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Wie ein boser Traum

Wie ein boser Traum

Titel: Wie ein boser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Webb Debra
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weiß nicht, was ich in der Sache für dich tun soll.« Seine Lippen wurden zu einem Strich, der seine Ungeduld verriet.
    »Und jetzt kommt’s, Sid.« Clint beugte sich vor. »Dein Daddy hat mich komplett verarscht, und ich will, dass du das in Ordnung bringst.«
    Sid schürzte seine schmalen, flachen Lippen vor lauter Wut, die sich erneut in ihm aufbaute. »Und wenn ich nicht …«
    Das war genau das, was Clint von der halben Portion erwartet hatte: »… dann haben wir ein Problem.«
    Clint machte kehrt und verließ das Zimmer. Ging die Treppe runter und zum Vordereingang hinaus. Keiner von Sids Gorillas versuchte ihn aufzuhalten, und weil man ihm keine Kugel in den Rücken jagte, musste Clint annehmen, dass er sich deutlich genug ausgedrückt hatte.
    Er checkte den Firebird und ließ sich hinters Steuer fallen. Als er den Motor startete, blickte er zum zweiten Stock der Fairgate-Villa hoch. Sid würde darüber
schimpfen, dass er keinen Schutz genoss und dass keiner die von ihm angebotenen Services zu schätzen wusste.
    Clint brauste die Auffahrt runter, fuhr etwas langsamer, damit sich das Tor so weit öffnete, dass er hindurchkam. Auf die Red Bird Lane raste er so schnell, wie er es früher beim Verlassen der Villa stets getan hatte. Immer mit einem neuen Auftrag, um jemandem die Hölle heißzumachen. Sly Fairgate hatte nie damit gewartet, den Druck auf einen Klienten zu erhöhen. Er hatte fest daran geglaubt, dass man Ärger vermeiden konnte, bevor er eintrat. Also hatte Clint die erforderlichen »Gedankenstützen« zu liefern. Und gelegentlich hatte er auch schon mal einen kleinen Hebel angesetzt, bis die Schulden bezahlt waren.
    Das war auch in jener Nacht vor fast elf Jahren Clints Job gewesen. Klau den Wagen eines Kunden, der seinen Verpflichtungen Fairgate gegenüber nicht nachgekommen war. War so leicht, wie einem Kind die Süßigkeit wegzunehmen. Clint hatte Dutzende Wagen kurzgeschlossen. Er wusste, wie man das Lenkradschloss knackte. Er kannte alle Tricks. Den Wagen behielt er dann für sich, bis die Schuld bezahlt war.
    Der Job hätte kinderleicht sein sollen. Den Dietrich ins Türschloss stecken, die Zündung kurzschließen und losfahren. So einfach war das.
    Aber in jener Nacht war nichts einfach gewesen.
    Die Wut und die Verbitterung, die schwer unter Kontrolle zu halten waren, schwelten weiter in Clint. Er schaltete einen Gang höher, gab Vollgas und hatte die zulässige Höchstgeschwindigkeit schon weit überschritten, als er die Stadtgrenze von Pine Bluff überquerte. Er würde eine lange Strecke auf der offenen Straße fahren
müssen, bis die Wut verraucht war und er einen klaren Kopf bekam.
    Vor jener Nacht hatte er zwei Jahre lang für Sylvester Fairgate gearbeitet. Clint hatte seinen Beitrag zur Kundenmotivation geleistet, aber seine Hauptarbeit war die eines Eintreibers gewesen.
    Er hatte alle Jobs erledigt. Immer. Er hatte hart am Rande des Gesetzes operiert, was ihn aber nie davon abhielt, das Richtige zu tun, wenn die Situation es erforderte.
    Das war sein einziger Fehler in jener Nacht gewesen.
    Er hatte sich bemüht, alles richtig zu machen, den Helden zu spielen. Aber man hatte ihn im Regen stehen lassen. Sein Boss hatte sich geweigert, Clints Alibi zu bestätigen, weil er seinen eigenen vierzehnkarätigen Arsch retten wollte.
    Jetzt musste jemand für diesen Verrat zahlen.

11
    15.15 Uhr
     
    Es war riskant.
    Nachdenklich betrachtete Emily die Eingangstür ihres Elternhauses. Es war eine Affenschande, dass eine Frau in ihrem Alter Angst vor ihren Eltern hatte. Vielleicht nicht direkt Angst. Aber sie fürchtete, ihnen gegenüberzutreten. Wollte unbedingt ein weiteres dieser Gespräche vermeiden.
    Sie hatte fast den ganzen Tag in der Bibliothek verbracht
und Nachforschungen über Fälle angestellt, wo auf Bewährung entlassene Straftäter wegen Verstößen gegen die Bewährungsauflagen wieder in Haft mussten – nur um sich zu vergewissern, dass ihre Suche nicht nutzlos war. Weil sie sich darauf konzentriert hatte, glaubte sie nicht an diesen »Er könnte unschuldig sein«-Unsinn. Clint Austin war nicht unschuldig. Die Gerüchte bedeuteten gar nichts. Schulleiter Call hatte niemanden sonst gesehen, Emily auch nicht. Nur Austin.
    Ein Warnsignal schreckte sie auf, und sie stieg aus dem Auto. Da ihr Wagen mit einem Telematik-Dienst ausgestattet war, hätte sie einen Notruf tätigen können, falls sie in eine Notlage geriet, aber sie benutzte lieber ihr Handy. Jetzt musste es an das

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