Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht
nicht gleich begriffen? Die Therapeutin, die Alex erwähnt hatte und die sich nach Carlys Tod um die Kinder gekümmert und auch mit ihm gesprochen hatte – das war Jo! Katie richtete sich auf. »Du hast mit Alex und den Kindern gearbeitet, oder? Nachdem Carly gestorben ist, meine ich.«
»Ich möchte lieber nicht darüber sprechen«, erwiderte Jo. Sie klang ruhig und gelassen. Wie eine Therapeutin. »Ich kann aber so viel sagen, dass alle drei … mir sehr viel bedeuten. Und wenn es dir nicht ernst ist mit ihnen, wenn du nicht an die Möglichkeit einer gemeinsamen Zukunft glaubst – dann solltest du die Beziehung meiner Meinung nach jetzt beenden. Bevor es zu spät ist.«
Katie spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg. Sie fand es unangebracht – ja, sogar anmaßend –, dass ihre Nachbarin so mit ihr redete. »Ich weiß nicht, ob dich das wirklich etwas angeht«, sagte sie mit gepresster Stimme.
Jo nickte zögernd. »Du hast Recht. Es geht mich nichts an. Aber ich weiß, dass die drei schon genug durchgemacht haben. Und ich möchte verhindern, dass sie sich an eine Frau binden, die eventuell gar nicht in Southport bleiben will. Ich mache mir Sorgen, weil ich fürchte, dass die Vergangenheit nie ganz vergangen ist und du womöglich beschließt, wieder fortzugehen, gleichgültig, wie viel Kummer und Traurigkeit du dadurch auslöst.«
Katie war sprachlos. Dieses Gespräch kam so unerwartet, dass sie sich sehr unwohl fühlte. Jos Worte brachten ihre Gefühle völlig durcheinander.
Falls ihre Freundin spürte, wie belastend das alles für Katie war, ließ sie sich nichts anmerken, denn sie redete unbeirrt weiter.
»Man sollte nicht von Liebe sprechen, wenn man nicht bereit ist, sich festzulegen«, sagte sie. »Und man darf nicht nur an das denken, was man selbst will, sondern muss zudem die Wünsche des anderen berücksichtigen. Nicht nur jetzt, sondern auch in der Zukunft.« Sie fixierte Katie mit ihrem Blick, ihre braunen Augen ließen sie nicht los. »Bist du bereit, Alex’ Frau zu werden und die Mutter seiner Kinder? Das ist es nämlich, wonach sich Alex sehnt. Vielleicht noch nicht sofort, aber ganz bestimmt irgendwann mal. Und wenn du nicht willens bist, dich darauf einzulassen, wenn du nur mit seinen Gefühlen und mit den Gefühlen der Kinder spielst, dann bist du nicht die Frau, die er braucht.«
Ehe Katie etwas erwidern konnte, war Jo schon von ihrem Stuhl aufgestanden und wollte gehen, redete aber trotzdem weiter. »Vielleicht ist es falsch, dass ich dir das alles gesagt habe, und vielleicht sind wir jetzt keine Freundinnen mehr, aber ich würde mich in meiner Haut nicht wohlfühlen, wenn ich nicht offen mit dir spreche. Ich habe dir ja gleich gesagt, dass er ein guter Mann ist – ein Mann, wie man ihn nur selten findet. Seine Liebe ist sehr tief und hört nie auf.« Jo wartete die Wirkung ihrer Worte ab, dann wurde ihr Gesichtsausdruck auf einmal weich. »Ich glaube, bei dir ist das genauso, aber ich wollte dir unbedingt etwas klarmachen: Wenn er dir etwas bedeutet, musst du bereit sein, dich festzulegen. Gleichgültig, was die Zukunft bringt. Gleichgültig, wie viel Angst du hast.«
Mit diesen Worten wandte sie sich ab und verließ den Pub. Katie blieb allein zurück, sprachlos vor Staunen. Erst als sie aufstand, um ebenfalls zu gehen, bemerkte sie, dass Jo ihren Wein nicht angerührt hatte.
KAPITEL 24
Kevin Tierney fuhr am Wochenende nicht nach Provincetown, wie er Coffey und Ramirez gesagt hatte. Nein, er blieb zu Hause, mit geschlossenen Vorhängen, und grübelte darüber nach, wie knapp er sie in Philadelphia verpasst hatte.
Es wäre ihm nicht gelungen, sie überhaupt bis dorthin zu verfolgen, wenn sie nicht am Busbahnhof einen großen Fehler gemacht hätte. Dass sie den Bus nehmen würde, war klar. Die Fahrkarten waren nicht teuer, und man musste keinen Ausweis vorlegen. Zwar wusste er nicht genau, wie viel Geld sie ihm gestohlen hatte, aber besonders viel konnte es nicht sein. Vom ersten Tag an hatte er die Finanzen kontrolliert. Er hatte sie immer gezwungen, ihm die Quittungen und das Wechselgeld zu geben, und nachdem sie das zweite Mal abgehauen war, hatte er sich angewöhnt, seinen Geldbeutel mit den Pistolen in dem Waffenkästchen einzuschließen, wenn er ins Bett ging. Aber manchmal schlief er auf dem Sofa ein. Wahrscheinlich hatte sie ihm den Geldbeutel aus der Hosentasche gezogen, ein paar Dollar geklaut und ihn heimlich ausgelacht. So wie sie morgens noch für ihn
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