Wie ein boser Traum
»Das kann ich nicht zulassen. Du hast gehört, was Violet gesagt hat, der Dreckskerl will Einsicht in die Ermittlungsakten. Warum zum Teufel will er das wohl – was meinst du?«
»Woher soll ich das wissen?« Keith warf, völlig frustriert, die Hände in die Luft. »Ich sag dir eins, Troy, wir müssen die Sache auf sich beruhen lassen. Sein Haus anzünden … verdammt, Mann, das ist ein Kapitalverbrechen, dabei hätte auch eine Mordanklage rauskommen können. Irgendjemand geht da irre hohe Risiken ein.«
»Offensichtlich nicht hoch genug, sonst wäre Austin nämlich tot«, höhnte Troy.
Keith bekam wieder diesen misstrauischen Ausdruck in den Augen. »Du hast gesagt, dass du nichts mit der Sache zu tun hast.«
»Hab ich auch nicht.« Troy hielt die Hände hoch und
wedelte damit, um zu zeigen, dass sie sauber waren. »Komm runter, Mann. Er ist der Feind, nicht ich.«
»Na, wenn nicht du, wer dann?«
»Scheiße, woher soll ich das denn wissen?« Jetzt wurde Troy misstrauisch. »Du wirst doch wohl nicht wie Emily Wallace, oder?«
»Emily ist kein schlechter Kerl, Troy«, gab Keith zurück und wich damit der Frage aus. »Und das weißt du auch. Du und Larry – ihr habt sie gestern Abend zu hart behandelt.«
»Sie ist eine Verräterin.« Troy brauchte ein Bier. Er wünschte, er hätte mehr mitgebracht als die beiden Sixpacks, die er schon intus hatte.
»Ich muss dich mal was fragen, Troy.«
Troy wandte den Kopf und starrte den Mann an, der angeblich sein bester Freund war. »Was?«
»Hast du in letzter Zeit viel getrunken? So wie früher?«
»Bei dem Treffen hier geht’s nicht um mich«, erwiderte Troy schroff. Er brauchte niemanden, der ihm sagte, wie viel er trinken durfte. Er hörte genug von dem Mist zu Hause. Patricia drohte schon mit der Scheidung. Scheidung! Sein ganzes Leben ging vor die Hunde, und schuld daran war Austin. »Es geht hier darum, Dinge ein für alle Mal klarzustellen.«
Keith schüttelte den Kopf. »Ich kann das nicht mehr, Troy. Die Sache mit Austin macht unser aller Leben kaputt. Begreifst du das denn nicht?«
»Wenigstens haben wir einen, den wir kaputtmachen können«, erwiderte Troy bissig. »Heather hat ihr Leben verloren.«
Keith blickte kurz zu Boden, seine Hände hingen tatenlos
herunter. »Ich bring das einfach nicht, Troy.« Er hob den Kopf. »Ich hab keine Lust mehr, Austin zur Rechenschaft zu ziehen. Das Gesetz gibt sich mit der Haftstrafe, die er abgesessen hat, zufrieden. Wir müssen einfach damit klarkommen, wie es ist.«
»Oh, ich verstehe.« Troy wiegte enttäuscht den Kopf von einer Seite zur anderen. Er hörte abrupt auf, als sich in seinem Kopf alles drehte. Er zwinkerte ein paarmal, fand sein Gleichgewicht wieder.
»Alles in Ordnung mit dir, Mann?« Keith streckte die Hand nach ihm aus.
Troy stieß den Arm weg. »Ich weiß, was dein Problem ist. Ich hab die ganze Nacht darüber nachgedacht. Was Austin gesagt hat, hat dich aus der Fassung gebracht. Dass er vor all den Leuten nach den Alibis meiner Freunde gefragt hat – das hat dich in Rage gebracht, stimmt’s?«
Keith war wütend, vielleicht sogar etwas verängstigt. Die Wut konnte Troy ja verstehen … aber die Angst, wovor zum Teufel hatte Keith eigentlich Angst?
»Was Austin sagt oder denkt, ist mir egal. Es geht hier darum, dass ein bisschen Ruhe einkehrt. Wir können so nicht weitermachen, Troy. Wir müssen an unsere Familien denken.«
Troy schlug sich an die Brust. »Heather war meine Familie.«
Keith holte tief Luft, atmete aus. »Du hast ja Recht. Und es tut mir mehr leid, als du glaubst. Aber ich bin draußen, kapiert?«
Vielleicht lag es an der Wirkung des Alkohols oder am Schlafmangel, aber Troy hatte ein ganz schlechtes Gefühl. »Willst du damit sagen, dass du mir nicht helfen
willst, die Sache zu Ende zu bringen? Nach allem, was er getan hat?«
»Ja, genau das meine ich.«
Seine Wut brach aus ihm heraus. »Was verbirgst du, Keith?« Er trat einen Schritt auf den Mann zu, der seit dem Mord an Heather sein bester Freund war, sein engster Vertrauter. Er war immer für Troy dagewesen, hatte ihm geholfen, seine Probleme mit Frauen und Alkohol durchzustehen. Er hatte ihm eine Stelle in der Fabrik besorgt, die seinem Vater gehörte. Er war der beste Freund, den man sich nur wünschen konnte. Aber irgendetwas stimmte hier nicht, und das lag nicht am Alkohol. »Was hast du getan, wovon du mir nichts erzählt hast?«
Keith trat zur Seite, wollte um ihn herum gehen. »Ich fahr jetzt nach
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