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Wie ein einziger Tag

Wie ein einziger Tag

Titel: Wie ein einziger Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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Grund.
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Ich habe die ganze Nacht Zeit«, antwortete er.
    »Hast du wirklich geglaubt, ich hätte Talent?« fragte sie ruhig.
    »Komm mit«, sagte er und ergriff ihre Hand, »ich will dir etwas zeigen.«
    Sie stand auf und folgte ihm ins Wohnzimmer. Dicht vor dem Kamin blieb er stehen und deutete auf das Bild über dem Sims. Sie riß die Augen auf, verblüfft, daß sie es nicht früher bemerkt hatte, und noch verwunderter, daß es überhaupt noch existierte. »Du hast es behalten?«
    »Natürlich habe ich's behalten. Es ist wunderschön.« Sie warf ihm einen skeptischen Blick zu. »Ich schöpfe Kraft daraus, wenn ich es betrachte«, führ er fort. »Manchmal habe ich das Bedürfnis, es zu berühren. Es ist so wirklich - die Formen, die Schatten, die Farben. Ich träume sogar hin und wieder davon. Es ist unglaublich, Allie - ich kann es stundenlang anschauen.«
    »Du scheinst es ernst zu meinen«, sagte sie verblüfft. »Ich meine alles ernst, was ich sage.« Sie erwiderte nichts darauf. »Soll das heißen, niemand hätte dir je gesagt, daß du sehr begabt bist?«
    »Mein Professor«, antwortete sie schließlich. »Aber ich habe ihm wohl nicht geglaubt.«
    Das war nicht alles, das konnte er spüren. Allie wich seinem Blick aus, bevor sie fortfuhr:
    »Schon als Kind habe ich viel gemalt und gezeichnet. Und als ich älter wurde, dachte ich, daß ich gar nicht so schlecht war. Außerdem machte es mir ungeheuren Spaß. Ich kann mich gut erinnern, wie ich in unserem Sommer an diesem Bild gemalt habe, wie ich jeden Tag etwas hinzugefügt, es verändert habe, während sich unsere Beziehung veränderte. Ich weiß nicht mehr, wie es zu Anfang aussah oder was ich mir vorgestellt hatte, aber schließlich kam das hier dabei heraus.
    Als ich im Spätsommer dann wieder zu Hause war, habe ich in jeder freien Minute gemalt, wie eine Besessene. Das war wohl meine Art, mit dem Schmerz fertig zu werden, dem Schmerz über unsere Trennung. Im College habe ich dann Kunst als Hauptfach gewählt. Ich weiß noch, wie ich Stunden allein im Atelier verbrachte und wie ich es genoß. Dieses Gefühl der Freiheit beim Malen, die Befriedigung, etwas Schönes zu erschaffen, war mir ein unglaublicher Trost. Kurz vor Abschluß des College sagte mir mein Professor, der außerdem auch Kunstkritiker war, daß ich Talent habe. Er meinte, ich solle mein Glück als Künstlerin versuchen. Doch ich habe nicht auf ihn gehört.« Sie hielt inne, sammelte ihre Gedanken. »Meine Eltern hätten es niemals geduldet, daß ihre Tochter sich ihren Lebensunterhalt mit Malen verdient.«
    Sie starrte auf das Bild. »Wirst du jemals wieder malen?«
    »Ich weiß gar nicht, ob ich noch malen kann. Es ist so lange her.«
    »Natürlich kannst du's, Allie. Du mußt mir glauben. Du hast ein Talent, das aus dem Innern kommt, aus deinem Herzen, nicht aus deinen Händen. Ein solches Talent verliert man nicht. Davon können andere Menschen nur träumen. Du bist eine Künstlerin, Allie.«
    Seine Worte waren so eindringlich, so ernst, daß sie wußte, es waren keine leeren Floskeln. Er glaubte wirklich an ihre Begabung, und das bedeutete ihr mehr, als sie je erwartet hätte. Doch es geschah noch etwas anderes, etwas noch viel Gewaltigeres.
    Warum es geschah, wußte sie nicht, doch in diesem Augenblick begann sich die Kluft zu schließen, die Kluft, die sich in ihrem Leben aufgetan hatte, um den Schmerz von der Freude zu trennen. Und sie ahnte, daß es noch mehr gab, als sie sich eingestehen mochte.
    Doch in diesem Moment war sie sich all dessen noch nicht bewußt, und sie wandte sich ihm zu, streckte die Hand aus, berührte zögernd, ganz sanft die seine, voller Erstaunen darüber, daß er nach all diesen Jahren noch so genau wußte, was zu hören ihr guttat. Und als sich ihre Blicke trafen, spürte sie wieder, wie außergewöhnlich er war.
    Und für einen flüchtigen Augenblick, einen winzigen Atemhauch Zeit, der in der Luft hing wie ein Glühwürmchen im sommerlichen Dunkel, fragte sie sich, ob sie wieder in ihn verhebt war.
    Die Küchenuhr läutete, ein kurzes Schrillen, und Noah wandte sich ab, seltsam bewegt von dem, was eben zwischen ihnen geschehen war. Ihre Augen hatten zu ihm gesprochen, hatten ihm etwas zugeflüstert, und doch konnte er die Stimme in seinem Kopf nicht zum Schweigen bringen, ihre Stimme, die ihm von der Liebe zu einem anderen Mann gesprochen hatte. Er verfluchte die Küchenuhr im stillen, als er das Wohnzimmer verließ. Er

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