Wie ein boser Traum
Turner gefahren.«
Clint war sich nicht sicher, ob sich im Blick des Deputys Enttäuschung oder Erleichterung spiegelte. Vielleicht eine Mischung aus beidem.
»Können Sie die hier identifizieren?« Er legte einen Beweismittelbeutel aus Plastik auf den Tisch, der Inhalt bestand aus einer Handvoll zerrissener Fotos.
Clint betrachtete die Schnipsel; dann sagte er: »Zerrissene
Fotos. Ich müsste sie ein bisschen ordnen, um sicher zu sein, aber sie sehen wie einige aus meinem Haus aus. Sie haben das Haus ja gesehen, nachdem es mutwillig zerstört worden war.« Er musste Caruthers nicht daran erinnern, aber er tat es, um Bradys willen. Die Erinnerung an all die zerstörten Besitztümer seiner Mutter bedrückte ihn.
»Gibt es irgendeinen Grund, warum Ray sie in seinem Besitz haben sollte?«
»Um mir einen Gefallen zu tun, ist Ray mit einigen der Fotos zu einem Typen gegangen, von dem er glaubte, er könnte sie wieder zusammenfügen. Aber ich kann nicht sagen, ob sie zu denen gehören, die er mitgenommen hat, ohne sie in den Händen gehalten zu haben.«
»Sowie wir Ihr Alibi bestätigt haben, können Sie gehen, aber entfernen Sie sich nicht vom Arbeitsplatz oder von zu Hause. Ich muss Sie vielleicht noch einmal verhören. Außerdem« – Caruthers blickte zu Brady, bevor er weitersprach – »werden wir bei jeder Person, die in Keiths Fall von Bedeutung ist, einen DNA-Test machen müssen.«
»Wenn Sie die Probe nicht freiwillig abliefern«, erläuterte Brady, »beschaffen die sich eine gerichtliche Verfügung. Man hat mir die Namen auf der Liste gezeigt. Es stehen noch sieben weitere Personen darauf, Mr. Austin, fühlen Sie sich also nicht diskriminiert.«
»Kein Problem.«
Caruthers ging zur Tür.
Beinahe hätte Clint nicht danach gefragt, aber er musste es einfach wissen. »Können Sie mir sagen, was passiert ist?«
Caruthers zögerte, blickte aber nicht zurück. »Wir geben
noch keine Details preis. Sie werden davon aus der Zeitung erfahren, so wie alle anderen.«
So absolut wasserfest Clints Alibi auch war, sosehr sie ihm das hier nicht anlasten konnten, Caruthers fand ihn unsympathisch, traute ihm nicht wegen seiner Vergangenheit. Andererseits: Clint hatte ja gewusst, dass es so war. Es gab einfach Dinge, von denen ein Mann sich nicht reinwaschen konnte.
Unschuldig zu sein würde da nicht reichen.
Motel Valley Inn
18.15 Uhr
Clint klopfte zwar vorher an, doch als er keine Antwort erhielt, steckte er den Schlüssel ins Schloss, den Emily ihm gegeben hatte, und betrat das Zimmer. Es war ein schönes Gefühl, dass sie ihm den Schlüssel anvertraut hatte. Aber es war nur ein gemietetes Zimmer, nichts, worüber man in Begeisterung ausbrechen musste.
»Emily?«
Er sah im Badezimmer nach. Keine Emily.
Ihr Wagen stand nicht vor dem Motel, sie hatte wohl beschlossen, etwas Zeit mit ihren Eltern zu verbringen, aber es gefiel ihm nicht, dass er darüber im Unklaren war.
Da fiel sein Blick auf die Notiz auf der Kommode.
Er fluchte. Was zum Teufel bildete sie sich ein, Baker allein zu treffen?
Er warf den Kurzbrief auf die Kommode zurück und blickte zur Wanduhr. Emily hatte die Uhrzeit auf dem Brief vermerkt. Sie war vor einer Stunde gegangen.
Er würde dorthin fahren.
410 Oak Avenue
18.40 Uhr
In Bakers Haus war es still, aber sein Pick-up stand in der Auffahrt.
Clint parkte hinter Bakers Wagen und stieg aus; seine Sinne witterten eine Gefahr, die er nicht benennen konnte.
Wenn Emily nicht mehr hier war, wohin war sie gefahren? Es konnte sein, dass sie eine andere Strecke zum Gästehaus genommen hatte.
Er klopfte an die Haustür. Läutete ein paarmal.
Keine Antwort.
Nicht ein Geräusch.
Na, zum Teufel. Wenn er vor Beginn der Dunkelheit einbrechen wollte, dann sollte er das lieber von der Rückseite her machen. Sein Einbruchswerkzeug war konfisziert worden. Vielleicht sollte er die Tür eintreten. Solange sie nicht aus Metall war …
Das Garagentor stand offen. In der Garage lagen überall Schrottteile herum, Geräte zur Gartenpflege und Stapel von Bierdosen. Baker legte anscheinend eine Sammlung an.
Die Eingangstür war aus Metall.
Na, toll.
Clint drehte am Türknauf; zu seiner Überraschung war die Tür unverschlossen.
Drinnen im Haus war es grabesdunkel. Clint blieb eine halbe Minute still stehen und lauschte auf irgendwelche Lebenszeichen.
Nichts.
Er knipste einen Schalter in der Küche an; eine Deckenlampe leuchtete auf. Mit wachsender Besorgnis nahm er den Raum in
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