Wie ein Hauch von Zauberblüten
mit Ihrer Gott ist gekommen gemacht?«
»Sie haben die Maschine demontiert und weggetragen wie Ameisen ihre Eier. Aus der Luft ist nichts mehr zu sehen. Ich bin gespannt, wann die ersten Hubschrauber auftauchen. In Rundu bei Major Henrici und in Outjo ist längst Alarm gegeben worden. Die suchen uns jetzt. Sie müssen auch in diese Gegend kommen.«
»Das wäre vielleicht noch eine Chance, Pater.«
»Keine Spur! Buchstäblich. Aus der Luft sieht man nichts – oder haben Sie etwas gesehen? Ich Idiot habe noch gesagt: Da steigt ja Nebel aus dem Busch! So unwahrscheinlich nimmt es sich von oben aus, daß da unten Menschen leben sollen. Wenn sie uns finden, dann nur durch einen Zufall. Und dann auch nur als leere Hüllen. Man wird uns rechtzeitig töten.«
»Und Luba?«
»Das ist wohl Ihre einzige Sorge?«
»Ja. Verstehen Sie das nicht?«
»Sie ist in den Strudel geraten und muß sehen, wie sie da wieder hinausschwimmt. Aber sie ist jung. Sie hat Kraft und hat noch viel Zeit vor sich, um zu vergessen. Das Leben geht weiter, heißt es ja so treffend. Und Leben ist eine ständige Erneuerung. Denken Sie an die Haut; wie oft erneuert sie sich, schuppt ab, wächst nach …«
»Wenn sie verbrannt ist, kommt nichts mehr!« sagte Dr. Oppermann dumpf.
»Es bleiben Narben zurück, aber mit Narben kann man leben. Auch daran gewöhnt man sich.«
»Glauben Sie, daß Luba sich an die Tatsache gewöhnen wird, daß ihr Vater mich grausam zerstückeln ließ?«
»Ja.«
»So gering schätzen Sie die Liebe ein?«
»Nein! So gut kenne ich den Menschen.« Mooslachner zog erregt an seiner Pfeife und blies Oppermann den Qualm um den Kopf. »Für Luba wird es irgendwann einmal einen anderen Mann geben. Dann bleiben Sie zurück – gewiß als schmerzliche Erinnerung, aber Sie bestimmen posthum nicht mehr ihr Leben! Die Gegenwart wird stärker sein.«
»Sie Rohling!« sagte Dr. Oppermann gepreßt. »Es hat keinen Sinn, mit Ihnen darüber zu diskutieren.«
Er wandte sich ab, ließ Mooslachner stehen und ging hinüber zu einer Gruppe exerzierender Guerillakämpfer. Aus dem Schatten heraus, neben seiner Hütte sitzend, beobachtete ihn Olutoni. Mit gekräuselter Stirn verfolgte er jeden Schritt Dr. Oppermanns, jede Bewegung, jede Geste.
Er wäre ein guter Mann für Luba, dachte Olutoni. Aber ich kann ihn nicht mehr retten. Die Revolution frißt ihn auf.
Die Gefühlswelt einer liebenden Frau wird Männern immer ein Rätsel bleiben.
Es ist, als empfange sie Signale, die sonst nirgendwo spürbar, erkennbar oder nennbar sind.
Durch rätselhafte Wellen ist sie mit einem Schicksal verbunden, das Ahnungen aussendet, Wünsche speichert, Hoffnungen verarbeitet.
Olutoni schrak wie unter einem Hieb zusammen, als Luba am Abend neben ihm in der Kommandantenhütte saß und die kleine Batterietischlampe, die zwischen ihnen stand, nach oben schwenkte, so daß sein Gesicht hell angestrahlt wurde.
»Du willst ihn umbringen, nicht wahr?« fragte sie unvermittelt.
»Darüber ist noch nicht entschieden worden«, wich er ans.
»Wer entscheidet – wenn nicht du?«
»Die Revolution.«
Sie beugte sich vor, ihre Hände schossen plötzlich über den Tisch und krallten sich in seinem Anzug fest. Olutoni griff nach ihnen, aber sie waren wie die Klammern einer Klappfalle.
»Damit hast du dich verraten!« zischte sie. »Ich wußte es nicht, ich habe es nie geglaubt, es war nur eine plötzliche Ahnung: Du hast mir nicht sofort gesagt: ›Nein! Nie! Wie kannst du so etwas denken! Du liebst ihn doch! Warum sollte ich ihn töten?‹ – Nein, das hast du nicht gesagt! Denn du denkst daran, ihn zu töten!«
»Ja.« Olutoni preßte ihre Handgelenke und stieß sie dann von sich, als sie vor Schmerzen einen hellen piepsenden Laut hören ließ. »Ich denke daran, du sagst es.«
»Und an mich denkst du nicht?!«
»Nur an dich, mein Baby.«
»Ich bin kein Baby mehr!«
»Für mich bleibst du immer mein Kind.«
»Über das du entscheiden kannst, immer und immer wieder? Ich habe mein eigenes Leben, Papa. Du, gerade du hast mich dazu erzogen, selbständig zu denken und zu handeln.«
»Es hat sich vieles geändert«, sagte Olutoni.
»Was hat sich geändert? Du bist der geblieben, der du immer gewesen bist – nur ich habe es nie gewußt. Jetzt weiß ich, wer der geheimnisvolle Führer der radikalen Gruppe ist. Das ist die einzige große Änderung in meinem Leben. Auch Namalunga hat es nie verraten. Hätte er es doch getan! Ich wäre nie zu dir
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