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Wie ein boser Traum

Wie ein boser Traum

Titel: Wie ein boser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Webb Debra
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dafür nicht bezahlt. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
    Das Geräusch von Glas, das knirschend unter einem schweren Fuß zerbarst, ließ sie reflexartig über Rays rechte Schulter blicken.

    Clint Austin stand im Flur, der zur Küche führte. Er machte keinerlei Anstalten, ihrem Blick auszuweichen, als ihre Blicke sich trafen. Sie wusste nicht, wie lange er schon zugehört hatte, aber vermutlich hatte er alles gehört, was sie gesagt hatte.
    Es war ihr egal. Sie hatte jedes Wort genau so gemeint. Zum ersten Mal in mehr als zehn Jahren konnte sie die Augen nicht vor der Realität verschließen.
    Sie zitterte.
    »Emily, vielleicht …«
    Was immer Ray hatte sagen wollen, sie wartete nicht darauf, dass er den Satz zu Ende bringen konnte. Sie ging. Sie musste hier raus. Auf dem Heimweg konnte sie nicht aufhören zu weinen. Wie dumm das war! Es war völlig grundlos, weil sie kein einziges Wort gesagt hatte, das nicht absolut stimmte, aber trotzdem wollten die Tränen nicht versiegen.
    Vielleicht lag es daran, dass irgendein Idiot das Andenken an Austins Mutter geschändet hatte. Sie hatte wirklich etwas Besseres verdient. Das war ihr Haus, waren ihre Sachen gewesen. Bei Austin waren sie nur gelandet, weil er zufällig ihr Sohn war.
    Emily parkte auf der Zufahrt zum Haus ihrer Eltern und stieg aus dem Auto. Sie war einfach nur müde. Sie war hundemüde und reagierte viel zu heftig. Morgen würde sie genau überlegen, wie sie weiter vorgehen wollte. Die Angelegenheit zwischen ihrem Vater und Fairgate hatte oberste Priorität. Heute Abend aber war sie zu erschöpft.
    Wäre sie nicht so intensiv mit den eigenen Gedanken beschäftigt gewesen, hätte sie möglicherweise das Auto bemerkt, das am Straßenrand parkte, und wäre vorbereitet gewesen.

    Sie ging ins Haus und sah, dass ihre Eltern auf sie warteten. Neben ihren Eltern standen Heathers Eltern, Mr. und Mrs. Baker. Alle vier sahen Emily besorgt an.
    »Emily«, sagte ihr Vater, »wir müssen dringend miteinander reden.«
     
     
    Bei Austin
18.15 Uhr
     
    Clint hob die Scherben der Porzellanfigur auf, die seine Mutter so sehr geliebt hatte. Ein tiefer Schmerz erfüllte ihn. Diese verdammten Feiglinge! Warum hatten sie sich nicht offen mit ihm geprügelt? Das hier – sein Blick streifte über die Verwüstung – war nicht fair. Aber wann war es in seinem Leben schon mal fair zugegangen? Alle Gefühle, die er nicht mehr unterdrücken konnte, flossen in einem einzigen zusammen – Wut.
    Jemand würde hierfür zahlen.
    »Ich nehme das hier mit zu einem Typ, den ich kenne und der es vielleicht für dich wieder zusammensetzen kann.«
    Clint blickte Ray an und widerstand dem Impuls, ihm eine zu langen. Schließlich versuchte der Mann doch nur, ihm zu helfen. Behutsam sammelte er die zerrissenen Fotos in mehrere Plastiktüten. Obwohl Clint wusste, dass er ihm dankbar hätte sein müssen, ließ seine unbändige Wut nicht nach. Er legte die Überreste der zerbrochenen Porzellanfigur auf den Kaminsims. Er musste hier raus.
    Zielstrebig ging er auf die Veranda hinaus und atmete tief durch. Seine Augen brannten; er schloss sie fest. Was,
um Himmels willen, hatte er sich bloß dabei gedacht, hierher zurückzukommen? Er schaffte es nicht, die Menschen hier davon zu überzeugen, dass sie im Unrecht waren. Ray hatte ihn eindringlich darauf hingewiesen, dass es nichts bringen würde, in der Vergangenheit herumzuwühlen – vielleicht hatte er Recht damit.
    Aber wie sollte Clint weiterleben, ohne die Dinge richtigzustellen? Er hatte lange für ein Verbrechen gesessen, das ein anderer begangen hatte. Sein Mutter hatte diese schreckliche Sache, die ihr Leben überschattete, mit ins Grab nehmen müssen. Sie hatte sich selbst als Versagerin bezeichnet. Wieder und wieder hatte sie Clint gesagt, dass es nicht seine Schuld gewesen sei, sondern ihre.
    Damit wollte er nicht leben.
    Am liebsten wäre er ins Auto gestiegen und sofort zu Troy Baker gefahren, dann zu Keith Turner und schließlich zu ihren Freunden, einem nach dem anderen. Aber was hätte das gebracht?
    Ray gesellte sich zu ihm auf die Veranda, aber Clint mochte ihn nicht sehen. Er wollte einfach nur, dass er ging. Er wollte jetzt nicht reden. Er wollte nicht einmal nachdenken. Was er wirklich wollte, war, wenn man an die rasenden Kopfschmerzen danach dachte, keine Option: sich sinnlos betrinken und dieser ganzen, verfluchten Realität entfliehen.
    Denn das würde seine Bewährung erheblich gefährden.
    »Emily hat mit der

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