Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht
ganze Zeit über blieb sie extrem wachsam, und nur vier Tage, nachdem sie in dem letzten Lokal angefangen hatte, sah sie auf dem Weg dorthin einen Wagen am Straßenrand stehen, der irgendwie nicht in die Gegend zu gehören schien. Katie blieb wie angewurzelt stehen.
Sie wusste nicht, wieso ihr das Auto aufgefallen war. Vielleicht, weil es so sauber glänzte, dass es die Strahlen der frühen Morgensonne reflektierte. Und dann sah sie, dass sich auf dem Fahrersitz jemand bewegte. Der Motor lief nicht, und es kam ihr seltsam vor, dass ein Fahrer an einem eiskalten Morgen in einem unbeheizten Auto saß. Das taten nur Leute, die auf jemanden warteten.
Oder die nach jemandem Ausschau hielten.
Kevin.
Sie wusste, dass er es war – mit einer Gewissheit, die sie selbst überraschte. Sie machte ein paar Schritte rückwärts. Hoffentlich schaute er nicht in den Rückspiegel. Hoffentlich hatte er sie nicht gesehen! Sobald sie außer Sichtweite war, fing sie an zu rennen, zurück zum Motel. Ihr Herz raste. Sie war seit Jahren nicht mehr so schnell gerannt. Immer wieder blickte sie über die Schulter zurück, doch Kevin folgte ihr nicht.
Aber das war unerheblich – offenbar hatte er herausgefunden, dass sie in Philadelphia war. Er wusste, wo sie jobbte.
In ihrem Zimmer warf sie alles in den Reisebeutel und war innerhalb weniger Minuten zur Tür hinaus und unterwegs zum Busbahnhof. Aber zu Fuß dauerte es ewig. Mindestens eine Stunde. Und sie hatte nicht viel Zeit. Sie machte auf dem Absatz kehrt und rannte zurück zum Motel. Dort bat sie den Angestellten an der Rezeption, ihr ein Taxi zu bestellen. Der Wagen kam nach zehn Minuten. Es waren die längsten zehn Minuten ihres Lebens.
Am Busbahnhof angekommen, studierte sie hektisch den Fahrplan und entschied sich für einen Bus nach New York. Abfahrt in einer halben Stunde. Bis sie einsteigen konnte, versteckte sie sich auf der Damentoilette. Im Bus ließ sie sich tief in ihren Sitz sinken. Die Fahrt nach New York dauerte nicht lange. Dort nahm sie wieder den nächstbesten Bus. Er fuhr nach Omaha.
Gegen Abend stieg sie irgendwo in Ohio aus, schlief auf dem Busbahnhof, und am nächsten Morgen suchte sie eine Fernfahrer-Raststätte. Sie traf auf einen Mann, der Waren nach Wilmington, North Carolina, transportierte.
Ein paar Tage später kam sie nach Southport und fand das Cottage. Ihren Schmuck hatte sie verkauft, sie konnte die Miete für den ersten Monat bezahlen, aber es blieb kein Geld für Lebensmittel übrig.
KAPITEL 23
Es war Mitte Juni. Nach einer turbulenten Schicht im Ivan’s machte sich Katie auf den Heimweg. Bei dem Laternenpfahl, an den Katie ihr Fahrrad angeschlossen hatte, sah sie eine vertraute Gestalt und winkte ihr zu.
»Was tust du hier?«, fragte Katie ihre Freundin und umarmte sie. Bisher war sie Jo noch nie in der Stadt begegnet, und aus irgendeinem Grund kam es ihr seltsam vor, sie in einem ganz anderen Umfeld zu treffen.
»Ich wollte dich sehen. Wo warst du in letzter Zeit? Ich hab dich vermisst.«
»Mir geht es umgekehrt genauso.«
»Ich war jedenfalls oft genug zu Hause, um zu wissen, dass du dich in den letzten Wochen öfter mit Alex getroffen hast.« Jo zwinkerte ihr zu. »Aber ich bin deine Freundin und möchte mich nicht aufdrängen. Und ich hab mir gedacht, dass ihr zwei auch gern mal allein seid.«
Wider Willen wurde Katie rot. »Woher wusstest du, dass ich hier bin?«
»Ich hab es nicht gewusst. Aber bei dir brannte kein Licht, und da dachte ich mir, ich probier’s mal.« Jo zuckte die Achseln. »Hast du was vor? Wollen wir noch was trinken gehen, bevor du nach Hause fährst?« Als sie merkte, dass Katie zögerte, fügte sie hinzu: »Ich weiß, es ist schon spät. Nur ein Gläschen, versprochen. Dann darfst du schlafen gehen.«
»Okay, ein Glas«, sagte Katie.
Ein paar Minuten später betraten sie den Pub, der hier in der Gegend sehr beliebt war. Die Wände waren mit dunklem Holz getäfelt, dem man ansah, dass es schon einige Jahrzehnte alt war. Hinter dem Tresen befand sich ein großer Spiegel. An diesem Abend war nicht viel los, und die beiden Frauen setzten sich hinten in eine Ecke. Da man nicht am Tisch bedient wurde, ging Katie an den Tresen, bestellte zwei Gläser Wein und brachte sie zu ihrer Freundin.
»Vielen Dank«, sagte Jo und nahm ihr Glas entgegen. »Das nächste Mal bin ich dran.« Sie lehnte sich zurück. »Also – du und Alex, stimmt’s?«
»Willst du wirklich darüber mit mir reden?«, fragte Katie.
»Na
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