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Wie ein einziger Tag

Wie ein einziger Tag

Titel: Wie ein einziger Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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nahm das Brot aus dem Backofen, verbrannte sich fast die Finger dabei und ließ es auf die Anrichte fallen. Dann gab er das Gemüse in die Bratpfanne und hörte, wie es zu brutzeln begann. Leise vor sich hin murmelnd, holte er noch etwas Butter aus dem Eisschrank, bestrich mehrere Brotscheiben damit und zerließ ein Stück davon für die Krebse.
    Allie war ihm in die Küche gefolgt. Sie räusperte sich.
    »Kann ich den Tisch decken?«
    Noah benutzte das Brotmesser als Zeigestock. »Gem. Das Geschirr ist dort im Schrank, das Besteck in der Schublade darunter. Servietten findest du hier; nimm gleich mehrere für jeden - mit Krebsen kann man sich schrecklich besudeln.«
    Er wollte sie nicht anschauen, wollte sich die Illusion nicht zerstören, sich nicht vorstellen, daß das, was sich eben zwischen ihnen abgespielt hatte, nur Einbildung gewesen war.
    Auch Allie dachte über das eben Geschehene nach, während sie Teller, Besteck, Salz und Pfeffer auf dem kleinen Holztisch verteilte. Die Worte, die er gesagt hatte, hallten in ihrem Kopf nach, und ihr wurde dabei ganz warm ums Herz. Noah reichte ihr, als sie fertig war, das Brot, und ihre Finger berührten sich kurz.
    Er machte sich wieder an der Bratpfanne zu schaffen und wendete das Gemüse. Dann hob er den Deckel des Dampftopfes, stellte fest, daß die Krebse noch ein paar Minuten brauchten, und ließ sie weiter garen. Er hatte sich jetzt wieder etwas gefaßt und beschloß, ein belangloseres Gespräch zu beginnen.
    »Hast du schon mal Krebse gegessen?«
    »Zwei-, dreimal, aber nur im Salat.«
    Er lachte. »Dann mach dich auf ein kleines Abenteuer gefaßt. Warte eine Sekunde.« Er eilte die Treppe hinauf und kam kurz darauf mit einem marineblauen Herrenhemd zurück. Er reichte es ihr.
    Allie schlüpfte hinein und nahm den Geruch darin wahr - seinen Geruch.
    »Keine Angst«, sagte er, als er ihren Gesichtsausdruck bemerkte. »Es ist sauber.«
    Sie lachte. »Weiß ich doch. Es erinnert mich nur an unser erstes Beisammensein. Du hast mir damals deine Jacke über die Schultern gelegt, weißt du noch?« Er nickte.
    »Ja, ich erinnere mich genau. Fin und Sarah waren dabei. Fin hat mich den ganzen Heimweg mit dem Ellenbogen angestoßen und versucht, mich zu ermuntern, deine Hand zu nehmen.«
    »Du hast es aber nicht getan.«
    »Nein«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Und warum nicht?«
    »Aus Schüchternheit vielleicht oder Angst. Ich weiß nicht. Es kam mir damals einfach unpassend vor.«
    »Aber du warst wirklich schüchtern, oder?«
    »Mir gefällt das Wort ›zurückhaltend‹ besser«, entgegnete er mit einem Zwinkern, und sie lächelte.
    Das Gemüse und die Krebse wurden gleichzeitig gar.
    »Vorsicht, heiß«, sagte er und reichte ihr eine der Schüsseln. Sie nahmen einander gegenüber an dem kleinen Tisch Platz. Dann merkte Allie, daß der Tee noch auf der Anrichte stand, und holte ihn. Nachdem Noah Gemüse und Brot verteilt hatte, legte er Allie einen Krebs auf den Teller. Sie starrte eine Weile darauf.
    »Sieht wie ein Rieseninsekt aus.«
    »Aber ein sympathisches«, sagte er. »Hier, schau zu, wies gemacht wird.«
    Geschickt hantierte er mit Hummerzange und -gabel, daß es wie ein Kinderspiel aussah, zauberte das Fleisch hervor und legte es ihr auf den Teller. Bei ihren ersten Versuchen wandte Allie zuviel Kraft an, zerbrach Scheren und Beine und mußte ihre Finger zu Hilfe nehmen, um die Schalen vom Fleisch zu lösen. Sie kam sich unbeholfen vor, hoffte, es würde Noah nicht auffallen, und merkte daran, wie unsicher sie war. Äußerlichkeiten wie diese interessierten Noah nicht, hatten ihn nie interessiert.
    »Was ist aus Fin geworden?« fragte sie.
    Er zögerte etwas mit der Antwort.
    »Fin ist im Krieg gefallen. Sein Zerstörer wurde dreiundvierzig von einem Torpedo getroffen und versenkt.«
    »Tut mir leid«, murmelte sie. »Ich weiß, er war einer deiner besten Freunde.«
    »Ja, das war er.« Seine Stimme veränderte sich, wurde tiefer. »Ich muß oft an ihn denken. Vor allem an unsere letzte Begegnung. Ich war hergekommen, um mich von Vater zu verabschieden, bevor ich eingezogen wurde. Bei der Gelegenheit sind wir uns wiederbegegnet. Er war damals Bankier, wie schon sein Vater, und wir haben in der folgenden Woche viel Zeit miteinander verbracht. Manchmal denke ich, daß ich indirekt an seinem Tod schuld bin. Ohne mein Beispiel wäre er vielleicht nicht Soldat geworden.«
    »So darfst du nicht denken«, sagte sie und bedauerte, das Thema angeschnitten zu

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