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Wie ein boser Traum

Wie ein boser Traum

Titel: Wie ein boser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Webb Debra
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konnte, so wie sie es von früher her kannte – ganz früher.
    »Mach dir darüber keine Gedanken.«
    Sie trat ein wenig zurück von der Tür; der Riegel fiel klickend in die Absperrstellung. Clint nahm die Taschenlampe, ging von Tür zu Tür und las die daran angebrachten Schilder. Am Ende des Hauptgangs bog er in den kürzeren Flur zur Rechten. Dieser führte zu der
Treppe, über die man in die anderen Geschosse gelangte. Emily blieb dicht hinter Clint, schaute ihm aber ständig über die Schulter. Wenn die Polizei ihr Auto fände – würde sie dahinterkommen, was sie und Clint vorhatten?
    »… die muss es sein.«
    Sie konzentrierte sich wieder ganz auf Clint. Auf dem Türschild stand »Zutritt nur für Mitarbeiter«. Sie musste ihm zustimmen. Falls die Akten hier im Keller lagerten, dann am ehesten hinter dieser Tür.
    »Und jetzt?«
    Er gab ihr die Taschenlampe zurück. »Halte mal.« Er richtete den Strahl auf den Türknauf.
    Sie hielt die Taschenlampe ruhig, während er einen neuen Satz Werkzeuge aus der äußeren Tasche des Matchbeutels holte. Die Werkzeuge sahen aus wie Zahnarztinstrumente. Clint ging vor der Tür in die Hocke. Mit beiden Händen, in jeder Hand ein Instrument, bearbeitete er das Schloss, bis etwas klickte.
    Er drehte am Knauf, die Tür öffnete sich. Unglaublich .
    »Du bist ziemlich gut, Austin.«
    Er ließ die Instrumente in den Beutel zurückfallen und richtete sich auf. »Ich hoffe, du meinst damit auch unsere anderen gemeinsamen Eskapaden – nicht nur diese.«
    Sie wurde rot. Sie wollte ihm gerade sagen, darüber müsse sie noch nachdenken, als von irgendwoher auf dem Hauptkorridor ein Geräusch ertönte. Die klickenden und knarrenden Geräusche, die folgten, waren unverkennbar. Jemand hatte die Hauptausgangstür aufgeschlossen und geöffnet. Eine Folge von Pieptönen warnte, dass die Alarmanlage ausgeschaltet worden war.
    Das musste die Polizei sein.

    Und Clint würde wieder hinter Gittern landen. Das hier war eine grobe Verletzung seiner Bewährungsauflagen. Keine Lappalie.
    Das durfte sie nicht zulassen.
    Sie knipste die Taschenlampe aus und schnappte sich den Matchbeutel, den er neben der Tür auf dem Boden liegen gelassen hatte. Sie standen so dicht nebeneinander, dass sie seine nervöse Anspannung förmlich spürte. Mit der freien Hand packte sie ihn am Hemd und zog sein Gesicht zu sich heran; dann flüsterte sie: »Geh da rein, und schließ die Tür hinter dir ab. Sobald wir von hier weg sind, holst du die Akte und haust ab. Versuch’s zuerst mit der chronologischen Reihenfolge, dann mit der alphabetischen.«
    »Ausgeschlossen; ich lass nicht zu, dass du hierfür den Kopf hinhältst.«
    »Mach schon. Wie sollen wir denn den Mörder finden, wenn du im Gefängnis sitzt?«
    Drei Herzschläge später gab er nach. Er schlüpfte in den Raum, den er soeben aufgeschlossen hatte. Inzwischen war das kaum hörbare Knirschen von Ledersohlen auf dem Fliesenboden näher gekommen. Was sollte sie tun?
    Dann wusste sie es. Sie ließ sich auf die Knie nieder, vor der Tür, hinter der Clint verschwunden war, schaltete die Taschenlampe an und steckte die Werkzeuge ein, mit denen er die Tür aufgeschlossen hatte. Sie tat so, als wäre sie schwer beschäftigt, noch während die Schritte sich dem Seitengang direkt hinter ihr näherten.
    »Emily?«
    Ray Hale.
    Sie war ein wenig erleichtert, dass es sich nicht um einen
ihr unbekannten Polizisten handelte. Sie drehte sich um und setzte eine erschrockene Miene auf.
    »Was machen Sie denn da, Emily?«
    Er kam näher.
    »Wo ist Clint?«
    Sie stand auf; die Werkzeuge in ihrer Hand fielen klappernd zu Boden. »Was soll Clint denn hier? Das hier musste ich einfach tun. Heather war meine beste Freundin.«
    Es war hell genug, um zu erkennen, dass Ray skeptisch dreinschaute. »Glauben Sie wirklich, ich nehme Ihnen ab, dass Sie ganz allein ins Gerichtsgebäude eingebrochen sind?«
    Sie dachte an die Gründe, die sie hatte, um wütend zu sein, und dann herrschte sie ihn so an, wie sie es während ihres letzten Gesprächs gern getan hätte.
    »Sie wissen verdammt gut, dass er’s nicht getan hat.« Dieser Satz war Anschuldigung und Argument gleichermaßen. »Ich will wissen, wer Heather umgebracht hat, Ray. Wenn ich dazu hier einbrechen muss, um an die Akten ranzukommen, die hier lagern, wie Sie Clint gesagt haben, dann bin ich dazu bereit.«
    »Wo steckt er?«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, er ist nicht hier. Wenn ich ihn in meinen Plan eingeweiht hätte,

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