Wie ein boser Traum
bringen.
»Muss meinen Stoß machen.« Perry schlenderte zum Pooltisch zurück, um die letzte der Streifenkugeln zu versenken.
»Du kriegst nichts mehr, Baker.«
Troy richtete einen kurzen, gemeinen Blick auf den Mann hinterm Tresen. »Willst du damit etwa sagen, ich bin betrunken, Bradley?« Bradley Peters war in der Schule ein Rowdy gewesen und hatte sich kaum verändert.
Bradley beugte sich über den Tresen und blickte Troy aus kurzer Entfernung ins Gesicht. »Ganz richtig; hast du ein Problem damit?«
Troy grinste. »Verdammt, nein.« Er zeigte mit dem Daumen zum Pooltisch. »Aber du musst dir nicht gleich in die Hosen machen; Perry fährt mich nach Hause.«
Bradley blickte von Troy zu Larry. »Du fährst am besten auch mit Woods mit, Medford. Ich hab keine Lust, dass der Chief mir auf die Pelle rückt.«
Der Chief. Ray Hale hatte die Finger in jeder verdammten Sache in der Stadt. Aber das war erst zum Problem geworden, als er seinen Clint-Austin-Tick bekommen hatte. Was nur bewies, dass man keinem Menschen wirklich trauen konnte.
Larry trank sein letztes Bier, beugte sich rüber zu Troy und flüsterte ihm zu: »Und was machen wir jetzt, was meinst du?«
Das war ein Freund, ein Typ, auf den man sich verlassen konnte, wenn alle Stricke rissen. Es nervte ihn reichlich, dass Keith sich einfach so aus dem Staub machte. Angeblich sollte er Heather geliebt haben. Und sie hatte ihn garantiert auch geliebt.
Troy schloss die Augen und versuchte erfolglos, die Bilder aus jener fürchterlichen Nacht zu verdrängen. Er hatte auf der Treppe gehockt und durch das Geländer zugesehen, nachdem es an der Tür geklingelt hatte, wodurch alle aus dem Tiefschlaf gerissen worden waren. Chief Don Ledbetter hatte Troys Eltern die schlechte Nachricht überbracht. Seine Mutter hatte einen Nervenzusammenbruch erlitten. Ledbetters Frau war bei Troy und seiner Mutter geblieben, während sein Vater mit dem Chief zu den Wallaces gefahren war.
Troy hatte unbedingt wissen wollen, was da lief. Also war er aus dem Haus geschlichen, barfuß und im Pyjama, und den ganzen Weg zu Emilys Haus gelaufen. Die Bullen waren so damit beschäftigt gewesen, aus dem Tatort schlau zu werden, dass denen gar nicht aufgefallen war, dass er von der Tür ins Schlafzimmer gespäht – auf den reglosen Körper seiner Schwester und das viele Blut gestarrt hatte.
Emily Wallace war ins Krankenhaus gefahren worden. Schock oder so. Aber ihr Vater war da gewesen, mitten im Zimmer mit den Bullen und Schuldirektor Call. Nie würde Troy vergessen, wie die Männer in dem Raum, darunter auch sein eigener Vater und der Chief, geheult hatten.
Troy hatte nicht geweint. Jedenfalls nicht damals. Er hatte nur wissen wollen, wo Austin war. Er hatte Austin etwas antun wollen.
Aber Austin war schon ins Gefängnis gebracht worden.
Der Bezirksstaatsanwalt hatte Heather in jener Nacht in einem großen schwarzen Leichensack wegfahren lassen. Es war das letzte Mal gewesen, dass Troy seine Schwester gesehen hatte, bis zur Beerdigung fast eine Woche darauf. Während ihr Sarg in die Erde hinabgelassen wurde, hatte er ein Versprechen abgegeben. Clint Austin würde kriegen, was er verdiente.
Troy wandte sich seinem Freund zu. »Ich sag dir, was wir als Nächstes machen. Wir sorgen dafür, dass Austin kapiert, dass wir’s ernst meinen.«
8
Pine-Bluff-Highschool
Mittwoch, 17. Juli, 7.50 Uhr
Ihre Überwachung von Austin gestern hatte Emily absolut nichts gebracht. Hinsichtlich Austins Bewährungsauflagen hatte der Bewährungshelfer, Lee Brady, ihr so viele Informationen geliefert, wie er durfte, aber was sie dadurch erfahren hatte, war nicht so hilfreich gewesen wie erhofft.
Emily parkte auf dem Schulgelände, in der Nähe des Football-Felds, und ließ das Seitenfenster herunter, damit die sanfte Brise hereinwehen konnte. Schon jetzt war es
drückend heiß. Um Haaresbreite wäre sie heute Morgen vor Verlassen des Hauses ungewollt ihrer Mutter begegnet. Sie musste ihren Eltern unbedingt aus dem Weg gehen. Früh aus dem Haus gehen; spät in der Nacht zurückkehren. Die Spannungen minimieren und die Stufen weit umgehen.
Hier konnte sie in Ruhe nachdenken. Das hier war der letzte Ort, an dem sie ein Leben und Freunde hatte … sich sicher fühlte. Außerdem wollte sie mit Schulleiter Call sprechen. Sie hasste, hasste, hasste es, dass sie den nagenden Gedanken nicht aus ihrem Kopf herausbekam, aber sie schaffte es einfach nicht: Jesse Lambert, die Vorsitzende des
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