Wie ein dunkler Fluch
dem Forschungszentrum stammen, das auf dem Zehenschildchen angegeben ist.« Er betrachtete das Schildchen noch einen Moment lang. »Wurden die Tiere gestohlen, bevor oder nachdem sie getötet wurden? Vielleicht haben wir Glück, und unser Mann hatte es eilig und hat uns ein wenig DNA hinterlassen.«
Vivian nickte. Wünschte sich, sie hätte es unterlassen. Denn so setzte ihr Würgereflex ein. »Ich muss an die frische Luft.« Sie konnte gar nicht schnell genug aus dem Mausoleum herauskommen.
Draußen sog sie die frische Luft ein.
McBride trat hinter sie, streifte die Handschuhe und
die Schuhüberzieher ab. »Wenn Sie sich erbrechen müssen, von mir aus«, sagte er. »Suchen Sie sich aber bitte eine Stelle, die nicht in der Nähe des Tatorts liegt.«
Und sie hatte schon geglaubt, der Mann hätte Gefühle. »Mir geht’s gut«, sagte sie spitz.
Er warf einen Blick über den Friedhof; dann richtete er seine nächste Frage an Pratt. »Wo steckt unser Friedhofsverwalter?«
Pratt zeigte zum Memorial-Gebäude. »Er wartet drinnen mit Schaffer.«
»Ich möchte wissen, warum das Schloss gefehlt hat und es niemandem aufgefallen ist.« Er blickte wieder zum Mausoleum und zu Vivian. »Wie lange dauert es, bis die Leute von der Spurensicherung hier eintreffen?«
»Aldridge hat sie von unterwegs angerufen.« Vivian atmete abermals tief durch und wischte sich eine lose Strähne aus dem Gesicht. »Sie müssten bald hier sein.«
»Ich möchte nicht, dass jemand dort hineingeht, bevor die Leute von der Spurensicherung das Mausoleum von oben bis unten untersucht haben.«
Sie sah ihn wütend an. »Ob Sie’s glauben oder nicht, wir haben so etwas auch schon mal gemacht.« Streng genommen traf das nur für Aldridge und Davis und die anderen zu.
»Ich warte hier auf die Forensiker«, versicherte Pratt ihm.
McBride schenkte sich eine Antwort auf ihre neunmalkluge Bemerkung – was gut war. Sie hatte schlechte Laune. Sie ging ihm voran zum Memorial-Gebäude. Die Suche auf dem Friedhofsgelände wurde zwar fortgesetzt, aber die Abenddämmerung würde die Arbeit erheblich
beeinträchtigen. Wenn Alyssa nicht auf dem Friedhof war, welche Chance hatten sie dann, ihren Aufenthaltsort zu finden, bevor die Zeit ablief?
Keine große. Aber das war nicht akzeptabel.
Ihr Blick fiel auf McBride. Er musste die Sache hinbekommen. Er war alles, was sie hatten. Sie zählte auf ihn.
Im Memorial-Gebäude drückte Schaffer sofort aufs Tempo. »Holcomb hat die Unterlagen nochmals überprüft. Alle Gräber wurden neu versiegelt, bis auf zwei in einem der Mausoleen.«
Neue Hoffnung keimte in Vivian auf. »Welches Mausoleum?«
»Das Mausoleum der Wellbournes.« Holcomb zeigte auf einen Ort auf der Friedhofskarte, die an der Wand hing. »Es ist das größte. Liegt direkt neben Potter’s Field.«
McBride hielt sie zurück, als sie zur Tür gehen wollte. »Warum ist es noch nicht neu versiegelt worden?«
»Die Familie hat sich dagegen gewehrt. Vor drei Wochen ist ein großer Artikel in der Zeitung erschienen. Erst vergangene Woche hat man sich geeinigt. Die letzten beiden sollen morgen versiegelt werden.«
Wieder registrierte Vivian einen Adrenalinstoß. Ein Lächeln umspielte McBrides Lippen.
»Wann morgen?«, fragte er.
Holcomb sah auf dem Kalender auf dem Schreibtisch nach. »Um elf Uhr.«
Vivian und McBride tauschten einen wissenden Blick miteinander.
»Bringen Sie uns dorthin«, befahl er dem Friedhofsverwalter.
»Es ist nicht weit«, sagte Holcomb. »Es ist das erste Mausoleum, das in Oak Hill errichtet wurde.«
Vivian kannte es. »Folgen Sie mir«, sagte sie zu McBride und ging zur Tür.
Sie rief Aldridge an, damit er die anderen informierte, während sie zu Potter’s Field eilten.
Das Wellbourne-Mausoleum wirkte nicht annähernd so prachtvoll wie die anderen. Groß und schlicht, die Wände mit Rissen versehen und bröckelnd. Vivian erinnerte sich, dass sie es als Kind nie gemocht hatte, zu gruselig. Es stand allein am Rand der Reihe, die die Grenze zum Bereich der Armengräber darstellte. Die wenigen alleinstehenden Grabsteine in diesem Abschnitt waren schief, wegen ihres Alters und der Witterungseinwirkung. Sie fand es damals sehr traurig, dass die indianischen Ureinwohner und Namenlosen weit entfernt von den reichen Magnaten beerdigt worden waren, die Birmingham im späten 19. Jahrhundert zu einer Stahlstadt gemacht hatten.
Die Hundeführer mit ihren Hunden schlossen sich der Gruppe an, die zum Mausoleum ging, aber die Hunde
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