Wie ein Film (German Edition)
Möglichkeiten.
Der Flug verlief ohne Komplikationen. Außer ein paar Luftlöchern passierte nichts Aufregendes. Steffi hatte allerdings auch noch nie Flugangst, im Gegenteil, es machte ihr nichts aus zu fliegen. Aber am besten gefiel ihr das Starten und die Landung, alles was dazwischen war, langweilte sie eher.
Es ist ja noch in Ordnung, anderthalb Stunden nach London zu fliegen, oder drei Stunden bis nach Griechenland. Aber fast acht Stunden bis in die Vereinigten Staaten, da kam schon eine Menge Langeweile bei ihr auf. Wenn neben ihr wenigstens jemand gesessen hätte, mit dem sie etwas Small Talk hätte betreiben können. Aber diese ältere, furchtbar grimmig aussehende Frau, bekam nicht mehr als ein gequältes „Ja“ oder „Nein“ über die Lippen, als Steffi den Versuch einer Unterhaltung startete.
Nach dem üblichen Flugzeug - Snack lehnte Steffi den Kopf zurück und versuchte zu schlafen. Vielleicht könnte sie ja etwas von dem verlorenen Schlaf der letzten Nacht nachholen. Aber anstatt zu schlafen, kreisten ihre Gedanken wieder um Jennifer Armstrong, Los Angeles, Hollywood und allem was dazu gehörte. Wie war das doch gleich noch mit der Zeitumstellung? In L.A. war es jetzt ... ähm, ja, wie spät war es da eigentlich?
Du bist wirklich ein Schwachkopf, schalt sie sich. Hättest du dich nicht mal erkundigen können, wie die Zeitverschiebung sein würde. Es war ja wirklich unglaublich, wie gut du dich immer vorbereitest. Steffi sah sich um. Sie könnte ja vielleicht die grimmige Frau neben sich fragen? Aber so wie die guckte würde sie Steffi wohl eher die Augen auskratzen, als ihr eine Antwort zu geben. Also eine Stewardess. Die müssen so etwas doch wissen. Aber wo war denn jetzt eine? Steffi stand auf und ging den Gang entlang. Aha, da war sie. Im Zwiegespräch mit ihrem Kollegen.
„Entschuldigen sie bitte“, fragte Steffi höflich. „Könnten Sie mir bitte sagen, wie spät es jetzt in L. A. ist. Ich bin manchmal etwas durcheinander und habe prompt vergessen, mich nach der Zeitverschiebung zu erkundigen.“
„Kein Problem“, antwortete die Stewardess lächelnd. „Also, bei uns ist es jetzt genau 14.00 Uhr, das heißt in Los Angeles ist es jetzt sechs Uhr morgens. Sie müssen immer acht Stunden zurück rechnen.“
„Ah, so“, sagte Steffi und drehte wie wild an ihrer Uhr um schon einmal die Ortszeit eingestellt zu haben, bevor sie wieder alles vergaß. „Vielen Dank!“
Sie lächelte der Stewardess höflich zu und wollte gerade auf ihren Platz zurückkehren, als die noch einmal das Wort an sie richtete.
„Entschuldigen sie bitte.“
Steffi blieb stehen.
„Ja?“
„Sind sie nicht Stefanie Martens, die Schriftstellerin?“
„Ja, tatsächlich. Die bin ich. Haben sie Bücher von mir gelesen?“
Die Stewardess öffnete eine kleine Tür neben sich, nahm eine Tasche heraus, kramte darin herum bis sie ein Buch fand um es schließlich Steffi stolz vor die Nase zu halten. Es war „One Last Cry“, Steffis letzter und vielleicht auch bald sehr populärer Roman.
„Könnten sie mir vielleicht ein Autogramm geben“, fragte die Stewardess lächelnd.
Und ob Steffi konnte. So etwas passierte nicht gerade häufig in ihrem Leben. Es war schon passiert, aber halt nicht oft. Schriftstellerinnen werden auf der Straße eben nicht so erkannt wie zum Beispiel Schauspielerinnen. Zufrieden und in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt, was sie jetzt auch wirklich gut gebrauchen konnte, kehrte Steffi zu ihrem Platz zurück und döste den Rest des Fluges vor sich hin.
In Los Angeles gelandet begrüßte sie strahlender Sonnenschein und eine mäßige Mittagshitze. Steffi hoffte, nicht zu sehr unter dem Jetlag leiden zu müssen und beschloss, sich trotz ihrer Müdigkeit auf gar keinen Fall schlafen zu legen. Sie musste irgendwie die nächsten Stunden bis zum Abend hinter sich bringen, um sich dem neuen Rhythmus anzupassen. Jetzt erst einmal ins Hotel, etwas frisch machen, und dann den weiteren Tag planen. Vielleicht ein bisschen die Gegend erkunden, oder das Notebook rausholen und an ihrem neuen Roman arbeiten. Mal sehen.
Als Steffi den Flughafen mit einem Caddy und ihrem Gepäck verließ, sich suchend nach einem Taxi umblickte, seufzte sie leise.
„Hier bin ich, Amerika! Mal sehen, was du so zu bieten hast.“
Die Fahrt ins Hotel verlief reibungslos. Steffis Schulenglisch reichte zumindest noch aus, um einem Taxifahrer sagen zu können, wo er sie hinfahren sollte. Auch das Einbuchen im Hotel klappte auf
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