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Wie ein dunkler Fluch

Wie ein dunkler Fluch

Titel: Wie ein dunkler Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Webb
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davon, dass er aber auch alles zwischen ihnen irgendwie sexuell deutete. Sie musste mit dieser Seite seiner Persönlichkeit klarkommen.
    Sie konzentrierte sich wieder auf das Wesentliche und folgte dem Strahl der Taschenlampe über den Boden und die Kalksteinwände, bis er schließlich den Sarg erhellte.
    »Sind die Versiegelungen an allen Särgen heil?«, fragte McBride Holcomb.
    Es lief ihr kalt über den Rücken. Der Täter hatte gesagt, Alyssas Schicksal werde besiegelt sein. Vivian machte das ganz krank. Mach einfach, dass wir sie finden . Sosehr sie als Kind diesen Friedhof geliebt hatte – ihre Anwesenheit hier jetzt, unter diesen Umständen, verstärkte ihre Verzweiflung und das Bewusstsein, dass die Zeit zu schnell verrann.
    Holcomb nickte. »Ja, Sir. Der Friedhof steht auf der Liste der Nationalen Kulturdenkmäler, wissen Sie. Sämtliche Särge sind als Teil des Masterplans zum Erhalt der Anlage wieder versiegelt worden, um die sterblichen Überreste zu schützen. Man hat vor ein paar Monaten damit begonnen.«
    McBrides Haltung änderte sich, was zeigte, dass ihm soeben derselbe Gedanke gekommen war. Das Verschließen der Mausoleen konnte kein Zufall sein.
    »Muss man dafür die Sarkophage öffnen?«, wollte McBride genauer wissen.
    »Nein, Sir.« Holcomb berührte die Kante dort, wo der Deckel auf den Wänden des kleinen Sarkophags auflag. »Man kann das auf unterschiedliche Weise machen, aber man wollte nicht, dass sie geöffnet werden. Deshalb wird die Versiegelung genau entlang der Kante vorgenommen, wobei die Sargdeckel nicht entfernt werden.
Auf diese Weise droht den sterblichen Überresten keine Gefahr. Die Luft tut ihnen nicht gut, wissen Sie. Und es besteht immer die Gefahr, dass jemand etwas stiehlt. Selbst einigen Restaurateuren kann man nicht trauen. Ich musste dabeistehen, als sie die einzelnen Gräber versiegelten.«
    »Dann sind also alle Särge versiegelt?«, fragte McBride. »Und es wurde bestimmt keiner übersehen?«
    Mein Gott, er dachte dasselbe wie Vivian. Auch sie konnte es kaum erwarten, jeden dieser verdammten Särge aufzustemmen. Aber das Timing war seltsam. Holcomb hatte gesagt, dass man mit dem Versiegeln vor zwei Monaten begonnen habe, weit vor der Zeit, als Alyssa vermisst wurde. Deshalb war es ausgeschlossen, dass sie in einem der Särge eingeschlossen worden war.
    Holcomb schob die Mütze aus der Stirn und kratzte sich die kahle Stelle dort. »Es gibt da …«
    Plötzlich lautes Gebell und Rufe. Vivian lief aus dem Mausoleum, weil sie der Tür am nächsten stand.
    Ihr Handy vibrierte. Sie griff danach und ließ den Blick über den Friedhof schweifen, um festzustellen, was den Lärm verursacht hatte. »Grace.« Pratt war am Apparat; sie sollten sofort zu ihm kommen. Einer der Hunde hatte angeschlagen. »Sind schon unterwegs.«
    Vivian blickte zu McBride und steckte das Handy ein. »Pratt hat vielleicht etwas gefunden.«
    »Das Mädchen?«
    »Keine Ahnung.« Ihr Puls schlug schneller bei der Vorstellung, dass die Hundeführer im Besitz des Pyjamas waren, den Alyssa in der Nacht vor ihrem Verschwinden getragen hatte, was bedeutete, dass die Hunde eine Witterung aufgenommen hatten.

    Während sie über den Friedhof gingen, rief McBride Holcomb zu. »Sehen Sie doch noch mal Ihre Unterlagen über die Versiegelung der Särge durch. Wir werden darauf zurückkommen.«
    Holcomb wirkte ein wenig nervös oder verdutzt, aber Vivian hatte keine Zeit, sein Problem zu analysieren, denn McBride hatte sie am Arm gefasst und zog sie mit sich. Sie musste praktisch laufen, um mit seinen langen Schritten mithalten zu können.
    Er blickte in Richtung der Straße. »Sieht so aus, als hätte es sich herumgesprochen, dass wir hier sind.«
    Vivian sah auch dorthin. Die Übertragungswagen der Radio- und Fernsehstationen und die Reporter waren angerückt. Die Polizei von Birmingham sorgte dafür, dass sie nicht auf den Friedhof gelangten, aber das konnte natürlich nicht ihre Zoomobjektive daran hindern, Aufnahmen zu machen. Vivian sah zwar ein, dass die Medien Teil des Geschäfts waren, aber sie musste sie deshalb ja nicht mögen. Insbesondere der Schriftzug eines Senders, WKRT, stach ihr ins Auge, denn dies bedeutete, dass Nadine Goodman bereits eingetroffen war. Es gab in ganz Birmingham keinen Agenten, keinen Polizisten, der diese Dame sympathisch fand. Sie stand im Ruf, für ihre sensationsheischenden Reportagen notfalls über Leichen zu gehen.
    Sie und McBride drängten sich durch die Menge der

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