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Wie ein einziger Tag

Wie ein einziger Tag

Titel: Wie ein einziger Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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zusammen zur hinteren Veranda. Nachdem er das Licht angeknipst hatte, bot er ihr den neuen Schaukelstuhl an und nahm selbst auf dem alten Platz. Als er sah, daß sie nichts mehr zum Trinken hatte, verschwand er noch einmal im Haus und kam mit einer Tasse Tee und einem Glas Bier zurück. Er reichte ihr die Tasse, und sie nahm einen Schluck, bevor sie sie auf dem kleinen Tisch neben ihrem Stuhl abstellte. »Du hast hier gesessen, als ich kam?«
    »Ja«, sagte er und machte es sich bequem. »Ich sitze jeden Abend hier. Ist schon Gewohnheit geworden.«
    »Das kann ich gut verstehen«, sagte sie und schaute sich um. »Und was machst du sonst, ich meine beruflich?«
    »Zur Zeit bin ich nur mit Haus und Grundstück beschäftigt. Es befriedigt meinen Schaffensdrang, wenn du so willst.«
    »Und wie kannst du… ich meine…«
    »Morris Goldman.«
    »Wie bitte?«
    Er lächelte.
    »Mein alter Boß in New Jersey. Er hieß Morris Goldman. Er hat mir, als ich Soldat wurde, einen Anteil seines Geschäfts angeboten und ist kurz vor Ende des Krieges gestorben. Als ich in die Staaten zurückkam, überreichte mir einer seiner Anwälte einen dicken Scheck, genug, um das Haus zu kaufen und es zu renovieren.«
    Allie lachte leise. »Du hast damals immer gesagt, du würdest schon einen Weg finden, um deinen Traum zu verwirklichen.«
    Sie saßen eine Weile schweigend da, beide in Erinnerungen versunken. Allie nippte an ihrem Tee.
    »Weißt du noch, wie wir abends hier herumgeschlichen sind und wie du mir das Haus gezeigt hast?« Er nickte, und sie führ fort:
    »Ich kam an dem Abend zu spät nach Hause, und meine Eltern waren schrecklich wütend. Ich sehe meinen Vater noch im Wohnzimmer auf und abgehen und eine Zigarette rauchen; meine Mutter saß auf der Couch und starrte vor sich hin. Man hätte meinen können, jemand aus der Familie sei gestorben. An dem Tag war meinen Eltern klar geworden, daß es mir ernst war mit dir, und meine Mutter hatte anschließend noch ein langes Gespräch mit mir. ›Ich bin sicher, du denkst, ich wüßte nicht, was du durchmachst‹, sagte sie, ›aber ich weiß es sehr genau. Es ist jedoch so, daß unsere Zukunft manchmal von dem abhängt, was wir sind und nicht von dem, was wir wollen.‹ Ich weiß noch, wie tief verletzt ich war, als sie das sagte.«
    »Du hast es mir am nächsten Tag erzählt. Auch mir tat es sehr weh. Ich hatte deine Eltern gern und ahnte nicht, daß sie mich nicht mochten.«
    »Sie mochten dich schon. Sie fanden nur, daß du mich nicht verdienst.«
    »Ich wüßte nicht, wo da ein Unterschied sein soll.« In seiner Stimme schwang Trauer mit, und Allie verstand genau, was er dachte. Sie schaute versonnen zu den Sternen auf und strich mit den Fingern eine Haarsträhne aus der Stirn. »Ich weiß. Habe es immer gewußt. Vielleicht ist das der Grund für diese Meinungsverschiedenheiten zwischen mir und Mutter, wenn wir uns unterhalten.«
    »Und wie denkst du heute darüber?«
    »Genauso wie damals. Daß es falsch ist, daß es ungerecht ist. Das war eine bittere Erfahrung für ein Mädchen wie mich. Daß der Lebensstatus wichtiger sein sollte als Gefühle.«
    Noah lächelte bei dieser Antwort, sagte aber nichts.
    »Ich habe seit jenem Sommer nie aufgehört, an dich zu denken«, führ sie fort.
    »Wirklich? «
    »Warum fragst du?« Sie schien ehrlich überrascht.
    »Du hast meine Briefe nie beantwortet.«
    »Du hast mir geschrieben?«
    »Dutzende von Briefen. Zwei Jahre habe ich dir geschrieben, ohne je Antwort zu bekommen.«
    Sie schüttelte langsam den Kopf und senkte den Blick.
    »Das wußte ich nicht…«, sagte sie schließlich leise, und ihm wurde klar, daß wohl ihre Mutter die Post durchsucht und seine Briefe abgefangen hatte - ohne ihr Wissen. Er hatte es schon immer vermutet, und er konnte jetzt beobachten, wie sie zu der gleichen Erkenntnis kam.
    »Es war nicht recht von ihr, das zu tun, Noah, und ich nehme es ihr sehr übel. Aber versuch, ihren Standpunkt zu verstehen. Sie dachte vermutlich, es würde auf diese Weise leichter für mich sein, dich zu vergessen. Sie hat nie begriffen, wie viel du mir bedeutet hast, und, um ehrlich zu sein, bezweifle ich, daß sie meinen Vater je so geliebt hat wie ich dich. Sie wollte wahrscheinlich nur meine Gefühle schonen und dachte, der einfachste Weg sei, mir deine Briefe vorzuenthalten.«
    »Die Entscheidung lag nicht bei ihr«, sagte er ruhig. »Ich weiß.«
    »Hätte es etwas geändert, wenn du die Briefe bekommen hättest?«
    »Natürlich.

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