.
    Ja, er hat mich sogar geschlagen. Zu dem Zeitpunkt habe ich mir nicht viel dabei gedacht, denn er benimmt sich oft unberechenbar. Aber seitdem schließt er seine Papiere weg. Denken Sie, es hat etwas zu bedeuten?«
    »Möglich, vielleicht auch nicht. Manche Männer sind von Natur aus eigensinnig, was das angeht. Aber wenn er ein dunkles Geheimnis hat, das Sie aufdecken können, hätten Sie eine starke Waffe gegen ihn in der Hand.« Maggie fing Cynthias Blick ein und sagte nüchtern: »Das ist nicht gerade nett, worüber wir hier sprechen. Wollen Sie sich so unehrenhaft verhalten?«
    Cynthia atmete tief ein, aber ihr Blick flackerte nicht.
    »Ja. Wir Frauen haben so wenig Waffen zur Verfügung, daß es dumm wäre, auch nur eine einzige außer acht zu lassen. Vielleicht kann ich größere Tragödien wie ein Duell vermeiden. Ich glaube zwar nicht, daß Oliver Michael fordern würde, aber ich kann mich irren.« Sie erbebte, als hätte sie ein eisiger Lufthauch gestreift. »Ich könnte es nicht ertragen, wenn Michael wegen mir sein Leben riskieren müßte.«
    Zufrieden sagte Maggie: »Wenn Sie meinen. Glauben Sie, Sie könnten den Schreibtisch Ihres Mannes aufbe-kommen und die Papiere einsehen?«
    Cynthia biß sich auf die Lippe, nickte aber.
    »Sie müssen extrem vorsichtig sein. Tun Sie es nur, wenn er ganz sicher nicht in der Nähe ist und hinterlassen Sie nicht den Hauch einer Spur. Ihr Mann hat ein choleri-sches Temperament, und wenn er Sie auch nur im geringsten verdächtigt, könnte er Ihnen ernsthaft etwas antun.
    Sie müssen nicht nur an Ihr eigenes Leben denken.« Maggie sprach so ernsthaft und so eindringlich, wie es ihr möglich war. Obwohl sie nicht besonders stolz auf sich war, eine Frau als Spionin auf ihren Gemahl anzusetzen, war die Gelegenheit einfach zu günstig, um sie ungenutzt verstreichen zu lassen. Im übrigen: Sollte Oliver Northwood tatsächlich ein Verräter sein, dann würde dies Cynthia wirklich den Absprung erleichtern.
    »Ich verspreche Ihnen, daß ich aufpassen werde.« Cynthias Lippen verzogen sich. »Ich weiß schließlich besser als jeder andere, wozu Oliver fähig ist.«
    »Wenn Sie irgend etwas Verdächtiges entdecken, bringen Sie es zuerst mir«, sagte Maggie. »Ich habe einige Erfahrung, und vielleicht verstehe ich besser als Sie, was Sie gefunden haben.«
    Cynthia nickte wieder und stand auf. »Ich kann Ihnen nicht genug danken, Gräfin. Mit Ihnen zu reden, hat mir sehr viel geholfen.«
    Maggie erhob sich ebenfalls. »Nennen Sie mich doch Magda, wo wir doch jetzt beide Verschwörer sind. Oder Maggie, wenn Sie das vorziehen.«
    »Vielen Dank, Maggie. Und sagen Sie Cynthia zu mir.«
    Sie beugte sich vor und drückte die andere Frau herzlich an sich.
    Nachdem sie Cynthia noch einmal gewarnt hatte, brachte Maggie sie hinaus. Dann setzte sie sich hin, um über die Neuigkeiten nachzudenken.
    Ganz abgesehen von ihrer Antipathie Northwood gegenüber, sagte der Instinkt ihr, daß er des Verrats durchaus fähig war. Sie durfte sich aber nicht dazu verleiten lassen, ihn für uneingeschränkt schuldig zu halten. Er konnte auch nur ein wenig korrupt sein, aber in diesem Hexenkessel, der Paris momentan war, mochte jede Information bedeutsam sein. Ein schwacher Mann konnte leicht der Versuchung erliegen.
    Die nächste Frage war, ob sie es Rafe sagen sollte oder nicht. Sie runzelte die Stirn. Rafe und Northwood waren zwar keine engen Freunde, aber sie kannten sich schon ewig und hatten beide in ihrer Jugend dem gleichen Kreis angehört. Rafe würde sicher nicht glauben wollen, daß jemand aus diesem Grüppchen aufrichtiger Engländer ein Verräter war. Wieviel einfacher war es doch, einen Fremden zu verdächtigen!
    Maggie beschloß, Rafe erst dann von ihrem Verdacht etwas zu sagen, wenn Cynthia einen

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