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Wie ein dunkler Fluch

Wie ein dunkler Fluch

Titel: Wie ein dunkler Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Webb
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brauchte sie tatsächlich mehr Therapie.
    Während sie den Schildern folgten, versuchte sie sich daran zu erinnern, wann sie das letzte Mal Sex gehabt hatte. Im letzten Monat. Im Juli?

    Traurig. Wirklich traurig.
    Wenn man sich anstrengen musste, um sich daran zu erinnern, konnte es nicht erinnerungswürdig gewesen sein.
    Aber sie wusste, wo der Fehler lag. Dass McBride den Nagel auf den Kopf getroffen hatte und dass sie entschwunden war , weswegen sie ihn am liebsten um den Verstand gevögelt hätte, nur um ihm zu beweisen, dass er sich irrte.
    Sie klammerte sich an das letzte bisschen Ruhe, das sie aus ihren häufigen explosiven Gefühlsausbrüchen tapfer wiederzuerlangen versuchte. Wenn das ein Hinweis darauf war, wie sie unter Druck handelte, dann steckte sie in Schwierigkeiten.
    Alles, was mit McBride zu tun hatte, erschien ihr als ein Fehler, auch dass er wegging, aber irgendwie würde sie Erleichterung verspüren, wenn er im Flieger saß, auf dem Rückflug nach Key West. Er beunruhigte sie … erschütterte ihr sorgfältig kontrolliertes Leben. Irgendwie war sie ihm gegenüber wehrlos. Anders als mit Namenlos, der sie körperlich zu beherrschen versucht hatte, wollte McBride ihre Gefühle kontrollieren.
    »Wie wär’s, wenn wir uns hier hinsetzten?« Sie zeigte auf einen Tisch, der vom Hauptgang aus gut einzusehen war, damit Pratt sie leicht finden konnte.
    »Ist so gut wie alle anderen.« Er zog einen Stuhl vom Tisch, wartete aber, bis sie sich gesetzt hatte.
    Sie dachte daran, dass er dieselbe abgewetzte Jeans trug wie auf dem Flug hierher nach Alabama und dasselbe khakifarbene Hemd; war das nun symbolisch gemeint: dass er nun in das Leben zurückkehrte, das sie gestört hatte?

    Wahrscheinlich hatte er diese Sachen als Erstbestes gefunden, als er sich aus dem Bett gewälzt hatte.
    »Möchten Sie frühstücken?« Sie mochte ihn nicht hungrig ins Flugzeug verfrachten. »Kaffee?«
    »Gern.«
    Einwort-Antworten. Vor ein paar Stunden noch konnte er gar nicht genug reden.
    »Also, was essen wir?«, fragte Pratt, als er herbeigeschlendert kam.
    Grace erhob sich aus ihrem Stuhl. »Entscheidet ihr. Ich bin gleich wieder da.«
    Sie ließ ihre Handtasche auf dem Tisch liegen und ging zur Damentoilette. Sie lag nicht weit entfernt. Als sie zurückschaute, waren der Tisch und die beiden Männer noch zu sehen. Schau nach vorn, ermahnte sie sich. Jetzt war nicht die Zeit, sich ablenken zu lassen. Außerdem: Worüber machte sie sich eigentlich Sorgen? Pratt hatte dieselben Anweisungen wie sie erhalten. Er konnte McBride auch allein ein paar Minuten beaufsichtigen.
    Der Flughafen war so früh am Sonntag ziemlich leer, also musste sie vor der Toilette nicht anstehen. Das Reinigungspersonal hatte gerade saubergemacht, denn die Räume wirkten und rochen absolut frisch.
    Vivian erledigte ihr Geschäft, wusch sich und überprüfte ihre Frisur. Sie hatte sich nicht die Zeit genommen, das Haar hochzustecken, und wünschte sich jetzt, sie hätte es getan. Nachdem sie es rasch mit den Fingern gekämmt hatte, ging sie zum Tisch zurück. Sie konnte ein Sandwich mit Ei gebrauchen. Und einen großen Becher Kaffee.
    Einen Augenblick lang meinte sie, sie sähe nicht recht. »Wo ist McBride?«

    Pratt zeigte in die Richtung, aus der sie gekommen war. »Herrentoilette. Es wundert mich, dass Sie ihm nicht begegnet sind.«
    »Verdammt, Pratt. Wir sollen ihn doch nicht aus den Augen lassen!«
    Pratt hob die Hände. »Ich hab sein Handy. Er ist nur aufs Klo gegangen, Grace. Ist doch nicht schlimm.«
    Aber er musste es Worth ja schließlich nicht erklären, wenn irgendetwas schiefging.
    »Grace!«
    Sie hob die Hand zu einer Stopp-Geste und ging weiter. Herr im Himmel. Waren alle um sie herum so inkompetent, oder machte sie aus einer Mücke einen Elefanten? Vielleicht hatte McBride ja Recht, und sie ließ niemanden an sich heran … nicht einmal ihren Arbeitskollegen. Hör auf damit, Vivian Grace . Sie kaufte ihm seine Anti-Bureau-Theorien einfach nicht ab.
    Mit kerzengeradem Rücken marschierte sie mitten hinein in die Herrentoilette. Ließ ein gekünsteltes Lächeln für den Herrn aufblitzen, dem sie begegnete und der sich gerade die Hände wusch. Er starrte sie an und ging hinaus, sichtlich verwirrt oder erschrocken.
    Sie warf einen Blick unter die Kabinentüren. Keine Füße. Ihr Angstpegel stieg um ein paar weitere Grade. Ein WC wurde gespült. Dort. Sie marschierte bis zur Tür auf der anderen Seite der großen Toilette, wo seine Füße

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