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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zuzuhören!« Olutoni blickte hinauf in die breite, mit Dornbüschen getarnte Baumkrone. »Ich habe versucht, Ihnen zu erklären, warum ich geworden bin, was ich bin. Sie begreifen es nicht. Gut. Wie sollten Sie auch? Sie denken weiß, ich denke schwarz; es ist wohl wirklich so, daß es da nie eine Gemeinschaft auf Dauer geben kann. Ich unterstehe dem Anführer des radikalen Flügels der Freiheitsbewegung Namibia, und hier habe ich meine kleine Privatarmee versammelt, um solange Unruhe ins Land zu tragen, bis wir zum großen, entscheidenden Schlag aufgerufen werden.« Olutoni blickte Mooslachner mit einem unsicheren Lächeln an. »Ich lese die Fragen an Ihren Augen ab, Pater. Woher kommen die Waffen? Woher kommt das Geld? Wer unterstützt dich? Auch darüber könnte ich lange mit Ihnen sprechen – doch wozu? Vielleicht wären Sie so entsetzt, daß Sie beginnen würden, an Gott zu zweifeln.«
    »Das wird man nie erleben, Josef Petrus.«
    »Die Weißen pumpen das Geld in uns hinein! Industriebetriebe, Waffenhändler mit staatlicher Absicherung im Rücken, sogenannte sozialistische Freunde, auch kirchliche Organisationen – sie alle haben offene Hände –, alle mit einem Wechsel auf eine Zukunft, alle mit dem Hintergedanken, später an uns verdienen zu können. So ist das! Wollen Sie Namen von kirchlichen Spendern haben?«
    »Ich weiß sie«, sagte Pater Mooslachner bitter. »Aber deshalb werfe ich meine Soutane nicht weg; im Gegenteil, ich schnüre sie fester!«
    »Das haben Sie auch nötig, Pater.« Olutoni erhob sich. Er war fast so groß wie Mooslachner, aber schlanker und beweglicher. »Die Beichte ist beendet. Geben Sie mir die Absolution?«
    »Du bereust nichts, Josef Petrus?«
    »Nein!« sagte Olutoni stolz.
    »Dann keine Absolution. Das weißt du doch. Aber ich habe es auch nicht anders von dir erwartet.«
    »Danke, Pater.« Olutoni sank unversehens in die Knie und senkte den Kopf. »Werden Sie mich segnen?«
    »Den unbußfertigen Mörder?«
    »Den weinenden Menschen, Pater.«
    »Der mit einem Brokatsessel herumzieht, sich als Befreier verehren läßt – und doch nur tötet?«
    »Es ist Magdalenas Sessel. In ihm hat sie immer am Fenster gesessen und in das Abendrot geblickt. Es ist das einzige Stück, das ich von meiner Farm mitgenommen habe. Hat die Kirche keine Reliquien?«
    »Sei still!« sagte Mooslachner grob. »Ich will dich segnen. Wann, mein Sohn, werden Dr. Oppermann und ich getötet?«
    »Morgen. Wir werden euch ehrenvoll erschießen, nicht mit Knüppeln erschlagen oder mit Macheten vierteilen. Und ich verspreche Ihnen auch ein Grab mit einem Kreuz. Keine Hyänen, kein Geier …«
    »Ich bin mit dir zufrieden, Josef Petrus«, sagte Pater Mooslachner feierlich. »Du hast doch ein Sandkorn von christlicher Nächstenliebe aufgenommen. Verziehen wird dir nicht, aber der Herr im Himmel wird einmal mit dir sprechen …«
    Er schlug das Kreuz über Olutoni, räusperte sich dann und schlug mit seinem Knüppel gegen die Beinschiene.
    »Ende!«
    Olutoni erhob sich, umarmte Mooslachner, küßte ihn auf beide Wangen und ging dann, gleichsam die stolze Inkarnation seiner Idee, hinüber zu Dr. Oppermanns Hütte. Mooslachner blickte ihm nach.
    Morgen, dachte er. Das ist nun endgültig. Von diesem Menschen kann man keine Gnade erwarten. Herr, nimm die Angst von mir und laß mich ruhig werden wie deine Knechte, die für dich starben.
    Er seufzte, das Stehen fiel ihm schwer. Das geschiente Bein weit von sich streckend, schob er den Brokatsessel zu sich her und setzte sich hinein.
    Es tat ihm gut. Er hatte nichts mehr zu verlieren.
    Dr. Oppermann saß auf seinem mit Decken belegten Blätterlager und beschäftigte sich intensiv mit der Frage, wie Josef Petrus Olutoni als Vater, wie, andererseits, als Führer einer Revolutionstruppe, mit der verzwickten Situation fertig werden würde.
    So einfach ist das Erschießen nun doch nicht geworden, dachte Oppermann und schöpfte wieder Hoffnung. Er kann dich nicht einfach an einen Baum stellen und töten lassen, und Luba sieht zu. Andererseits gibt es keine Begründung dafür, warum gerade diese beiden Weißen geschont werden sollen. Die Soutane eines Priesters ist beim großen nationalen Aufräumen kein Schutz. Das hat man damals im Kongo gesehen, als Missionare und Pfarrer ebenso ermordet wurden wie alle anderen weißen Siedler. Der Haß auf die weiße Hautfarbe war ungleich größer als die Ehrfurcht vor dem Priesterkleid. Man hatte die Nonnen der Mission ebenso

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