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Wie ein boser Traum

Wie ein boser Traum

Titel: Wie ein boser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Webb Debra
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Ladegerät angeschlossen werden. Sie ging zielstrebig zur Eingangstür, drehte den Türknauf und zog die Tür auf, wobei sie versuchte, kein Geräusch zu machen. In den beiden letzten Jahren hatte sie jede Menge Übung in solchen Dingen bekommen.
    Die Kühle im Haus ließ sie leicht frösteln. Sie sah sich um; so weit, so gut. Vorsichtig betrat sie den Flur rechts von der Diele. Sie hatte ihr Ziel fast erreicht.
    Ein Schrei, sie blieb abrupt stehen. Eine Männerstimme. Ihr Vater? Wieder laute Schreie. Diesmal ihre Mutter. Das kam definitiv aus dem Arbeitszimmer ihres Vaters, einem vierten Zimmer, das anderen Zwecken diente, unmittelbar links von ihr, gegenüber von ihrem Zimmer. Die Tür war geschlossen. Sie runzelte die Stirn. Seltsam.
    Je länger der Streit andauerte, desto mehr Panik bekam Emily. Hatte sie durch ihr Verhalten ihre Eltern so weit getrieben? Fielen sie ihretwegen so übereinander her?
    Leise ging sie die restliche Strecke zu ihrem Zimmer.
Sie trat ein, ließ die Tür aber einen Spaltbreit offen, um hinausspähen zu können. Dann stand sie völlig reglos da und hörte zu – lauschte, so heimlich wie während ihrer Kindheit.
    »Aber du hättest doch etwas dagegen tun können!«
    Ihre Mutter.
    »Ich kann versuchen, ihn auszuzahlen!«, rief Emilys Vater wütend. »Vielleicht will er ja genau das. Er will sich jetzt noch nicht dazu äußern.«
    Der Tonfall ihres Vaters bestürzte Emily. Er erhob niemals die Stimme, niemandem, erst recht nicht ihrer Mutter gegenüber.
    »Die Sache sollte doch längst geregelt sein«, beharrte Carol, sehr viel ruhiger. »Ganz egal, was du ihm anbietest, was soll ihn denn davon abhalten, es allen zu erzählen? Du weißt doch, dass man einem Fairgate nicht trauen kann.«
    »Dann sag mir, was du von mir erwartest, Carol!«
    Fairgate? Emily konnte sich keinen Grund vorstellen, warum ihre Eltern etwas mit diesen Leuten zu tun hatten. Im Grunde kannte sie die Fairgates nicht, nur deren Ruf, und der war schlecht. Sehr schlecht.
    »Ich weiß es nicht«, sagte ihre Mutter schroff. »Aber du hast uns diesen Schlamassel eingebrockt, jetzt sieh zu, wie wir da wieder rauskommen.«
    Sie stürmte aus dem Zimmer. Emily wich zurück.
    Ihr Vater blieb allein im Raum zurück. Fast hätte die Stille Emily aus ihrem Zimmer und über den Flur gelockt, um nach ihm zu sehen. Gott, sie hoffte inständig, dass dies hier nichts damit zu tun hatte, was sie tat oder unterließ.
    Zu ihrer Panik gesellte sich Angst. Austin hatte für
Fairgate gearbeitet. Konnte es darum gehen? Sicherlich nicht.
    Die Bemerkung, die Justine über Austins Alibi gemacht hatte, nagte an Emily. Es war eine Lüge. Der alte Fairgate hatte im Zeugenstand gesessen und unter Eid ausgesagt. Jemandem wie ihm machte es sicherlich nichts aus, einen Meineid zu schwören … was nicht hieß, dass Austin die Wahrheit gesagt hatte. Er hatte gelogen. Kein Zweifel.
    Sie hörte die Stimme ihres Vaters und konzentrierte sich wieder auf das Arbeitszimmer.
    »Hier ist Ed Wallace. Holen Sie mir Fairgate an den Apparat.«
    Das Schweigen schien sich endlos hinzuziehen. Es rauschte in Emilys Ohren. Da musste ein Irrtum vorliegen. Bestimmt hatte sie einen wichtigen Teil des Gesprächs nicht mitbekommen, der das, was sie soeben gehört hatte, erklären würde. Edward Wallace hatte nie und nimmer etwas mit einem Fairgate zu schaffen.
    »Sagen Sie mir einfach, was Sie wollen«, sagte ihr Vater.
    Der Zorn in seiner Stimme verblüffte Emily.
    »Und wenn ich das nicht tue?«
    Ihr Herz stolperte. War das eine Drohung, die er da gerade ausgesprochen hatte? Ihr Vater? Was zum Teufel war hier eigentlich los?
    »Okay.«
    Er knallte den Hörer auf.
    Er war hochrot im Gesicht, als er, so wie ihre Mutter, aus dem Zimmer stürmte.
    Emily schnappte sich das Ladegerät, wartete, bis die Luft rein war, und schlich auf den Flur zurück. Sie hatte
nichts von dem Gespräch mitbekommen wollen. Wenn sie jetzt wegging, erfuhren ihre Eltern vielleicht nichts davon.
    Sie ging zur Haustür, öffnete sie, trat auf die Veranda …
    »Emily?«
    Sie schrak zusammen. Drei Sekunden später, und sie wäre entkommen. Jetzt wussten ihre Eltern, dass sie ihren Streit mitbekommen hatte. Sie könnte einfach fragen, was denn los wäre, aber in ihrer Familie funktionierte das nicht so. Eds und Carols Privatsphäre war immer unantastbar gewesen.
    »Emily, stimmt irgendwas nicht?«
    Emily wappnete sich, rief das erforderliche Lächeln ab und wandte sich zu ihrer Mutter um. »Hallo. Nein,

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