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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Pater ausgesucht, dazu Kochtöpfe, Geschirr, zwei Pfannen, einen Brotkorb, gläserne Dessertschalen, Eierbecher, Kleiderbügel und einen Gemüsehacker. Und, ja – einen Dampfkochtopf. Den hat sie ausgesucht und dem Doktor erklärt, wie man in diesem Topf die Vitamine erhält und nicht durch Kochen vernichtet. Als sie wieder zurück zur Station kamen, war die Hölle los. Die schwarzen Weiber schnatterten an allen Ecken wie eine Herde Gänse, und unsere Frauen liefen herum, als wären sie sich noch nicht darüber im klaren: Legen wir unsere Männer in Ketten oder kastrieren wir sie?« Karle Mildenberg wischte sich über das schweißige Gesicht. »Ich wette, in dieser Nacht hatte mancher einen verdammt bewegten Traum. Ich hatte einen …«
    »Ferkel!« Prusius warf die Tür der Cessna zu und schloß ab. Der Flug ins Ovamboland war erfolgreich gewesen. Er brachte einen Packen Aufträge mit, risikolose Geschäfte; die Ovambos zahlten sofort in bar und mit guten Rand. Er war drei Tage lang in Ondangwa Gast der maßgebenden Ovambo-Politiker gewesen, hatte mit den schwarzen Pastoren gesprochen, die den Kern der Intelligenzschicht bildeten, und hatte alle bestellten Lieferungen zugesagt, obwohl er nicht wußte, ob er die Ware auch pünktlich hereinbekommen würde. Die Anzahlung jedenfalls hatte er kassiert. Es gab Geschäfte, die man nur auf solche Art absichern konnte.
    »Ist sie wirklich so schön?« fragte Prusius.
    »So etwas haben Sie noch nicht gesehen!« Mildenberg schnalzte mit der Zunge. »Sie hat nur einen kleinen Fehler.«
    »Einen Silberblick?«
    »Nein. Sie ist eine Coloured.«
    »Scheiße!« Prusius stapfte über das flach gewalzte Flugfeld zu seinem Haus. Es war ein mächtiger Steinkasten, gebaut wie ein altes Fort, vier Gebäude im Rechteck, in der Mitte der geschützte Platz, zwei Einfahrtstore mit dicken, eisenbeschlagenen Türen, an allen vier Ecken kleine Türme mit flachem Dach. Dort konnten Maschinengewehre und leichte Geschütze stehen, sie würden einen weiten Umkreis unter Kontrolle halten können. Zwei Flügel des ›Forts‹ bewohnte Prusius, die beiden anderen dienten als Magazine. Das Ladengeschäft lag mitten in Outjo, an der einzigen Hauptstraße, ein zweistöckiges Gebäude, das 1903 gebaut worden war. Dort hatte eine Schutztruppen-Abteilung gelegen, bevor in der großen Schlacht am Waterberg die Hereros vernichtend und für alle Zeiten geschlagen wurden. Das war 1904 gewesen. Und an jedem 11. August hißte Prusius vor seinem Geschäft die Fahne und ließ aus vier großen Lautsprechern Märsche auf die Straße donnern. Am beliebtesten war ›Alte Kameraden‹. Manchmal formierten sich schwarze Kinder zu einem Zug und marschierten im Paradeschritt über die Straße. Dann bog sich Prusius vor Lachen und rief: »Das sollte sich 'mal die UNO ansehen! Das fehlt den Kaffern hier: deutsche Zucht in den Knochen!«
    »Wohnt sie in der Station?« fragte Prusius, als sie auf dem Weg zu seinem Haus waren.
    »Nein. Der Pater hat sie zu sich genommen.« Mildenberg grinste breit. »Das wird ihn Nerven kosten. Sie heißt übrigens Luba Magdalena Olutoni.«
    »Olutoni?« Prusius blieb stehen und runzelte die Stirn. Er dachte angestrengt nach, aber er suchte vergeblich in seiner Erinnerung. »Der Name ist mir schon untergekommen. Olutoni! Verdammt, wo kenne ich den her? Olutoni … Irgendwie ist das hängengeblieben. Aber es fällt mir noch ein.«
    Zwei Stunden später hielt Prusius mit seinem Mercedes 280 vor der weißen Baracke und stieg aus. Er klemmte eine schmale Aktentasche unter den Arm und betrat die Ambulanz diesmal nicht durch den Privateingang, sondern durch die Tür, auf die ein großes rotes Kreuz gemalt war.
    Seine Hoffnung erfüllte sich nicht: Das als Wunder von Frau beschriebene Wesen arbeitete nicht in dem großen Raum. Nur Urulele war da und verband gerade einem Damara das Schienbein, in das der Mann seine Hacke geknallt hatte.
    Prusius zeigte auf die Tür zur Ordination. »Kann man rein, Marcus?«
    »Ja. Es ist keiner da. Heute ist ein stiller Tag.«
    »So gut wie ihr, möchte ich's auch mal haben.« Prusius klopfte, riß die Tür auf und erlebte seine zweite Enttäuschung. Auch hier war Luba Magdalena nicht. Dr. Oppermann saß an einem Tisch am Fenster und blickte durch die Okulare eines Mikroskops. Er ließ sich nicht stören, hob nicht den Kopf.
    »So, wie Sie hereinkommen, können nur Sie es sein, Prusius«, sagte er.
    »Ein unverwechselbares Charakteristikum sollte jeder Mensch haben!«

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