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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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unterm Sattel und den mysteriösen französischen Stallburschen namens Jean Blanc.
    »Wahrscheinlich hat dieser Blanc am Zügel gerissen, damit Samson steigt«, vermutete Maggie. »Als das Pferd scheute, hat er auf den Sattel geschlagen, damit das arme Tier wild wird. Dann ist er abgehauen.«
    »Vielleicht ist er auch weggelaufen, weil wir da waren und nicht alles nach Plan lief«, warf Rafe ein. »Wenn Castlereagh unter die Hufe geraten wäre, hätte ihm das vermutlich den Rest gegeben. Dann wäre so ein Aufruhr gewesen, daß Blanc in aller Ruhe den Dorn und das Mund-stück hätte entfernen können. Das Ganze hätte wie ein Unfall ausgesehen.«
    »Ich hatte gleich das Gefühl, daß mit dem Stallburschen etwas nicht stimmte.« Maggie versuchte sich an den Mann zu erinnern. »Er wirkte nicht wie ein Diener, sondern eher wie ein Soldat, obwohl natürlich Unmengen von Franzosen in der Armee des Kaisers gedient haben.«
    »Ich habe ihn selbst gar nicht gesehen, aber von der Be-Schreibung her könnte er einer von den anderen Verdächtigen sein, Capitaine Henri Lemercier. Ich habe den Kerl an dem Abend im Café Mazarin kennengelernt.«
    »Und das hast du mir gegenüber nicht erwähnt, obwohl wir Informationen bekommen haben, daß in dem Café über ein Attentat gesprochen wurde?« fragte Maggie fro-stig.
    Rafe hatte nichts davon gesagt, weil Lemercier später mit Robert Anderson zusammengetroffen war. Solange er keinen stichhaltigen Beweis gegen Anderson besaß, wollte er Maggie nicht damit konfrontieren. So sagte er nur: »Ich habe dir nichts davon erzählt, weil Lemercier betrunken war und nichts Interessantes von sich gegeben hat.«
    Maggie blickte ihn mißtrauisch an, verfolgte das Thema aber nicht weiter. Rafe wünschte sich, er hätte gewußt, was für Gedanken ihr durch den Kopf gingen. Ihr goldenes Haar hing nach dem Zwischenfall wirr herab, und ihr tiefausgeschnittenes Kleid schmiegte sich verführerisch an ihren Oberkörper. Wenn sie tatsächlich seine Geliebte gewesen wäre, hätte er sie jetzt und hier in der Kutsche genommen.
    Statt dessen zwang er sich, die Ereignisse noch einmal durchzugehen. Die Fast-Katastrophe hatte ihn sehr erschüttert und brachte ihm die Gefahren in Erinnerung, denen sie sich die ganze Zeit aussetzten.
    Es war an der Zeit, zu überprüfen, ob Maggies Loyalität wirklich so einwandfrei feststand, wie er bisher angenommen hatte, denn ihre Verbindung mit Anderson war eine Sache, die gegen sie sprach. Der blonde, engelhafte Anderson schien fast sicher ein Agent der Gegenseite zu sein. Hatte er den >Unfall< an dem Abend arrangiert, an dem er im Café Mazarin mit Lemercier geredet hatte?
    Und was hatte er mit Roussaye zu besprechen gehabt, als sie sich im Salon des Étrangers getroffen hatten?

    Noch wichtiger: War Maggie Andersons Opfer oder Komplizin? Auch wenn sie an diesem Nachmittag geholfen hatte, das Schlimmste zu verhüten, mußte das nicht hei-
    ßen, daß sie keine Informationen ihres Landes verkaufte oder in eine Verschwörung verwickelt war. Zu viele dunkle Jahre lagen zwischen Margot Ashton und Magda Janos, als daß er ihr blind vertrauen durfte. Sie konnte eine Söld-nerin sein, die für jeden arbeitete, der gut bezahlte. Möglich, daß Anderson sie überredet hatte, gegen Englands Interessen zu handeln.
    Doch in gewisser Hinsicht zählte das alles nicht. Rafe wollte sie, egal wer sie war oder was sie tat. Wenn er die Verschwörung aufdeckte und Maggie sich als Mittäterin erwies, dann mochte sie sich entscheiden, ob sie mit ihm oder zum Galgen gehen wollte. Er würde es vorziehen, wenn sie freiwillig zu ihm käme, aber wenn nötig, würde er auch Gewalt anwenden.
    Auf diesen Gedanken war er nicht besonders stolz.

    Der Engländer gewöhnte sich langsam an die Fahrten zu Le Serpent und war kaum noch beunruhigt. Dennoch überlegte er, als er das verdunkelte Zimmer betrat, daß sein blondes Haar ihn selbst in diesem Dämmerlicht zu einem deutlichen Ziel machte. Hätte er von den finsteren Pfaden gewußt, die er einmal betreten würde, dann wäre er in weiser Voraussicht dunkelhaarig geboren worden.
    Das Scheitern des Anschlags auf Lord Castlereagh ließ den maskierten Mann auf einmal weniger beängstigend erscheinen. Der Engländer konnte nicht umhin zu denken, daß es bessere Mittel gab, einen Mann umzubringen, als ein Pferd. Er beging den Fehler, seinem finsteren Gastgeber eben dies zu sagen.
    »Maßen Sie sich an, mich zu kritisieren? Sie, der Sie keine Ahnung haben, wer ich

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