Wie ein Prinz aus dem Maerchen
einsetzen, während die Loyalisten an meiner Familie als Herrscher über ganz Veronia festhielten. Es kam zu ersten Auseinandersetzungen, dann zirkulierte eine offizielle Petition zugunsten der Abspaltung des Nordens. Damals kam dein Vater auf die Idee, durch eine Vereinigung beider Königshäuser das Land für immer zu einen. Wider Erwarten folgten jedoch auf deine Vermählung mit Nikolas Unruhen und Aufstände.“
Alle schwiegen, und Isabel spielte mit der Serviette auf ihrem Schoß. Von der verführerisch duftenden Suppe hatte sie noch nicht einmal gekostet.
„Das muss eine schreckliche Zeit gewesen sein.“
„Seit fünf Jahren herrscht Frieden im Land – seit dem Tod des letzten Nachkommen der sorbischen Königsfamilie. So dachten und denken die Separatisten jedenfalls bis heute. Doch nun steigst du wie Phönix aus der Asche …“
„Dann halten wir meine Rückkehr einfach geheim“, platzte Isabel heraus und entschuldigte sich sogleich: „Verzeihen Sie die Unterbrechung! Ihr Land hat bereits genug gelitten. Ich will niemandem Kummer bereiten, zumal ich mir ohnehin nichts daraus mache, Prinzessin zu sein. Ich verlasse Veronia so schnell wie möglich, sobald meine Ehe aufgelöst ist. Falls das Erbe meines Vaters nicht auf mich übertragen werden kann, findet sich gewiss eine andere Lösung.“
„Ein ausgezeichneter Plan“, fand Nikolas. Er war stolz auf Isabel, die mutig das Wort ergriffen und die Dinge kurz und bündig auf den Punkt gebracht hatte – eine ihrer großen Stärken.
„Ich wünschte, es wäre so einfach“, bedauerte Dimitri. „Wir können die Separatisten nicht übergehen. Sie haben dem Friedensvertrag in dem Glauben zugestimmt, alle Mitglieder ihres Königshauses wären tot. Es könnte verheerende Auswirkungen auf unser Land haben, wenn sie erfahren, dass der Kronprinz die Ehe mit der wiedergefundenen sorbischen Prinzessin annullieren lässt, um eine Ausländerin zu heiraten.“
„Zählt denn überhaupt nicht, was ich will?“, fragte Isabel.
Ihr Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass sie die Ehe ebenso dringend aufzulösen wünschte wie er. Für ihn war das eine neue und überraschend schmerzhafte Erfahrung – noch keine Frau hatte ihn je aus freien Stücken verlassen!
„Der Bürgerkrieg, der durch unsere Verheiratung vermieden werden sollte, ist inzwischen vorüber. Es gibt keinen Grund für uns, zusammen zu bleiben“, wandte er ein.
„Loyalität ist die größte Stärke, aber auch die schlimmste Schwäche der Veronianer. Wir bleiben unseren Prinzipien treu, ob wir im Recht sind oder nicht“, entgegnete Dimitri.
„Das heißt hoffentlich nicht, dass wir die Ehe aufrechterhalten sollen?“
„Du hast mir zu verstehen gegeben, dass das nicht infrage kommt.“
Befreit atmete Isabel auf.
Juliana, die die Diskussion interessiert verfolgt hatte, presste die Lippen fest aufeinander, ließ aber keine Spur der Erleichterung erkennen, die Nikolas erwartet hatte. Rasch erklärte er:
„Juliana zu heiraten ist das Beste, was ich für Veronia tun kann – verzeih mir, Isabel.“
„Keine Ursache.“
„Du wiederholst dich.“ Dimitri blickte von Juliana über Isabel zu Nikolas. „Dann muss ich einen anderen Ehemann für Isabel finden, den sie heiratet, sobald die Annullierung rechtskräftig wird.“
„Was?“ Vor Schreck war Isabel laut geworden.
„Wieso?“, fragte Juliana bestürzt.
„Das meinst du nicht ernst!“ Nikolas fühlte sich für Isabel verantwortlich. Er hatte sie hierhergebracht und konnte nicht zulassen, dass sie nun gegen ihren Willen in eine arrangierte Ehe gedrängt wurde.
„Oh doch! Wir müssen die Separatisten vor vollendete Tatsachen stellen. Ist Isabel verheiratet, können sie nichts mehr an der Situation ändern. Bleibt sie dagegen ledig …“
„Dann könnten sie unsere Wiederverheiratung fordern oder sich hinter ihr zusammenschließen – gegen uns“, ergänzte Nikolas erschrocken.
Bislang war er davon ausgegangen, dass die Separatisten die derzeitige Regierung mittrugen. Von der Aufgabe, sein Land zu modernisieren, voll in Anspruch genommen, überraschte es ihn, dass seine Verbindung mit Isabel heute noch von Belang war. Diesen Irrtum musste sie nun ausbaden!
„Nein“, wandte sie ein, das Gesicht aschfahl. „Es muss eine andere Möglichkeit geben!“
„Gib uns Zeit, einen Ausweg zu finden, Vater.“
„Das Gericht tritt am Montag zusammen“, erklärte Dimitri. „Somit bleibt euch ein Tag, eine Alternative aufzutun, die den
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