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Wie ein dunkler Fluch

Wie ein dunkler Fluch

Titel: Wie ein dunkler Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Webb
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zitterten, als er sie nach dem Gürtel des Beutels ausstreckte.
    Details, Grace. Sieh dir die Details an. Eine Schnur. Sorgfältig geknotet. McBride brauchte mehr als eine Minute, um den Knoten zu lösen. Mit jeder Sekunde baute sich die Wut in ihr explosiv auf. Bitte lass es nicht das kleine Mädchen sein. Bitte. Bitte. Bitte .
    Als der Beutel geöffnet war, beugte sie sich vor, genauso wie McBride. Spähte hinein. Mist! Sie zuckte zurück. Sie landete mit dem Hintern auf dem Boden.

    »Ist das …?« Sie sah McBride fragend an.
    »Ratten«, sagte er mit einem Blick in den Beutel. »Ein ganzer beschissener Beutel voller Ratten.«
    Nicht das Mädchen … nicht das Mädchen .
    Gott sei Dank.
    Sie fasste wieder Mut, stand auf.
    »Halten Sie mal«, wies er sie an.
    Er hatte gut reden . Ihre Hände zitterten, ihre Beine waren weich wie Pudding, als sie sich wieder neben ihn hockte und den Beutel offen hielt. Er leuchtete mit der Taschenlampe hinein.
    Warum hatte dieser Fiesling die vielen Ratten getötet? So wenig er die Viecher ausstehen konnte, ein Lebewesen zu quälen war schlichtweg krank.
    »Was haben wir denn hier?« McBride hob eine Ratte aus dem Stapel. Von ihrem Hinterbein hing etwas, das wie ein Zehenschildchen aussah.
    Vivian spürte, dass ihr verräterischer Magen wieder einen dieser verrückten Gluckser vollführte.
    »Medizinisches Forschungszentrum der University of Alabama«, las McBride. Sein Profil wurde kantiger. »Andrew Quinn.«
    Vivian neigte den Kopf, um den Namen auf dem Zehenschildchen zu lesen. »Ist das nicht Ihr ehemaliger Vorgesetzter?«
    McBride seufzte. »Genau der.«
    »Warten Sie.« Sie beugte sich vor, stieß eine Ecke des Beutels mit ihrer behandschuhten Hand an. »Auf der Rückseite steht auch etwas.«
     
    Keine weiteren Ratten.

    In McBrides Kinn spannte sich ein Muskel. Sorgfältig legte er die Ratte mit dem Schildchen zurück in den Beutel. »Da drin ist eine ganze Sippe von Ratten, aber nichts, was von einem Menschen stammt, soweit ich das erkennen kann.« Er blickte sie an. »Er spielt mit uns, Grace. Er hat gewusst, dass wir die Hunde einsetzen werden. Er muss den Beutel irgendwann mit dem Mädchen in Kontakt gebracht haben, damit er nach ihr riecht.«
    Vivian konnte da keinen Zusammenhang erkennen. Und wenn es keine Verbindung gab, warum vergeudete der Dreckskerl dann die Zeit, die er ihnen gegeben hatte? Wieder kam ihr die Theorie in den Sinn, dass es sich um eine Art Rache von McBride an dem Bureau handelte. »Was soll denn irgendetwas an dieser Geschichte mit Alyssa Byrne zu tun haben?«, fragte sie und versuchte, nicht offen misstrauisch zu klingen. Bis zum Beweis des Gegenteils oder bis zur Auffindung des Mädchens galt für sie: Im Zweifel für den Angeklagten.
    »Nichts«, gab er zu, »das hier betrifft mich .« Er untersuchte, wie der Beutel an die Mauer gelehnt stand. Nahm die Schnur in die Hand und überlegte, wie sie geknotet worden war. »Was für ein Spielchen dieser Irre auch treibt, er will die Spannung erhöhen. Wahrscheinlich geilt er sich daran auf, dass er unter den Augen der Behörden agiert.« Er drehte sich zu ihr um. »Und wissen Sie was? Er hat keine Angst, gefasst zu werden, keine Angst vor uns. Kein bisschen.«
    Hoffentlich hatte er mit Letzterem Unrecht. Angst hielt die meisten Menschen in Schach – und war die Ursache dafür, dass die meisten Kriminellen sich verrieten. Sie mussten dafür sorgen, dass dieser Verrückte sich verriet, und zwar schnell.

    »Und nun?« Vivian hätte vor lauter Frust fast geschrien. Wenn das Mädchen sich nicht auf dem Friedhof befand, was sollten sie dann tun? Die Zeit lief ihnen davon, und sie hatten noch keine Spur. Der Verwesungsgeruch wurde ihr allmählich zu viel. Immer wieder sah sie Ausschnitte des Films Willard aufblitzen, die Bilder vermischten sich mit den Fotos, die sie von Alyssa Byrne gesehen hatte – und mit inneren Bildern aus ihrer Vergangenheit, die sie ein für alle Mal überwunden geglaubt hatte.
    McBride warf die Schnur beiseite und stand auf. Als Vivian sich erhob, wäre sie fast zusammengesackt. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, sich von der Vergangenheit einholen und aus dem Gleichgewicht werfen zu lassen. Sie hatte auf den Tatort völlig überreagiert. Ein solches Verhalten brachte gar nichts, es torpedierte nur ihre Entschlossenheit, ihre Arbeit als Agent möglichst gut zu erledigen.
    Nach einem letzten Blick ins Mausoleum sagte McBride: »Wir müssen herausfinden, ob die Ratten aus

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