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Wie ein einziger Tag

Wie ein einziger Tag

Titel: Wie ein einziger Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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Meeresszenen, Sandstrände, Pelikane, alte Segelschiffe, Schleppkähne, Häfen, Möwen. Vor allem aber Wellen. Wellen in allen Formen, Größen und in den undenkbarsten Farben, und nach einer Weile sahen alle gleich aus. Den Künstlern mußte wohl die Inspiration fehlen, oder sie waren bequem, dachte sie. An einer Wand hingen verschiedene Gemälde, die weit mehr nach ihrem Geschmack waren. Sie waren von einem ihr unbekannten Künstler gemalt, einem gewissen Elayn, und die meisten schienen von der Architektur griechischer Inseln inspiriert zu sein. Das Bild, das sie besonders faszinierte, fiel ihr deshalb auf, weil der Künstler die Szene bewußt übertrieben hatte, indem er die natürlichen Dimensionen verändert und die Farben mit kräftigen, breiten Pinselstrichen aufgetragen hatte. Die Farben waren lebhaft, wahre Farbenwirbel, die das Auge anzogen, es fast automatisch über das Bild leiteten. Je länger sie es betrachtete, desto besser gefiel es ihr. Fast hätte sie es gekauft. Dann wurde ihr klar, daß es ihr deshalb so gut gefiel, weil es sie an ihre eigenen Bilder erinnerte. Vielleicht, dachte sie, hat Noah recht. Vielleicht sollte ich doch wieder zu malen anfangen.
    Gegen halb zehn verließ Allie die Galerie und machte sich auf den Weg zu Hoffman-Lane, einem der Kaufhäuser von New Bem. Rasch hatte sie gefunden, was sie suchte - in der Abteilung für Schulartikel. Papier, Zeichenkohle, Stifte, keine hochwertige Qualität, aber es genügte. Sie wollte ja nicht gleich mit richtigem Malen beginnen, es sollte nur ein Anfang sein. Sie konnte es kaum erwarten, bis sie wieder in ihrem Hotelzimmer war. Sie nahm an ihrem Schreibtisch Platz und fing an; nichts Besonderes, sie wollte nur wieder ein Gespür für Farben und Formen bekommen. Nachdem sie sich einen Augenblick konzentriert hatte, warf sie eine Skizze vom Straßenbild unter ihrem Fenster aufs Papier und war erstaunt, wie leicht ihr das Zeichnen von der Hand ging. Es war fast, als hätte sie nie aufgehört.
    Als sie fertig war, begutachtete sie ihr Werk, und war durchaus zufrieden mit sich. Sie überlegte, was sie als nächstes versuchen könnte, dachte eine Weile nach und entschloß sich für ein Porträt. Da sie kein Modell vor sich hatte, mußte sie es sich in allen Einzelheiten vorstellen, bevor sie begann. Und obwohl es komplizierter war als die Straßenszene, fiel es ihr relativ leicht und nahm rasch Form an.
    Die Minuten vergingen wie im Flug. Sie arbeitete konzentriert, schaute jedoch immer wieder auf die Uhr, um nicht zu spät aufzubrechen. Kurz vor Mittag war sie fertig. Sie hatte fast zwei Stunden gebraucht, doch das Resultat war überraschend. Sie rollte es auf, steckte es in ihre Handtasche und nahm Wagen und Zimmerschlüssel an sich. Auf dem Weg zur Tür warf sie einen raschen Blick in den Spiegel; fühlte sich seltsam entspannt, ohne genau zu wissen, warum.
    Dann die Treppe hinunter, zur Tür hinaus. Plötzlich hinter ihr eine Stimme. »Fräulein?«
    Sie drehte sich um, wußte, daß sie gemeint war. Der Portier. Derselbe Mann wie gestern. Neugier in den Augen. »Ja?«
    »Es ist gestern abend mehrfach für Sie angerufen worden.«
    Sie erschrak.
    »Wirklich?«
    »Ja Von einem Mr. Hammond.«
    Oh, Gott.
    »Mr. Hammond hat angerufen?«
    »Ja, Fräulein, viermal. Beim zweiten Anruf habe ich mit ihm gesprochen. Er war sehr in Sorge. Er sagte, er sei Ihr Verlobter.«
    Sie lächelte schwach, versuchte, ihre Gedanken zu verbergen. Viermal? Vier? Was hatte das zu bedeuten? Wenn nun zu Hause etwas passiert war?
    »Hat er etwas gesagt? Etwas von einem Notfall ? «
    Der Mann schüttelte den Kopf.
    »Nein, er hat nichts Bestimmtes gesagt, schien aber sehr in Sorge um Sie.«
    Gut, dachte sie und atmete erleichtert auf. Dem Himmel sei Dank. Aber dann, plötzlich, ein banges Gefühl. Warum diese Dringlichkeit? Warum die vielen Anrufe? Hatte sie sich gestern irgendwie verraten? Warum war er so hartnäckig? Das war doch sonst nicht seine Art.
    Hätte er etwas herausfinden können? Nein… unmöglich. Es sei denn, jemand hätte sie gestern gesehen und anschließend bei ihm angerufen. Doch dieser Jemand hätte sie bis zu Noahs Haus verfolgen müssen. Das war undenkbar.
    Sie mußte ihn anrufen, daran führte kein Weg vorbei. Aber alles in ihr sträubte sich dagegen. Diese Zeit gehörte ihr, und sie wollte sie sich so einteilen, wie es ihr gefiel. Sie hatte nicht geplant, ihn vor heute abend anzurufen, und sie hatte fast das Gefühl, es würde ihr den Tag verderben,

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