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Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht

Titel: Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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gleich, dass sie draußen im Freien war. Dass sie ihn verlassen hatte.
    Ihr Handy klingelte zum dritten Mal. Der blaue Bus hielt an einer roten Ampel. Vor der nächsten Querstraße.
    Mit schnellen Schritten ging sie in das Restaurant. Dort waren die Straßengeräusche gedämpfter, aber immer noch zu hören. Außerdem klapperte hier das Geschirr, und die Gäste unterhielten sich. Direkt vor ihr befand sich die Theke der Empfangsdame, die gerade von einem Mann nach einem Tisch gefragt wurde. Katie war ganz übel. Schützend legte sie die Hand um das kleine Gerät und drehte sich zum Fenster. Hoffentlich konnte er nicht hören, was sich hinter ihr abspielte. Ihre Knie zitterten, als sie die Taste drückte und sich meldete.
    »Warum hast du so lange gebraucht, um ans Telefon zu kommen?«, wollte er wissen.
    »Ich war unter der Dusche«, antwortete sie. »Wie läuft’s?«
    »Ich habe etwa zehn Minuten Pause«, sagte er. »Wie geht es dir?«
    »Ganz gut, danke.«
    Er zögerte. »Du klingst irgendwie komisch«, sagte er. »Stimmt was nicht mit dem Telefon?«
    Die Ampel an der Ecke schaltete auf Grün. Der Shuttle- Bus blinkte, um anzuzeigen, dass er an den Straßenrand fuhr. Hoffentlich wartet er, dachte sie flehentlich. Die Gäste hinter ihr im Restaurant waren verblüffend leise.
    »Ich weiß es nicht. Du klingst völlig normal«, sagte sie. »Wahrscheinlich hast du dort eine schlechte Verbindung. Wie war die Fahrt?«
    »Nicht schlecht, als ich erstmal aus der Stadt raus war. Aber an manchen Stellen war die Straße immer noch vereist.«
    »Das klingt gar nicht gut. Sei vorsichtig.«
    »Kein Problem. Geht schon.«
    »Ich weiß.« Der Shuttle-Bus hielt jetzt an, der Fahrer blickte sich um und suchte nach ihr. »Ich sag das nur ungern – aber könntest du mich in ein paar Minuten noch mal anrufen? Ich habe nämlich Conditioner in den Haaren und würde ihn gern ausspülen.«
    »Okay«, knurrte er. »Ich ruf dich nachher wieder an.«
    »Ich liebe dich«, flötete sie.
    »Ich dich auch.«
    Sie ließ ihn auflegen, ehe sie selbst die Taste an ihrem Handy drückte. Dann verließ sie schnell das Restaurant und rannte zum Shuttle.
    Am Busbahnhof angekommen, kaufte sie eine Fahrkarte nach Philadelphia und wurde dabei nervös, weil sich der Mann hinter dem Schalter unbedingt mit ihr unterhalten wollte.
    Statt in der Halle zu warten, ging sie über die Straße, um zu frühstücken. Durch das Geld für den Shuttle und die Busfahrkarte war schon die Hälfte ihrer Ersparnisse aufgebraucht. Aber sie musste etwas essen. Sie bestellte Pfannkuchen, ein Würstchen und Milch und setzte sich in eine Nische. Jemand hatte eine Zeitung liegen lassen, und Katie zwang sich zu lesen. Kevin rief an, während sie noch da saß, und weil er wieder sagte, das Telefon klinge komisch, entgegnete sie, das liege bestimmt am schlechten Wetter.
    Zwanzig Minuten später stieg sie in den Bus. Eine ältere Dame deutete auf ihren dicken Bauch, als sie den Gang hinunterging.
    »Na – wie lange noch?«, fragte sie.
    »Noch einen Monat.«
    »Das erste?«
    »Ja«, antwortete Katie, aber ihr Mund war so trocken, dass ihr das Sprechen schwerfiel. Sie suchte sich einen Platz im hinteren Teil des Busses. Ringsum saßen Leute. Neben ihr, auf der anderen Seite des Gangs, befand sich ein junges Paar. Die zwei waren sicher noch keine zwanzig, das Mädchen hatte ein Bein über seines gelegt. Sie hörten Musik und wackelten dazu mit den Köpfen.
    Katie starrte aus dem Fenster, als der Bus losfuhr. Vielleicht war doch alles nur ein Traum? Sie erreichten die Autobahn, Boston wich immer weiter zurück, grau und kalt. Der Rücken tat ihr weh, es schneite immer noch, und die Autos, die den Bus überholten, bespritzten ihn mit Schneematsch.
    Wie gern hätte sie mit jemandem gesprochen! Am liebsten hätte sie allen erzählt, dass sie fortlief, weil ihr Mann sie schlug, und dass sie nicht die Polizei rufen konnte, weil ihr Mann die Polizei war. Sie wollte erzählen, dass sie nicht viel Geld hatte und dass sie nie wieder ihren eigenen Namen verwenden konnte. Wenn sie das täte, würde er sie finden, sie nach Hause schleifen und sie erneut verprügeln, nur dass er dieses Mal sicher nicht auf hören würde. Sie wollte ihnen sagen, dass sie schreckliche Angst hatte, weil sie nicht wusste, wo sie heute Nacht schlafen sollte oder was sie essen würde, wenn ihr Geld verbraucht war.
    Die Städte flogen vorbei. Der Verkehr auf der Autobahn wurde etwas spärlicher, dann war wieder mehr los.

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