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Wie ein boser Traum

Wie ein boser Traum

Titel: Wie ein boser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Webb Debra
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alles in Ordnung.«
    »Bist du nur auf einen Sprung vorbeigekommen?« Der aufblitzende kühle Argwohn in den Augen ihrer Mutter machte es unmöglich, das Thema Fairgate zur Sprache zu bringen.
    Emily nickte. »Ja. Ich wollte … ja.« So viele Lügen.
    Der Gesichtsausdruck ihrer Mutter wurde sanfter. »Ein paar von deinen Freundinnen sind heute Nachmittag vorbeigekommen.«
    »Wer?« Wusste denn überhaupt eine von denen, dass sie in der Stadt war?
    »Cathy, Megan und Violet.« Ihre Mutter lächelte freundlich. »Sie waren alle so aufgeregt, weil sie dich vielleicht sehen würden.«
    »Es … tut mir leid, dass ich nicht da war.« Wieder gelogen. Und das auch noch gegenüber ihrer Mutter. »Mir ist eben eingefallen, dass ich meine Handtasche im
Auto vergessen hab. Ich hol sie mal eben.« Immerhin das stimmte. Wieder wollte Emily flüchten, aber Carol ließ sie nicht gehen.
    »Du solltest die drei anrufen. Freunde sind wichtig.«
    Emily wollte unbedingt aus dem Haus, ehe sie etwas Unüberlegtes tat, zum Beispiel ihre Mutter fragen, was sie und Vater mit Fairgate zu schaffen hatten. »Ich hab heute mal kurz in der Schule vorbeigeschaut.«
    Die Worte waren ihr so herausgerutscht. Allerdings hatte sie sie gut gewählt. Dass sie zur Schule gefahren war, nahm ein wenig die Anspannung aus der ernsthaft besorgten Miene ihrer Mutter.
    »Direktor Call hat mir die Gedenktafel im Senior-Saal gezeigt«, fuhr Emily fort. »Und ich habe mit Mrs. Mallory gesprochen. Und zugesehen, wie das Team ein paar Übungen einstudiert hat.«
    Erleichterung, reine Dankbarkeit und noch mehr glitzerte in den Augen ihrer Mutter. »Das ist wunderbar.«
    »Ich muss noch meine Handtasche holen.« Emily zeigte zum Wagen. Sie wollte wirklich los. Dass etwas so Unbedeutendes wie das Vorbeischauen in der Schule ihrer Mutter so viel Freude machen konnte, sprach Bände, welch große Sorgen ihre Eltern sich machten. »Vielleicht versuch ich mal, mich mit den Mädels zum Abendessen zu verabreden.« Lügen, Lügen, nichts als Lügen.
    »Violets Nummer liegt neben dem Telefon. Ihr wart die ganzen Jahre im selben Cheerleader-Team, da wäre es doch eine Schande, sich nicht mir ihr zu treffen.«
    »Keine Sorge, das machen wir schon«, versprach Emily – nur nicht heute.
    Sie hatte bereits die Hand auf der Klinke, als ihre Mutter
hinzusetzte: »Nur damit du’s weißt: Ich hab ihnen gegenüber erwähnt, dass Clint Austins Freilassung für dich ein Problem darstellt.«
    Emily zählte bis zehn. Nicht impulsiv reagieren. Ruhig bleiben. Ganz ruhig . Ihre Mutter wollte ja nur helfen.
    Sehr viel gelassener, als sie erwartet hatte, entgegnete sie lächelnd: »Ich weiß das zu schätzen, Mutter. Die Mädels sind bestimmt genauso aufgebracht über die Nachricht wie ich.«
    Ihre Mutter nickte; Bedauern zeigte sich darin, zusätzlich zu ihrer Besorgnis. »Wir verstehen alle, dass das alles schwer für dich ist. Aber es würde dir sicher helfen, wenn du mit deinen Freundinnen darüber sprechen würdest.«
    »Da hast du wahrscheinlich Recht.« Genau was sie hören wollte.
    »Also bis später dann.«
    Sie schloss die Tür hinter sich, stand völlig regungslos da und versuchte, ruhig durchzuatmen.
    Megan, Cathy, Violet, Heather und Emily. Sie waren in jenem Jahr die Seniors im Team gewesen, also die Schülerinnen der Abschlussklasse. Emily und Heather waren zu Mannschaftsführerinnen gewählt worden, was bei Violet und Cathy gar nicht gut angekommen war. Beide waren neidisch gewesen. Megan machte im Grunde alles mit, aber die anderen nicht, vor allem Violet nicht. Immer musste sich alles um sie drehen.
    Emily schob die Gedanken an damals beiseite und ging zum Wagen.
    Sie hatte eine dringendere Frage zu klären. Steckten ihre Eltern in finanziellen Schwierigkeiten? Warum sonst hatten sie Umgang mit einem Kredithai? Sie würden ihr nie vergeben, dass sie gelauscht hatte.

    Damit blieb ihr nur eines übrig, wenn sie herausfinden wollte, was Sache war.
     
     
    15.55 Uhr
     
    Emily sammelte ihre Kräfte, als sie zum Tor des Grundstücks 612 Red Bird Lane vorfuhr. Sie hatte den Angestellten von Sack & Go nach Fairgates Adresse fragen müssen, was mit ziemlicher Sicherheit weitere Gerüchte auslösen würde. Nachdem sie den Summer an der Lautsprecherbox betätigt hatte, wartete sie.
    Nicht lange. »Was wollen Sie?«
    »Hallo.« Sie räusperte sich. »Ich heiße Emily Wallace und möchte gern mit Mr. Fairgate sprechen.«
    Mehrere Sekunden verstrichen ohne Antwort. »Hallo?«,

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