Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht
positiv überrascht. Es gab hier sehr hübsche Klamotten, und die Preise waren eigentlich auch in Ordnung. Vor allem, weil einige Einzelstücke heruntergesetzt waren. Auf die konzentrierte sie sich.
Es war ein eigenartiges Gefühl, in solch einem Geschäft allein einzukaufen. Wann hatte sie das zum letzten Mal gemacht? Vor einer halben Ewigkeit! Als sie sich in der Kabine umzog, fühlte sie sich so frei und unbeschwert wie seit Jahren nicht mehr.
Sie kaufte ein paar heruntergesetzte Teile, unter anderem eine beigefarbene, mit Perlen bestickte Bluse, die ihre Figur betonte, aber doch nicht zu sehr. Außerdem fand sie einen wunderschön gemusterten Sommerrock, genau passend zu der Bluse. Er war ein bisschen zu lang, aber sie konnte ihn selbst schnell umnähen. Nachdem Katie bezahlt hatte, ging sie in das einzige Schuhgeschäft in ganz Southport, nur zwei Häuser weiter. Dort kaufte sie ein Paar Sandalen, das ebenfalls heruntergesetzt war. Normalerweise hätte sie sich bei solchen Einkäufen Sorgen um ihre Finanzen gemacht, aber in den letzten Tagen hatte sie viel Trinkgeld bekommen, so dass sie ruhig mal über die Stränge schlagen konnte. Na ja, in Maßen jedenfalls.
Anschließend betrat sie die Drogerie und kaufte ein paar Kosmetika, und schließlich radelte sie noch quer durch die Stadt zum Gemüsehändler. Sie ließ sich Zeit, schlenderte durch die Gänge und spürte dabei, wie alte, quälende Erinnerungen an die Oberfläche kommen wollten – aber ohne Erfolg.
Als sie mit allem fertig war, fuhr sie nach Hause und begann mit den Vorbereitungen für das Essen. Sie bereitete Shrimps mit Krabbenfleisch zu, in Scampisoße gekocht. Sie musste sich auf ihr Gedächtnis verlassen, aber zum Glück hatte sie das Rezept im Kopf, denn im Laufe der Jahre hatte sie dieses Gericht schon mindestens zehn mal gemacht. Deshalb war sie sich ziemlich sicher, dass sie nichts vergessen hatte. Als Beilagen entschied sie sich für gefüllte Paprika und Maisbrot, während sie als Vorspeise einen in Speckscheiben gewickelten Brie an Himbeersoße servieren wollte.
Es war schon lange her, dass Katie solch eine komplizierte Mahlzeit gekocht hatte, aber sie hatte schon immer gern aus Zeitschriften Rezepte ausgeschnitten, auch schon als Kind. Kochen war so ziemlich das Einzige, was sie und ihre Mutter gern zusammen gemacht hatten.
Den ganzen Nachmittag war Katie sehr beschäftigt. Sie mischte den Teig für das Maisbrot und schob es in den Backofen, danach machte sie sich an die gefüllten Paprika, die sie dann in den Kühlschrank stellte, zu dem Speck-Brie. Sobald das Maisbrot fertig war, kam es zum Abkühlen auf die Arbeitsplatte, und Katie begann mit der Himbeersoße. Gar nicht schwierig – Zucker, Himbeeren, Wasser –, doch schon bald durchzog ein himmlischer Duft die Küche. Als auch diese Soße im Kühlschrank stand, legte Katie eine Pause ein. Alles Übrige konnte bis später warten.
In ihrem Schlafzimmer nähte sie den Rock um, bis knapp über das Knie. Danach ging sie ein letztes Mal durchs Haus, um sich zu versichern, dass alles okay war. Dann erst konnte sie sich entspannen und begann, sich fertig zu machen.
Unter der Dusche dachte sie an Alex. Sie sah ihn vor sich – sein Lächeln, seine sportlichen Bewegungen. Bei dieser Vorstellung fühlte sie ein leichtes Ziehen im Bauch. Ob er vielleicht auch jetzt gerade duschte? Der Gedanke hatte etwas sehr Erotisches, er war wie ein Versprechen, dass etwas Neues, Spannendes sie erwartete. Es ist doch nur ein Abendessen, sagte sie sich erneut, doch sie wusste, dass sie sich selbst gegenüber nicht ganz ehrlich war.
Es war noch etwas anderes im Spiel, etwas, das sie krampfhaft zu leugnen versuchte. Sie fühlte sich viel stärker zu ihm hingezogen, als sie sich eingestehen wollte. Deshalb musste sie vorsichtig sein. Alex war der Typ Mann, in den sie sich verlieben konnte, das war ihr bewusst, aber dieses Wissen machte ihr Angst. Sie war noch nicht so weit.
Oder vielleicht doch? , flüsterte eine leise Stimme in ihrem Inneren.
Katie trocknete sich ab, rieb sich mit einer duftenden Bodylotion ein und zog ihre neuen Sachen an. Dann kam das Make-up an die Reihe, das sie in der Drogerie gekauft hatte. Sie brauchte nicht viel, nur ein bisschen Lippenstift, außerdem Wimperntusche und einen zarten Lid schatten. Sie bürstete sich die Haare und legte die Ohr hänger an, die sie sich aus einer Laune heraus gekauft hatte. Als sie mit allem fertig war, trat sie einen Schritt zurück und
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