Wie ein Film (German Edition)
Fahrrad fahren, mit den Hunden lange Spaziergänge unternehmen, ach, einfach alles. Bei allen anderen Frauen fand sie meist schon nach ein paar Tagen etliche Punkte zum kritisieren, dann war sie von ihnen genervt und hatte kein Interesse mehr an ihnen. Sie langweilten Steffi.
Bei Jennifer war das jedoch ganz anders. Eine völlig neue Erfahrung für sie. Mit Jennifer wurde es nie langweilig. Einer so interessanten Frau war Steffi noch nie begegnet.
Jennifer! Ihr ganzer Körper zitterte.
Steffi vergötterte einfach alles an dieser Frau: ihr süßes Lachen, wie sie immer wieder verlegen eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich, den süßen Akzent in ihrer Sprache, ihre weichen, anmutigen Bewegungen, das Grübchen auf der linken Seite ihres Mundes. Kurzum, es hatte sie total erwischt!
Steffi kannte dieses Gefühl nicht. So etwas hatte es in ihrem Leben noch nie gegeben. Aber sie wünschte sich, dass es niemals aufhören würde, dass es immer da bliebe, wo es jetzt war. Sie war so glücklich.
Jennifer besaß dieses „Licht“ nach dem Steffi immer wieder bei den Frauen gesucht hatte. Und jetzt konnte sie sogar so richtig nachvollziehen, was die Dichter damit meinten.
Plötzlich fühlte sich alles so leicht an, alles so machbar. Keine Probleme mehr. Nirgendwo. Es war so, wie eine hell leuchtende Lampe, die einem in der finsteren Nacht den Weg wies. Du bist auf dich allein gestellt und auf einmal kannst du sehen, auf einmal ist da Licht.
Steffi konnte in ihrem Leben noch nie so „sehen“ wie es momentan der Fall war. Die Farben waren viel intensiver, sie sah Menschen bewusster an, ihre Gedanken waren ganz klar, sie konnte sich über jede Kleinigkeit freuen und nichts schien mehr wirklich schlimm zu sein. Es würde nichts mehr geben, was sie nicht bewältigen könnte.
Morgen würden sie sich wieder sehen. Sie hatten sich zum Videogucken verabredet und Jennifer würde sie, wie an all den Tagen zuvor, aus ihrem Hotel abholen. Steffi konnte es kaum erwarten, nur noch ein paar Stunden, dann würden sie endlich wieder zusammen sein.
„Wenn ich könnte, würde ich dir alle Sterne vom Himmel holen und sie dir schenken. Und ich würde alles Schlechte von dir fern halten, damit in deinen wunderschönen Augen niemals auch nur der Anflug von Traurigkeit zu sehen ist ... ach Blödsinn, genug von diesem Schmalz. Ich befinde mich hier doch nicht in einem meiner Romane. Du würdest einfach michbekommen, mit all der Liebe die ich für dich empfinde und die ich dir geben kann. Ich liebe dich, Jennifer Anne Armstrong.“ Und so war es. Zum ersten Mal in ihrem Leben liebte Steffi.
„Tut mir leid“, Steffi schniefte laut in ein Taschentuch. „Aber dieser Film bringt mich immer zum Heulen. Auch wenn ich jetzt nicht alles verstehen konnte. Vielleicht solltest du mir bei Gelegenheit Englischunterricht geben.“
Steffi und Jennifer saßen auf dem Sofa und hatten sich gerade den Film „Titanic“ angesehen.
Jennifer sah zärtlich zu Steffi.
„Weißt du, schon allein diese Szene, als Jack und Rose im Wasser schwimmen und er zu ihr sagt, dass das Gewinnen der Fahrkarte das beste war, was ihm jemals passiert ist, weil es ihn zu ihr geführt hat, das ist so wunderbar. Sie kämpfen um ihr Leben und er sagt so etwas. Das muss Liebe sein. Und dann am Schluss dieses Lied von Celine Dion. Das ist eines meiner Lieblingslieder. Himmel, da muss ich einfach Flennen.“
Jennifer reichte Steffi ein neues Taschentuch.
„Da fällt mir was ein.“
Jennifer stand auf, machte Videorecorder sowie Fernseher aus und legte eine CD in den Player. Kurze Zeit später ertönten die ersten Klänge von „My heart will go on“. Durch einen Knopfdruck erlosch das Licht, und eine sanftes Licht, kerzenscheinähnlich, erwärmte den Raum.
„Das ist Folter, was du hier mit mir machst.“ Eine weitere, dicke Träne kullerte an Steffis Wange hinunter.
Jennifer ging zu ihr, nahm Steffis Hand und zog sie vom Sofa hoch. Ganz sanft wischte sie die Tränen von Steffis Gesicht.
„Würdest du mit mir tanzen?“
Steffi stockte der Atem und sie vergaß sogar zu heulen, als Jennifer, keine Antwort abwartend, die Arme um ihre Taille legte und sie an sich zog.
Schüchtern hob auch Steffi ihre Hände und legte sie vorsichtig um Jennifers Hals. Ganz langsam wiegten sie sich im Takt der Musik.
Jennifer zog Steffi noch näher an sich heran, bis ihr Atem direkt an Steffis Ohr zu spüren war. Plötzlich suchten sich ihre Hände einen Weg unter Steffis Shirt und
Weitere Kostenlose Bücher