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Wie ein einziger Tag

Wie ein einziger Tag

Titel: Wie ein einziger Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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wenn sie jetzt mit ihm reden müßte. Und außerdem - was sollte sie sagen? Wie sollte sie erklären, wo sie gestern so lange gewesen war? Ein spätes Abendessen und ein langer Spaziergang? Vielleicht. Oder ein Film? Oder…
    »Fräulein?«
    Fast Mittag, dachte sie. Wo würde er sein? In seinem Büro vermutlich… Im Gericht, fiel ihr plötzlich ein, und sie fühlte sich sogleich wie von einer schweren Last befreit. Sie konnte gar nicht mit ihm sprechen, selbst wenn sie's wollte. Sie wunderte sich über ihre Gefühle. Sie dürfte nicht so denken, das wußte sie, und doch war es ihr fast gleichgültig. Sie sah auf ihre Armbanduhr.
    »Ist es wirklich schon last zwölf? «
    Der Portier nickte, nachdem er auf die Wanduhr geschaut hatte. »Genauer gesagt, Viertel nach zwölf.«
    »So ein Pech«, sagte sie. »Mr. Hammond ist jetzt im Gericht, und ich kann ihn nicht erreichen. Könnten Sie ihm sagen, falls er noch einmal anruft, daß ich einkaufen gegangen bin und mich später bei ihm melde?«
    »Selbstverständlich«, antwortete er. Und doch konnte sie die Frage in seinen Augen lesen: Aber wo waren Sie gestern abend? Er wußte sicher genau, wann sie zurückgekommen war. Reichlich spät für eine unverheiratete Frau in dieser kleinen Stadt.
    »Danke«, sagte sie lächelnd. »Sehr freundlich von Ihnen.«
    Zwei Minuten später war sie auf dem Weg zu Noah. Sie freute sich auf den Tag und dachte nicht länger an die Anrufe. Gestern noch wäre sie sehr beunruhigt gewesen, und sie fragte sich, was das zu bedeuten hatte.
    Vier Minuten, nachdem sie das Hotel verlassen hatte, rief Lon vom Gericht aus an.

Bewegte Wasser
    Noah saß in seinem Schaukelstuhl, trank gesüßten Tee und wartete. Als er Allies Wagen schließlich in die Einfahrt biegen hörte, trat er vors Haus und sah, daß sie ihren Wagen unter der Eiche abstellte. Genau an derselben Stelle wie gestern. Clem kam herbeigetrabt und bellte zur Begrüßung an der Wagentür. Allie winkte aus dem Wageninnem.
    Sie stieg aus, streichelte Clem, die freudig mit dem Schwanz wedelte. Dann richtete sie sich auf und lächelte Noah an, der langsam auf sie zukam. Sie wirkte gelöster als gestern, zuversichtlicher, und bei ihrem Anblick empfand er erneut eine seltsame Erregung. Und doch war es anders als gestern. Frischere Gefühle, nicht mehr bloße Erinnerungen. Ihre Anziehungskraft war über Nacht noch stärker geworden, noch intensiver, und das machte ihn ein wenig nervös.
    Allie ging ihm, ein kleines Täschchen in einer Hand, entgegen. Sie verdutzte ihn mit einem auf die Wange gehauchten Begrüßungskuß, wobei ihre freie Hand einen Augenblick auf seiner Taille ruhte.
    »Hallo«, sagte sie, und ihre Augen strahlten. »Und wo ist die Überraschung?«
    Zum Glück legte sich seine Nervosität ein wenig. »Nicht mal ein »Guten Morgen‹ oder ein ›Wie hast du geschlafen‹?« fragte er.
    Sie lächelte. Geduld hatte nie zu ihren Starken gehört.
    »Also: Guten Morgen. Wie hast du geschlafen? Und wo ist die Überraschung?«
    Er lachte, sah dann aber besorgt drein. »Allie, ich muß dir etwas Unerfreuliches sagen.«
    »Was?«
    »Ich wollte dir etwas zeigen, aber wenn ich mir diese Wolken anschaue, weiß ich nicht, ob wir fahren sollen.«
    »Warum?«
    »Das Gewitter. Wir könnten naß werden. Und außerdem könnte es blitzen.«
    »Es regnet doch noch nicht. Wie weit ist es denn?«
    »Den Fluß hinauf. Etwa eine Meile.«
    »Und ich bin noch nie dort gewesen?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Sie überlegte einen Augenblick und schaute sich um.
    »Laß uns fahren«, sagte sie schließlich entschlossen. »Regen macht mir nichts aus.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja. Absolut sicher.«
    Er schaute wieder hinauf zu den Wolken, sah die schwarze Wand langsam näher kommen. »Dann laß uns sofort aufbrechen«, sagte er. »Soll ich schnell die Handtasche ins Haus bringen?« Sie nickte und reichte sie ihm. Er rannte los, deponierte die Tasche auf einem Stuhl im Wohnzimmer, steckte auf dem Rückweg rasch etwas Brot in einen Beutel und war schon wieder draußen.
    Seile an Seite machten sie sich auf den Weg zum Steg.
    » Wohin fahren wir?«
    »Du wirst schon sehen.«
    »Einen kleinen Hinweis-bitte!«
    »Also gut«, sagte er. »Weißt du noch, wie wir rausgefahren sind, um den Sonnenaufgang zu beobachten?«
    »Ich hab' erst heute morgen daran gedacht. Und ich erinnere mich genau, daß mir die Tränen gekommen sind, so überwältigt war ich.«
    »Das ist nichts im Vergleich zu dem, was du gleich sehen

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