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Wie ein boser Traum

Wie ein boser Traum

Titel: Wie ein boser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Webb Debra
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ging zum Ausgang.
    In seinem völlig entnervten Zustand hatte er nicht mal Emily bemerkt, die dastand und ihn ansah – fast wäre er mit ihr zusammengestoßen.
    Er hätte um sie herumgehen sollen, aber das konnte er einfach nicht. Stattdessen drehte er durch. »Na? Hast du dich gut amüsiert?«
    Sie sah ihn aus ihren großen braunen Augen an, drei, vier Sekunden lang, dann blickte sie zur Seite.
    Er ging weiter.
    Er ließ sie vor allen Kunden stehen, die in Hörweite standen und sie jetzt anstarrten.
    Er setzte sich in den Firebird und brauste vom Parkplatz. Fuhr direkt zu Sack & Go und kaufte sich zwei Sixpacks billiges Bier. Es war ihm völlig egal, ob er damit
seine Bewährung gefährdete. Sollten sie doch Ray Hale anrufen!
    Im Moment wollte Clint nur eines: seinem neuen Gefängnis entrinnen.
     
     
    18.00 Uhr
     
    Troy Bakers Pick-up stand bereits am Straßenrand, als Emily vor dem Haus ihrer Eltern eintraf. Troy stieg aus und schlug die Tür laut zu; sein Gesicht war rot vor Wut.
    Emily bereitete sich innerlich auf eine Auseinandersetzung vor, stieg aus dem Wagen und packte den Stier sofort bei den Hörnern. »Troy? Was ist los?« Im Nachhinein hatte sie es für möglich gehalten, dass Marv Troy von ihrer Unterhaltung erzählen würde; allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, dass es so schnell passieren würde.
    Troy blieb erst stehen, als er beunruhigend nah an sie herangekommen war. Sie war drauf und dran, vor ihm zurückzuweichen, aber er war doch Heathers Bruder.
    »Sag es mir!«, forderte er sie auf.
    »Was soll ich dir sagen?«, fragte Emily vorsichtig. Sie hatte keine Angst vor ihm, aber ein Blick in seine Augen reichte, um ihr klarzumachen, dass das hier keine angenehme Begegnung werden würde.
    »Marv hat mir erzählt, was du ihn alles gefragt hast«, schnauzte Troy sie an. »Ich glaub’s einfach nicht! Dass du auch nur daran denkst, dass Austin unschuldig sein könnte! Und das auch noch laut zu sagen! Also sag mir, dass Marv mich angelogen hat.«

    Troys Atem roch stark nach Alkohol. Emily war innerlich enorm angespannt. »Ich habe nicht gesagt, dass er möglicherweise unschuldig ist. Ich habe nur dieses irre Gerücht wiederholt.«
    Troy schüttelte angewidert den Kopf. »Du weißt genau, was er getan hat. Du warst da. Wenn du dich auf seine Seite schlägst …«
    »Was ist denn hier los?«
    Emilys Vater kam auf sie beide zu; ihre Mutter stand in der Nähe der Haustür und hielt das Telefon fest in der Hand. Emily gefiel es ganz und gar nicht, dass ihre Eltern den Vorfall mitbekamen. So hatten sie nur einen weiteren Grund, sich Sorgen zu machen.
    »Vergiss nicht, was ich dir gesagt habe«, warnte Troy sie und drohte ihr mit dem Finger. »Am besten gehst du Austin aus dem Weg. Ich kümmere mich persönlich um die Sache.«
    Bevor sie antworten konnte, ging Troy zum Wagen zurück und fuhr mit qualmenden Reifen davon.
    Sie hatte ihn gekränkt. Was sie getan hatte, hatte seinen Schmerz noch verstärkt. Das hatte sie nicht gewollt. Alles war so verkorkst. Aber das hier war ihr Chaos. Ihr Problem. Jemand anderen verletzen – das wollte sie nun wirklich nicht.
    Als Troy weggefahren war, wandte Emily sich ihrem Vater zu. Er hatte nichts mehr gesagt. Er hatte sie nicht gefragt, ob alles mit ihr in Ordnung sei, wie er es normalerweise nach solchen Vorfällen tat. Sie sah seine dunklen Augenringe und sein müdes Gesicht und spürte fast körperlich, wie leid er ihr tat. Auch dafür war sie verantwortlich. Aber sie musste die Wahrheit erfahren.
    »Gibt es zwischen dir und Fairgate etwas, was du
mir vielleicht mitteilen möchtest?« Sie wartete, hielt den Atem an. Sie wünschte sich so sehnlich, dass jemand endlich mal das Richtige tat. Und ihr einfach die Wahrheit sagte.
    Ihr Vater schüttelte den Kopf und sagte das eine Wort, das ihr das Herz brach: »Nein.«
    Emily stieg in ihr Auto und fuhr los.
    Der Kampf musste warten, bis sie sich an den schmerzhaften Gedanken gewöhnt hatte, dass ihre Eltern sie anlogen.
    Was hielt ihr Vater geheim? Was hatte es mit all den Gerüchten über Austins Alibi und seiner möglichen Unschuld auf sich? Nichts davon ergab irgendeinen Sinn. Sie hatte die Orientierung verloren, hatte ihre Selbstsicherheit verloren, so wie Marv gesagt hatte.
    Clint Austin konnte doch nicht unschuldig sein, oder? Sie konnte sich doch nicht so geirrt haben.
    Sie dachte daran, wie die Kassiererinnen im Piggly Wiggly ihn behandelt hatten, und das tat ihr ungeheuer weh. Dass sie so zärtliche

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