Wie ein Film (German Edition)
Frauen, mit denen ich zusammen war, kamen für mich nicht als dauerhafte Partnerinnen in Frage.“
„Du bist also auf der Suche nach der einzig richtigen?“
„Ja, so könnte man das nennen. Was aber wirklich nicht daran liegt, dass ich zu wählerisch bin“, versuchte Steffi sogleich hastig zu erklären. „Aber ich habe halt so gewisseVorstellungen von der Liebe, von dem was und wie ich empfinden sollte. Und die Frauen mit denen ich liiert war, konnten diese Empfindungen in mir nicht entfachen. Leider.“ Steffi seufzte mit einem verlegenen Lächeln.
„Was sind das für Vorstellungen?“, fragte Jennifer weiter.
„Du willst es aber genau wissen, hm?“
Jennifer nickte.
„Das ist schwer zu erklären“, Steffi ging sich nachdenklich durch die Haare.
„Sie muss mich berühren können, ich meine damit nicht körperlich, sondern auf einer geistigen Ebene. Blindes Verständnis, auch wenn wir voneinander getrennt sind. Ich will die wilden Schmetterlinge im Bauch und das Gefühl haben, Bäume ausreißen zu können. Ich möchte ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen und ihn auch erfüllen. Unsere Liebe soll meinem Leben einen ganz neuen Sinn geben. Ich will durch sie alles in einem neuen, viel besseren Blickwinkel sehen können. Wie ein plötzlich aufstrahlendes Licht, verstehst du? Ganz schön kitschig, was?“
„Die Liebe dieser Frau,
erstrahlt in finstrer Nacht,
hat mir auf meinem dunklen Weg,
das hellste Licht erbracht“, zitierte Jennifer.
„Du kennst das Gedicht?“ Steffi war ehrlich überrascht. „Genau das ist es, was ich meine.“
„Ich liebe dieses Gedicht“, antwortete Jennifer heiser. „Glaube mir, SIE wird eines Tages kommen, dessen bin ich mir sicher.“
Von da an verbrachten sie jede Minute miteinander.
„Das war der erfolgreiche Abschluss einer sehr harten, aber perfekten Arbeit. Du bist grandios gewesen Claire. Es erstaunt mich immer wieder, wie du jeden auch noch so aussichtslosen Fall gewinnst.“
„Jetzt hör aber mal auf, Steve, sonst werde ich gleich noch rot. Aber in einem hast du recht: wir haben wirklich eine Menge Zeit und Arbeit in die Verteidigung gesteckt. Was meinst du, wollen wir noch ein bisschen feiern gehen, oder hast du was anderes vor?“ Fragend sah Claire ihren Kollegen an. Eigentlich war es mittlerweile Usus, nach jedem gewonnen Prozess in ihrem Stammlokal einen Trinken zu gehen. Aber trotzdem gebot es die Höflichkeit, zu fragen. Obwohl Claire ein Nein wahrscheinlich auch gar nicht akzeptiert hätte. Und das wusste ihr junger Kollege Steve, der gerne ebenso wie Claire, eine steile Karriere als Anwalt einschlagen wollte.
„Na hör mal!“, sagte er gespielt entrüstet. „Glaubst du wirklich, ich würde mich jetzt irgendwelchen belanglosen Sachen hingeben können, wo wir gerade diesen Coup gelandet haben? Ganz gewiss nicht! Also los! Lass uns feiern!“
Im „Golden Gate“, der In - Kneipe der Stadt, die nur ein paar Minuten Fußmarsch vom Gerichtsgebäude entfernt lag, war es wie üblich sehr voll. Fast die gesamte örtliche Anwaltsszene traf sich in diesem Lokal um über den einen oder anderen Fall miteinander zu diskutieren. Eigentlich war es eher ein Sehen und Gesehen werden, und vor allem ging es darum, gegenüber allen Anwesenden mit den neuesten Fällen zu prahlen. Dennunter diesen Anwälten herrschte zum Teil ein sehr großer Wettkampf.
„Dort in der Ecke ist noch was frei“, sagte Steve und deutete auf einen runden Tisch am Fenster.
Die meisten saßen an der Theke, wo ein junger Anwalt mit Bubigesicht lauthals von den Vorzügen seiner neuen Klientin berichtete. Claire ging vor Steve auf den freien Tisch zu, so dass der zum wiederholten Male die Möglichkeit hatte, Claire unverblümt zu mustern. In seiner Skala von eins bis zehn hätte sie eindeutig eine zehn plus bekommen. Sie saht toll aus, war eine Spitzen Strafrechtlerin, unglaublich intelligent mit einem scharfen Verstand, hatte eine Wahnsinns Figur und liebte, so wie er, den Luxus. Leider gab es da ein Problem. Sie interessierte sich nicht für Männer, war bekennende Lesbe mit einer festen Beziehung. Claire liebte eine Anwältin für Steuerrecht (wie öde!).
Als sie ihre Drinks vor sich stehen hatten, prosteten sie sich begeistert zu.
„Auf einen weiteren, gelungenen Schlag des Dreamteams Claire Maloon und Steve Fitzgerald. Möge es immer so weiter gehen“, sagte Steve feierlich. Claire lachte leise. Sie mochte diesen arbeitswütigen und sehr ehrgeizigen jungen Mann, mit dem
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